61. Europäische Wochen

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Der gelbe Engel, das Logo der EW.

Die 61. Europäischen Wochen im Jahr 2013 standen unter dem Thema „ZWISCHEN den HORizonten“ und versuchten damit eine Öffnung für ein noch bunteres Publikum. Vom 28. Juni bis zum 28. Juli umfasste das Programm insgesamt 60 Veranstaltungen aus diversen Bereichen, wie beispielsweise Musik, Theater, Lesungen, Filme, Vorträge und Ausstellungen.

Schirmherren der 61. Europäischen Wochen waren der Ministerpräsident der Tschechischen Republik, Petr Nečas, der Bayerische Ministerpräsidenten Horst Seehofer und der Landeshauptmann von Oberösterreich, Dr. Josef Pühringer.

Für weitere Informationen siehe: Festspiele Europäische Wochen Passau.

Über die 61. Europäischen Wochen

Thema

„Nachdem wir uns im ersten Jahr meiner Intendanz der Donaumonarchie unter dem Dreivierteltakt-seligen Motto ,An die schöne blaue Donau‘ gewidmet haben, begeben wir uns nun in ,Zwischenräume‘“, so Peter Baumgardt bei der Programmvorstellung im Herbst 2012. Demnach lautete das Motto 2013: „Zwischen den Horizonten“. Die Charakteristika, das spezifisch Eigene der unterschiedlichen Donau-Kulturen wollen die EW exemplarisch herausstellen. „Wir wollen uns jedem Horizont dieser eigenen Donau-Welten annähern“, so Baumgardt. Vielfalt sei ein Kennzeichen des Programms: Volksgut, Folklore, Klezmer, Traditionals, Zigeuner-Jazz, Klassik, Balkan-Brass und Ethno-Pop sowie eine Experimentierfreude in U- und E-Musik sind die Kennzeichen der Festspiele 2013.

Programm

Die 61. Festspiele lockten mit großen Namen: allen voran Vesselina Kasarova. Die bulgarische Mezzosopranistin ist ein Weltstar, nicht zuletzt durch ihre Auftritte zusammen mit Anna Netrebko. Die Sängerin mit dem unverwechselbaren Timbre wird einen Liederabend geben. Der Cellist und Dirigent David Geringas war Artist in Residence, zusammen mit den Brünner Philharmonikern als Orchestra in Residence. Musiker, die auf der ganzen Welt spielen, waren zu Gast: die Klarinettistin Sabine Meyer und der Cellist Mischa Maisky sowie das Münchner Philharmoniker mit Bachs „Johannes Passion“, das Brucknerorchester Linz, das Kammerorchester Basel und das Orchester Wiener Akademie. Auch Schauspieler Klaus Maria Brandauer konnte wieder gewonnen werden. Er kam mit dem Programm „Peer Gynth“. Jazzmusik, Musik der Sinti und Roma waren weitere wichtige Eckpfeiler des Programms. Auch die Bildende Kunst wurde weiter geführt: es gab abermals eine Ausstellung mit Videokunst.

Eröffnung

Die Brünner Philharmoniker beim „Fest für alle“ auf dem Residenzplatz. (Foto: Jäger)
Beim Eröffnungsgottesdienst im Dom. (Foto: Jäger)

Die Festrede vor rund 480 geladenen Gästen im Passauer Rathaussaal hielt ein Musiker, dessen Biografie exemplarisch ist für das Leben „Zwischen den Horizonten“: der 1946 in der litauischen Hauptstadt Vilnius geborene und seit 1976 in Deutschland lebende Star-Cellist und Dirigent David Geringas. „Wenn man in ein neues Land kommt, fängt ein ganz anderes Leben an“, sagte Geringas und appellierte, sich auszutauschen und das „wechselseitige Unwissen“ zu überwinden. Offenheit für Fremdes ist nach Geringas keine Frage der Bildung, sondern eine des Herzens. Heftig kritisiert er Teile des Klassikpublikum: „Es gibt Städte mit Menschen, die gar nichts anderes gelernt haben als ins Konzert zu gehen und ihre Vorkenntnisse zu überprüfen: Aha, der spielt gut, die Intonation ist sauber, die Töne sind richtig.“ Er wünsche sich stattdessen Hörer, die Musik mit größter Liebe annehmen. Und schließlich: Wer seinen Horizont weiten will, braucht auch Konflikt und Widerstand. Manchmal entwickle sich gerade durch die Gegenwehr eines unwilligen Publikums die intensivste Energie, so Geringas.

Intendant Peter Baumgardt kündigte an, dass die EW das erste Festspiel-Wochenende zu einer Benefizaktion für die Fluthilfe nach dem verheerenden Hochwasser umwidmen. Unter anderem spenden die Münchner Philharmoniker die gesamten 45.000 Euro Gage ihres Konzerts am Sonntag. EW-Vereinsvorsitzender Willi Schmöller sagte: „Wir wollen ein Zeichen setzen: Wir werden auch weiterhin die Kulturstadt in Ostbayern bleiben!“ Und Kunstminister Heubisch dankte unter langem, innigen Applaus den Studenten der Initiative „Passau räumt auf“. Oberbürgermeister Jürgen Dupper verglich die Festspiele mit Sisyphos, der sein Lebtag lang schwere Steine wälzt – und dabei glücklich ist, wie Albert Camus sagt. „Kultur kostet Geld, aber Unkultur ist unbezahlbar“, sagte Oberösterreichs Landtagspräsident Viktor Sigl.

Nach dem Festakt fand erstmals statt des traditionellen Staatsempfangs in den Räumen der Fürstbischöflichen Residenz ein „Fest für alle“ mit vier Bühnen und einer Fülle von Künstlern auf dem Residenzplatz bei freiem Eintritt statt. Nach dem Hochwasser brachte das wieder ein Stück Normalität zurück in die Altstadt: Klassik und Jazz ließen für einige Stunden alle Probleme vergessen. Das freigewordene Budget des Staatsempfangs wurde – in Absprache mit der Bayerischen Staatskanzlei – bereitgestellt, um für die ganze Bevölkerung Freibier, Freigetränke und Essen bereitzustellen. Spenden waren selbstverständlich erwünscht und erhofft – das Geld wird von den EW komplett an hochwassergeschädigte Passauer weitergeleitet. Zudem verzichteten neben den Münchner Philharmonikern auch viele andere Künstler auf ihre Gage.

Musikalisch stand das Eröffnungsevent ganz im Zeichen der sich neue Publikumskreise erschließenden Festspiele. Die bunte Vielfalt der Musik wusste zu begeistern, zwischen rumänischen Walzern des „Maxim Quartet“, Opernarien, dem Balkan-Rap von „Gipsy.cz“ und den sinfonischen Filmmusiken der Brünner Philharmoniker. Auch die Studenten zeigen sich immer besser ins Leben der Stadt eingebunden: Für seinen bravourösen Auftritt erntete das Uni-Orchester viel Applaus. Anrührend ein Bach-Choral der Ulrichsbläser Büchlberg in Erinnerung an den in der Woche zuvor verstorbenen Altbischof Franz Xaver Eder. Hochzufrieden mit dem gelungenen Auftakt zeigte sich nicht nur Intendant Peter Baumgardt, sondern auch Vorsitzender Willi Schmöller: „Die EW wollen sich öffnen, und das ist hier hervorragend gelungen“.

Bilanz

Mit Mozart, Sabine Meyer an der Klarinette und dem Kammerorchester Basel wurden die 61. Europäischen Wochen in der Passauer Studienkirche beendet. Alles in allem wurden 2013 rund 11.200 Karten verkauft. Das liegt weit unter den 13.700 Besuchern zum Abschied von Intendant Pankraz Freiherr von Freyberg im Jahr 2011, aber deutlich über Peter Baumgardts Premiere 2012. Die Qualität der Festspiele Europäische Wochen war den Kritiken zufolge – von wenigen Ausreißern abgesehen – über vier Wochen bestechend, Besucher und Kritiker zeigten sich mitunter euphorisch.

Literatur

Weblinks


Festspiele Europäische Wochen Passau

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