Anton Maria Schyrleus de Rheita

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Anton Maria Schyrleus de Rheita, auch Anton Maria d’Rheita, bürgerlich Johann Burchard Schyrle, (* 1604 in Reutte, Tirol; † 11. November 1659 in Ravenna, Italien) war ein deutscher Kapuzinerbruder, Priester und Astronom. Er gilt bis heute als Pionier der Fernrohrkonstruktion.

Leben und Wirken

Priester, Beichtvater und Diplomat

Mit 18 Jahren trat Schyrle als Mönch in das Augustiner-Chorherrenkloster Indersdorf ein. 1623 begann er ein dreijähriges Studium in Ingolstadt. Hier machte er sich nicht nur mit der Astronomie vertraut, sondern eignete sich auch die Kenntnis an, Linsen zu schleifen und sie durch den Wechsel von Konkav- und Konvexlinsen so anzuordnen, dass gewünschte Vergrößerungen erreicht wurden. Nach seinem Studium kehrte Schyrle nicht mehr zu den Augustinern zurück, sondern trat 1627 in Passau in den Kapuzinerorden ein. Hier erhielt hier bei seiner Profess den Ordensnamen Anton Maria Schyrleus mit dem Zusatz de Rheita für „von Reutte“.

Wie lange er im Passauer Konvent blieb, ist nicht belegt. 1636 sandte ihn sein Orden als Lektor der Philosophie nach Linz, wo er dem gefangen gehaltenen Trierer Erzbischof und Kurfürsten Philipp Christoph von Sötern als Beichtvater und Berater, später auch als Diplomat und Kurier diente. 1641 wurde er deshalb von Kaiser Ferdinand III. aus allen habsburgischen Ländern verbannt.

Schaffenszeit als Astronom, Verfolgung und Tod

In der Folge ging Schyrle nach Köln, wo er 1642 astronomische Beobachtungen und optische Messungen anstellte. 1643 erschien in Löwen sein wissenschaftliches Erstlingswerk. 1645 konstruierte Schyrle erstmals ein terrestrisches Fernrohr. In Antwerpen gab er im gleichen Jahr sein wissenschaftliches Hauptwerk Oculus Enoch et Eliae heraus, in dem er sein binokulares Teleskop vorstellte.

1645 ging er mit dem freigelassenen Kurfürst Philipp Christoph von Sötern nach Trier und wurde dessen politischer Berater. Nach dem Tod des Kurfürsten 1652 musste er die Stadt verlassen, um so einer Festnahme zu entgehen. Seine Gegenspieler traten jedoch einen Inquisitionsprozess los, der Schyrle fortan verfolgen sollte. 1653 wurde er in Brüssel unter Arrest gestellt, konnte jedoch fliehen. 1656 kam er in Bologna in Klosterhaft und 1657 verfügte Papst Alexander VII. seine Verbannung nach Ravenna, wo er 1659 starb ohne jemals wieder in Freiheit gewesen zu sein.

Schyrle gilt als einer der Pioniere der Fernrohrkonstruktion; sein Teleskop aus vier konvexen Linsen ermöglichte bis dahin nicht erreichte Beobachtungen. Heute allgemein gültige Begriffe wie „Objektiv“ und „Okular“ sind seine Wortschöpfungen.

Literatur

  • Ludwig Darmstaedter (Hrsg.): Handbuch zur Geschichte der Naturwissenschaften und der Technik. 2. Auflage, Berlin 1908 (S. 122), PDF
  • Franz Mader, Stadtarchiv Passau: Tausend Passauer. Passau 1995, ISBN 3-924484-98-8 (S. 190)
  • Inge Keil: Augustanus Opticus. Johann Wiesel (1583-1662) und 200 Jahre optisches Handwerk in Augsburg. Berlin 2000 (S. 66 ff.)

Weblinks