Bahnstrecke Erlau-Wegscheid

Aus RegioWiki Niederbayern
Wechseln zu: Navigation, Suche
Verlauf in Niederbayern
Stationen und Abzweige
Kreuzungen und Details
Schienenbus auf dem Obernzeller Viadukt
Wiederaufnahme des Güterzugbetriebs am 8. Januar 1963. Der Zahnradschienenbus schiebt den als Steuerwagen ausgerüsteten Packwagen bei Mitterwasser vor sich her bergauf.
Schienenbus im Bahnhof Wegscheid

Die Bahnstrecke Erlau-Wegscheid war eine eingleisige Nebenbahn in Niederbayern. Aufgrund der extremen Steigungen vom Donautal hinauf in den Bayerischen Wald mussten die Abschnitte zwischen Obernzell und Untergriesbach sowie zwischen Mitterwasser und Wegscheid als Zahnradbahn ausgeführt werden. Die Strecke war die einzige bayerische Zahnradbahn in Regelspurausführung. Ursprünglich war ein Weiterbau bis nach Aigen-Schlägl (Oberösterreich) mit Anschluss an die Mühlkreisbahn nach Linz-Urfahr geplant. Dieser konnte jedoch wegen Ausbruchs des Ersten Weltkriegs nicht mehr realisiert werden.

Verlauf

Erlau - Obernzell - Untergriesbach - Wildenranna - Wegscheid

Geschichte

Planung und Bau

Bereits im Jahr 1893 bildete sich in Wegscheid ein Bahnkomitee, das eine Lokalbahn von Waldkirchen über Breitenberg nach Wegscheid forderte. Ein Jahr vorher war die Bahnstrecke Passau-Freyung eröffnet worden, an die man bei Waldkirchen eine Anbindung erhoffte.

Das Ergebnis der zahlreichen jahrelangen Bemühungen von verschiedenen Seiten war aufgrund des ungünstigen Terrains zwischen Obernzell und Wegscheid zunächst die Bahnstrecke Passau-Hauzenberg, die am 15. November 1904 eröffnet wurde. Erst am 12. Juli 1906 wurde ein Lokalbahngesetz verkündet, das auch die Strecke Erlau-Wegscheid enthielt.

Wenig Schwierigkeiten machte der Bau der Zweigstrecke von Erlau nach Obernzell, die am 15. Mai 1909 dem Verkehr übergeben werden konnte. Der Weiterbau dagegen führte zu langwierigen Diskussionen. Eine Lok der Baureihe BB II hätte die 6875 Meter lange Steigungsstrecke mit einer Steigung von 1:14 durch 79 Kurven nur mit einer Geschwindigkeit von 6-8 km/h bewältigen können. So entschied man sich für den Zahnstangenbetrieb, der erlaubte, den Bahnhof Wegscheid um acht Meter höher und näher an den Markt heranzurücken und die Strecke zwischen Wildenranna und Wegscheid um 2,2 Kilometer zu verkürzen, was Baukosten von 92.000 Mark ersparte. Am 1. September 1912 wurde Untergriesbach erreicht, und zum 1. Dezember 1912 konnte die 20,11 Kilometer lange Strecke mit 5313 Metern Zahnstangenausrüstung in Betrieb genommen werden.

Betrieb

Den Betrieb besorgten zunächst drei Dampfloks PtzL 3/4, die 1923 durch eine weitere Lok verstärkt wurden. Die beiden Steilstreckenabschnitte zwischen Obernzell und Untergriesbach sowie zwischen Mitterwasser und Wegscheid mussten bei der Bergfahrt durch Schubverkehr bewältigt werden, was jeweils das Umsetzen der Lokomotive an den Schluss des Zuges erforderte. Dadurch benötigte 1924 ein Personenzug von Obernzell nach Wegscheid für die 20,1 km lange Strecke etwa zwei Stunden.

Nach dem Zweiten Weltkrieg konnte die Strecke erst nach der Weihe der neuen Kräutlsteinbrücke am 13. Mai 1949 wieder befahren werden. Der Verkehr wurde jetzt immer mehr auf die Straße verlagert, insbesondere auf die parallel verlaufende und Jahr für Jahr besser ausgebaute B 388. Den Reisezugbetrieb zwischen Erlau und Wegscheid übernahmen ab Oktober 1953 zweimotorige Schienenbusse VT 989 im Reibungsbetrieb. Am 5. Januar 1963 wurde die letzte betriebsfähige Dampflok, die seit 1953 täglich noch ein Güterzugpaar befördert hatte, außer Betrieb gesetzt.

Am 22. November 1963 unternahm eine Komission mit dem Zahnstangenschienenbus 979, dem der Packwagen Pwghs 54 und drei Güterwagen angehängt waren, eine Probefahrt auf der Steilstrecke. Ab 8. Januar 1963 durfte der Zahnstangenschienenbus mit bis zu 40 t Last im Güterverkehr eingesetzt werden, so dass der Güterzugbetrieb wiederaufgenommen werden konnte.

Das Ende

Am 28. Januar 1965 gab es zwischen Erlau und Obernzell einen großen Felssturz, der die Strecke blockierte. Politische Bestrebungen, die Strecke nach Wegscheid wieder in Betrieb zu nehmen scheiterten an Interessensmangel seitens der Bundesbahn. Die Bahnhöfe Wegscheid und Untergriesbach wurden schon zum 1. Januar 1968 geschlossen. Am 31. März 1970 konnte der Güterzugbetrieb zwischen Erlau und Obernzell wiederaufgenommen werden, jedoch nicht mehr bis Wegscheid. Der Reisezugverkehr zwischen Erlau und Obernzell und der Gesamtbetrieb zwischen Obernzell und Wegscheid, die beide praktisch schon eingestellt waren, wurden von der Bundesbahndirektion Regensburg in einer Erklärung vom 18. Mai 1973 mit Ablauf des 31. Juli 1973 als „rechtswirksam“ erklärt.

Im Frühjahr 1975 wurde die Bergstrecke abgebaut und im Sommer 1982 der imposante Obernzeller Viadukt abgetragen. Im Frühjahr 1983 wurde der Bahnhof Untergriesbach abgerissen.

Die Talstrecke, nun nurmehr eine Stichbahn der Hauzenberger Strecke, band zuletzt das Galvanikwerk Galvano Bauer in Obernzell an. 2002 erlitt die Zulaufstrecke durch massive Regenfälle Unwetterschäden an mehreren Stellen. Seither verwuchert die Strecke zunehmend, und sie wurde inzwischen stillgelegt. Da die Talstrecke für den Tourismus und lokalen Güterverkehr bedeutsam ist, wird sie jährlich freigeschnitten und soll langfristig von ihrem neuen Eigentümer, der Deutschen Regionaleisenbahn GmbH wieder reaktiviert werden. Auf der Trasse der ehemaligen Bergstrecke verläuft heute großteils ein Radweg.

verkehrende Linien

derzeit kein Betrieb

Stationen

Anschließende Bahnstrecken

Knotenpunkt Erlau

Wichtige Bauwerke an dieser Strecke

Literatur

  • Walther Zeitler: Eisenbahnen in Niederbayern und in der Oberpfalz, Buch & Kunstverlag Oberpfalz, Weiden 1985, ISBN 3-924350-01-9

Weblinks