13. Passauer Tetralog

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Die Gesprächsteilnehmer.

Der 13. Passauer Tetralog fand am 13. Juni 2010 im Rahmen der 58. Europäischen Wochen unter dem Thema „Frauen gestalten Politik“ vor einem voll besetzten Hörsaal statt. Veranstalter waren die Akademie für Politische Bildung in Tutzing und die Universität Passau in Zusammenarbeit mit den Festspielen Europäische Wochen Passau. Der Eintritt war frei.

Für weitere Informationen siehe: Passauer Tetralog.

Infos

  • Ort: Audimax, Hörsaal 9, Universität Passau
  • Datum: 13. Juni 2010, 11:45 Uhr
  • Thema: Frauen gestalten Politik

Gesprächsteilnehmer

  • Kazimiera Prunskiene, Ministerpräsidentin a.D. aus Litauen, Mitgestalterin des politischen Umbruchs im Baltikum um 1990 und bis heute aktive Politikerin
  • Christine Scheel MdB, Vorsitzende des Finanzausschusses des Deutschen Bundestages und Mittelstandsbeauftragte von Bündnis 90/Die Grünen
  • Natascha Kohnen MdL, Generalsekretärin der SPD Bayern
  • Reserl Sem MdB, Vorsitzende der Frauen Union Niederbayern

Kurzfristig absagen musste Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP).

Die Leitung und Moderation lag bei Prof. Dr. Heinrich Oberreuter, dem Direktor der Akademie für Politische Bildung in Tutzing.

Fazit

Frauen sind eher resultatorientiert, Männer dagegen durchaus machtbezogen. Darin waren sich die Diskussionsteilnehmerinnen des 13. Passauer Tetralogs an der Universität Passau einig.

Oberreuter stellte in seiner Moderation die Frage, ob Frauen „eine andere, individuelle und befruchtende, ganzheitlichere Sicht auf die Politik“ haben – etwa in Bezug auf die Finanzkrise. Scheel bestätigte diese Ansicht, betonte das frühe Engagement von Frauen für die Zukunft durch die Diskussion der Themen Bildung, Umwelt, Klima und verweist auf Erfolge bei der rechtlichen Gleichstellung: Vergewaltigung in der Ehe wurde zum Beispiel erst in den 1990ern Straftat.

Die Frage, wie eine Gleichstellung von Frauen auch praktisch gelöst werden kann, wirft der Beitrag von Kohnen auf: Sie stellt fest, dass es zwar ungefähr gleichviel männliche und weibliche Uniabsolventinnen gibt, bei der dann folgenden beruflichen Karriere aber die Männer die Nase vorn haben. Statt auf Sachfragen konzentrieren diese sich offenbar mehr aufs sogenannte „Netzwerken“ – und haben damit Erfolg.

Lösungsvorschläge für eine größere Präsenz von Frauen in Führungspositionen wären neben der bekannten Prozentklausel, die einen bestimmten zahlenmäßigen Anteil an Frauen vorschreibt, das Reißverschlusssystem der Grünen, wo sich Frauen und Männer abwechseln. Möglich sei auch das Mentoring-Programm der Frauen-Union, in dem eine politisch erfahrene Frau eine Neue persönlich einweist, wie Sem hervorhebt. Für sie spiele ohnehin nicht das Geschlecht eine Rolle, vielmehr gebe für sie die Persönlichkeit von Politikern und Politikerinnen den Ausschlag.

Auch Prunskiene unterscheidet aufgrund ihrer Erfahrungen in der internationalen Politik ein resultatorientiertes weibliches Vorgehen von einem machtorientierten männlichen. Dass Frauen in leitenden Positionen - sie war als Ministerpräsidentin die einzige Frau in einem Kabinett von 19 Männern - manchmal als „männlich“ angesehen werden, stört sie nicht, da dies mit kulturellen Rollenbildern zu tun hat. Insgesamt plädiert das Podium für einen neuen Diskussionsstil in der Politik, der sich mehr an Sachverstand und Verantwortung orientiert, um dem zunehmenden Politikfrust entgegenzuwirken.

Literatur