Hauptbahnhof Passau

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Blick auf den Hauptbahnhof von der Grünaustraße aus.
Blick auf den Hauptbahnhof mit ICE vom Poststeg aus.
Blick auf Passau mit dem Hauptbahnhof und den Gleisen.

Der Hauptbahnhof Passau ist der wichtigste Personenbahnhof der Stadt und der Region. Täglich wird er von durchschnittlich 77 Zügen angefahren und von rund 6.700 Fahrgästen genutzt. Der Bahnhofskomplex besteht aus acht Bahnsteiggleisen, darunter drei Stumpfgleisen und drei Durchgangsgleisen. Das 1860 im klassizistischen Stil erbaute Bahnhofsgebäude ist 130 Meter lang. Über den Gleisen steht seit 1975 das erste „Brückenpostamt“ Deutschlands.

Auf Bahngleis 1 der Passauer Hauptbahnhofs.

Verbindungen

In Passau halten ICE und IC-Züge des Fern- und des Nahverkehrs der DB und der ÖBB, teils auch des Nachtreiseverkehrs ÖBB. Mit dem ICE bestehen alle zwei Stunden Verdindungsmöglichkeiten von Wien über Linz nach Frankfurt und vereinzelt bis Dortmund. Der Nahverkehr führt in Richtung München (Linie 931) und Regensburg (Linie 880) sowie über die Rottalbahn nach Mühldorf am Inn (Linie 946) und die Westbahn Richtung Wels und Linz (Linie 150). Außerdem fährt seit 2011 auch die Ilztalbahn GmbH und seit 2020 die Granitbahn den Bahnhof an. Am Bahnhofsvorplatz bestehen zudem zahlreiche Busverbindungen in der Stadt und ins Umland.

Geschichte

Vorbereitungen

Anfangs sah es nicht nach einer friedlichen Lösung aus. Als bei der Vermessung der Grundstücke Signalstangen gesetzt wurden, rissen die empörten Bewohner der Hofmark St. Nikola diese aus. Am 18. März 1857 ermächtigte das Innenministerium die Regierung von Niederbayern, das Zwangsentäußerungsverfahren für die Grundstücke und Anwesen einzuleiten, die von der Ostbahn in Passau benötigt wurden.

Bereits 1857 setzten die Schätzmänner die Entschädigung für die Landabtretung fest. Trotz des Geldregens, der in Aussicht stand und über 33 Beteiligte niedergehen sollte, waren diese mit der Schätzungskommission unzufrieden, da sie ihre Grundstücke fast doppelt so hoch bewerteten als diese. Erst als mit Strafen gedroht wurde, so Heimatforscher Otto Geyer, wurden die Arbeiten fortgesetzt. Am geplanten Bahnhofsplatz mussten schließlich zwei Anwesen niedergerissen werden.

Am 27. Februar 1858 übersandte Ostbahndirektor Paul von Denis dem Verwaltungsrat den Entwurf für „die Anlage des Bahnhofes zu Passau“ in der Vorstadt St. Nikola. In diesem Schreiben bekannte er unumwunden, dass der Ankauf von mitunter wertvollen Anwesen und Gärten sicher beträchtliche Kosten verursachen würde, was jedoch unvermeidlich sei. Der Ostbahn-Aufsrichtsrat stimmte am 17. März 1858 den Plänen einstimmig zu und schon am 10. Juni des Jahres waren die Grundablösungen in der damaligen Vorstadtgemeinde St. Nikola „zur allgemeinen Zufriedenheit“ beendet. Die zu erwartenden Grundstücks-Ablösungssummen löschten den anfänglichen Widerstand der Bevölkerung aus.

Bahnhofsbau

Zeitgleich begann von Vilshofen an der Donau aus der Bau der Bahnlinie nach Passau. Der schwierigste und aufwendigste Bauabschnitt lag im Bereich der Löwenwand in Schalding r.d.D., hier mussten große Felssprengungen vorgenommen werden. Baubeginn des Bahnhofs war im Frühsommer 1858. Gleichzeitig wurde mit den österreichischen Stellen verhandelt, und trotz einer großen Besprechung am 21. Dezember 1859 gab es noch immer einige Unstimmigkeiten. Erst am 1. September 1860 schrieb k. u. k. Unterstaatssekretär Koller des Ministeriums des Äußeren an die bayerische Gesandtschaft, dass man im allgemeinen gegen die Bahnhofspläne nichts einzuwenden habe.

Gegenüber dem Peschl-Keller war man gezwungen, das Gelände durch Sprengschüsse aufzureißen, die einen Steinhagel in die Umgehung sandten, worüber sich die Gäste des Sommerkellers beschwerten, da sie in ihrer Gemütlichkeit nicht gestört sein wollten. Nachdem feststand, dass die vollkommene Fertigstellung nicht in weniger als 16 Monaten erfolgen konnte, wurde Ende Juli 1860 die provisorische Einsteighalle des Münchner Ostbahnhofs abgebrochen und in Passau im August wieder aufgebaut.

Am 16. September 1860 um 15 Uhr fuhr schließlich der „Probezug“ von Straubing aus im Passauer Bahnhof ein. Eine begeisterte Menschenmenge um Bürgermeister Dominik Praßlberger empfing die Gäste der Eröffnungsfahrt. Die Mitfahrt der drei bayerischen Minister Karl Ignatz Freiherr von Schrenck von Notzing, Max von Neumayr und Benno Heinrich von Pfeufer mit Ministerialräten zeigt die Bedeutung der Bahnstrecke für das Königreich.

Im Gasthof Wilder Mann von Anna und Anton Niederleuthner fand zu Ehren der Bahneröffnung ein „fröhliches Mahl“ statt, an dem 40 Honoratioren teilnahmen. Wie der Erforscher der regionalen Eisenbahngeschichte Walther Zeitler recherchiert hat, wurden während des Festdiners mehrere Hochs auf seine Majestät König Maximilian II., auf die Firmen und Ingenieure, die am Bau beteiligt waren und auf Passau ausgebracht.

Beleuchtungsprobleme

Ein Sorgenkind war die sandige und bei Nacht schlecht beleuchtete Straße vom Bahnhof zum Ludwigstor, das auf dem heutigen Ludwigsplatz stand. Laut Geyer beleuchteten lediglich „vier Ölfunzeln“ die Straße. Fünf Jahre lang wurde um eine bessere Beleuchtung gerungen. Die Gemeinde St. Nikola war zahlungsschwach, die Stadt Passau noch nicht zuständig. Da finanzierte der Brauereibesitzer Josef Schmerold von St. Nikola eine Gasbeleuchtung. 1865 brannten nun auf der „fast zehn Minuten langen Strecke fünf Gaslaternen“. Erst nach Eingemeindung der Hofmark St. Nikola im Jahr 1870 besserten sich allmählich die Straßen und Beleuchtungsverhältnisse. Mit einer regelrechten Kampagne warb Passau 1906, bereits ein Jahr vor Eröffnung des E-Werks und dem erstmaligen Fließen elektrischer Energie, für die moderne Technik. Das E-Werk wurde am 1. April 1907 eröffnet.

Weiterer Bahnbau & Bahnhofsumbau

Eine besondere Herausforderung für den Sektionsingenieur Ludwig Schlichtegroll, der den Bahnbau in Passau leitete, war der 172 Meter lange Tunnel unter dem Kleinen Exerzierplatz. Der wichtige Veranstaltungsplatz, auf dem die Passauer Maidult stattfand, sollte nicht durch die Eisenbahn zerstört werden. Die Weiterführung der Strecke nach Österreich als „Königlich Kaiserliche privilegierte Kaiserin Elisabeth-Bahn“ war in einem Staatsvertrag geregelt. Für die 94,8 Meter lange Kaiserin-Elisabeth-Brücke über den Inn wurde am 20. Februar 1860 der Grundstein gelegt. Am 31. Juli 1861 fuhr die erste Eisenbahn mit „illustren Gästen“ von Schärding nach Passau. Bevor die Eisenbahnbrücke überquert wurde, stiegen die Fahrgäste aus und beobachteten, wie zehn Transportwägen von je 500 Zentner Gewicht die über die Brücke gezogen wurden und damit deren Tragfähigkeit erfolgreich unter Beweis stellten. Am 1. September 1861 wurde die Strecke Passau-Wels für den öffentlichen Verkehr eröffnet.

Am 1. September 1879 wurde die Rottalbahn zwischen Neumarkt-St. Veit und Pocking in Betrieb genommen. In Erwartung des verstärkten Betriebs bei Einführung dieser Bahnlinie in den Bahnhof Passau musste dieser erweitert werden. Der Umbau begann am 14. April 1887. Damals wurde auch das neue Maschinenhaus an der Haitzinger Straße mit 165 Metern Frontlänge und einer großen Drehscheibe errichtet. Bis zu diesem Umbau kreuzte die Staatsstraße nach Regensburg mehrmals das Bahnhofsgelände. 1887 entschloss man sich zum Bau eines eigenen Postamts neben dem Bahnhof. Als besondere Auflage war mit dem Bau die Errichtung eines Fußgängerstegs über den Bahnhof zum Preis von 20.000 Mark verbunden. Am 2. April 1888 genehmigte die bayerische Staatsregierung dieses Vorhaben.

Das Passauer Bahnhofsgelände um 1900.

Im 20. Jahrhundert

Am 15. Oktober 1888 wurde die Rottalbahn zwischen Passau und Pocking eröffnet, die somit durchgehend bis München befahrbar war. Am 6. Dezember 1890 folgte die Strecke Passau-Röhrnbach, die Bahnstrecke Passau-Freyung wurde am 15. Dezember 1892 für den Gesamtverkehr von Passau nach Freyung freigegeben wurde. Durch ein Gesetz vom 28. April 1882 wurde der Bau der Lokalbahn Passau-Hauzenberg genehmigt, die am 15. November 1904 in Betrieb genommen wurde. Die Lokalbahn Passau-Hauzenberg erhielt 1909 von Erlau aus einen Anschluss nach Obernzell, von wo 1912 die Zahnradstrecke Obernzell-Wegscheid in Betrieb genommen wurde.

Während des Zweiten Weltkriegs gab es mehrere Luftangriffe auf den Bahnhof, die einige Tote und Verletzte sowie erheblichen Sach- und Gebäudeschaden verursachten. Die Eisenbahnbrücken über die Donau und über den Inn wurden von deutschen Soldaten gesprengt und mussten nach Kriegsende im Laufe der Jahre wiederhergestellt werden.

Einen neuen Abschnitt für den Passauer Hauptbahnhof leitete die Aufnahme des elektrischen Zugverkehrs durch die Österreichischen Bundesbahnen auf der Strecke Wels-Passau am 22. Mai 1955 ein. Damals wurde der Tunnel unter dem Kleinen Exerzierplatz erneuert und verkürzt sowie die Eisenbahnüberführung in der Grünaustraße abgebrochen und in Spannbeton neu aufgebaut. Am 26. Mai 1959 wurde der „elektrische Zugbetrieb“ auf der Strecke Passau-Regensburg eröffnet.

Lokomotiven aus dem Jahr 1964.

Der Passauer Bahnhof wird seit dem Jahr 1951 als Binnenbahnhof genutzt, und das sowohl von der ÖBB als auch von der DB. Deshalb gab es in früheren Zeiten eine Mauer, die die Passagier-Unterführungen voneinander trennte und die Grenz- und Zollkontrollen ermöglichte. Nach dem EU-Beitritt Österreichs 1995 wurde diese Mauer fast komplett abgerissen. Auf dem Rest der Mauer wurde für Klaus März und Georg Schachner eine Gedenktafel angebracht. Die beiden Polizisten waren am 11. November 1993 in einem Intercity auf dem Weg nach Passau ermordet worden.

Am 28. Juli 2008 starben zwei Arbeiter bei einem tödlichen Arbeitsunfall am Hauptbahnhof.

Die historische Dampflok verlässt Passau zur Jubiläumsfahrt nach Straubing. (Foto: Geisler/Mirecki)

150-jähriges Jubiläum

2010 feierten der Passauer Hauptbahnhof und die Ostbahnstrecke Passau-Straubing ihr 150-jähriges Bestehen. An den zwei Tagen des 11. und 12. Septembers kamen rund 5.500 Besucher. Auf dem Bahngleis gab es mit musikalischer Begleitung der Stadtkapelle Passau für die Geburtstagsgäste den aus diesem Anlass entworfenen Sonderstempel des Briefmarken-Sammlervereins und eine Sonderbriefmarke der österreichischen Post zu sehen. Rund 450 Gäste nutzten auf der Jubiläumsfeier die Gelegenheit der Nostalgiefahrt der Passauer Eisenbahnfreunde von Passau nach Straubing. Bei einem der Zwischenstopps in Vilshofen, Osterhofen oder Plattling konnten die Fahrgäste den glühenden Kessel und das Kohlelager aus nächster Nähe inspizieren, den Lokführer mit Fragen löchern und in Straubing das Abkoppeln und Rangieren der Lok erleben.

Seit Mai 2010 ist auf der Strecke Passau-München zudem ein Fahrplan im Stundentakt möglich.

Um- und Ausbau ab 2013

Der Passauer Hauptbahnhof wird bis zum Frühjahr 2017 barrierefrei um- und ausgebaut. Im Rahmen des 21,5 Millionen teuren Projekts werden sowohl die Inselbahnsteige als auch der Hausbahnsteig mit Aufzügen ausgestattet. Außerdem wird der Weg zwischen Bahnhof und Omnibusbahnhof verkürzt, der Hausbahnsteig wird um 76 cm angehoben und die Unterführung verbreitet. Der Freistaat Bayern schießt dem Projekt 7,2 Millionen Euro zu.

Am 11. Juli 2013 erfolgte der Spatenstich des in Passau lange erwarteten Projekts, zu dem auch der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bahn Dr. Rüdiger Grube persönlich nach Passau kam. Vier Wochen vor dem Spatenstich erlitten die Anlagen einen Hochwasserschaden. Die später zum Rückbau vorgesehene, jetzige Unterführung und Kellerräume waren geflutet, es entstand ein Schaden von 400.000 Euro. Durch das Hochwasser bedingt begannen dann im März 2014 verspätet die eigentlichen Umbau- und Renovierungsarbeiten, welche im Frühjahr 2017 abgeschlossen sein sollen. Im April 2015 lag man mit dem Großprojekt im Kosten- und Zeitplan.

Gebäude und Einrichtungen

Weitere Bilder

Kontakt

Hauptbahnhof Passau
Bahnhofstraße 29
94032 Passau

Telefon: +49 911 2191055 (Nürnberger 3S-Zentrale für Bahnhöfe)

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Literatur

Weblinks