Bahnstrecke Gotteszell-Blaibach

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Verlauf in Niederbayern
Stationen, Abzweige und wichtige Kreuzungen

Die Bahnstrecke Gotteszell-Blaibach (auch Regentalbahn genannt) ist eine eingleisige Nebenbahn in Niederbayern und der Oberpfalz.

Überblick

Sie verläuft von Gotteszell über Viechtach nach Blaibach. Inzwischen gibt es auf der gesamten Strecke keinen Personen- oder Güterverkehr mehr. Das Gleis von Gotteszell nach Viechtach wird lediglich für Überstellungsfahrten zu den Hauptwerkstätten der Regentalbahn AG in Viechtach genutzt. Der Abschnitt von Viechtach nach Blaibach ist inzwischen abgebaut. Hauptgrund der Stillegung des Gesamtverkehrs zwischen Fichtental und Blaibach war die marode, inzwischen sogar vom Einsturz bedrohte Regenbrücke in Blaibach. Sie steht unter Denkmalschutz. Kurz darauf wurde der Abschnitt von Viechtach nach Fichtental wegen Unrentabilität ebenfalls stillgelegt.

Verlauf

Gotteszell - Teisnach - Viechtach - Fichtental - Blaibach (Oberpfalz)

Geschichte

Bau von Gotteszell nach Viechtach

Nach dem Bau der Bahnstrecke Schwandorf–Furth im Wald 1861 und der Bayerischen Waldbahn 1877 wuchs der Wunsch, das Tal des Schwarzen Regens zwischen Teisnach und Blaibach mit diesen beiden Bahnen zu verbinden. Die Bayerische Staatsbahn hatte sich jedoch für den Bau der Bahnstrecke Cham–Kötzting entschieden.

So wurde die Lokalbahn Aktien-Gesellschaft in München beauftragt, ein generelles Projekt auszuarbeiten. Der Plan sah vor, dass die Bahnstrecke in Gotteszell von der Waldbahn abzweigte und schließlich nach 24,97 Kilometern in Viechtach ihren Endbahnhof erreichte. Am 28. April 1889 wurde die Konzession für den Bau an die Lokalbahn AG Gotteszell–Viechtach erteilt.

Vor dem Bau der Eisenbahnstrecke gab es nur den „Postomnibus“, eine altertümliche Kutsche, die einzelne Reisende zwei Mal am Tag von Viechtach nach Gotteszell und zurück brachte. Der Eisenbahnbau begann im März 1889 auf den Viechtacher Pfarrwiesen unterhalb der Kirche. Mit Axt, Spitzhacke und Schaufel mussten viele Arbeiter die Trasse entlang des Schwarzen Regens durch Wälder schlagen und über Wiesen aufschütten. Der Bau kostete der Lokalbahn AG genau 1.783.148 Mark. Die feierliche Einweihung des Eisenbahnbetriebs zwischen Gotteszell und Viechtach fand am 26. Oktober 1890 statt. Die beiden ersten Dampfloks erhielten Mädchennamen durch ihre Gründerväter. Der einflussreiche Teisnacher Industriepionier Gustav Werner entschied sich für „MARIE“, seine einzige früh verstorbene Tochter, bekannt als „der gute Engel von Teisnach“. Die katholischen Vertreter wichen elegant auf „ANNA“ aus, die heilige St. Anna in ihrer Kapelle in Viechtach würdigend. Alle Interessenten bekamen eine kostenlose Probefahrt von Viechtach nach Gotteszell. Die Schnellfahrt mit 30 km/h endete bereits vor Teisnach. Erste Reparaturen fielen an aufgrund eines abgerutschten Stück Bahndamms. Acht Tage später gab es wieder längere Testfahrten, jedoch ohne Reisende. Ab 10. November durften dann Güter transportiert werden und ab 20. November auch wieder Fahrgäste. Im darauffolgenden Jahr 1891 sind überraschend hohe Zahlen von 108 000 Reisenden und 25 000 Tonnen Fracht, darunter 57 000 Liter Bier, registriert. Die kleine Postkutsche, mit der offensichtlich niemand mehr fahren wollte, verschwand.Im ersten vollen Betriebsjahr wurden 107.630 Personen und rund 25.000 Tonnen Güter befördert und damit ein Überschuss von 27.181 Mark erzielt. Im Jahr 1900 betrug der Überschuss sogar 76.278 Mark. Großen Anteil daran hatte die Papierfabrik Teisnach.

Zugführer Hans Treimer in den 1960er Jahren vor einem Triebwagen der Regentalbahn. Der „Fährer“, wie er in Viechtach genannt wurde, war vor allem bei jugendlichen Zugfahrern beliebt, weil er auch auf die Spätankömmlinge wartete.(Foto: Archiv Spitzenberger)

Weiterbau nach Blaibach

Seit Jahren bemühte man sich um einen Weiterbau nach Blaibach. Am 21. Oktober 1904 nannte Verkehrsminister von Frauendorfer so viele Bedingungen, dass man zunächst darauf verzichtete.

Im Jahr 1919 wurde die Lokalbahn von Grund auf erneuert. An die Stelle der Schienen Bayern V mit einem Metergewicht von 21,8 Kilogramm traten Schienen der Form Bayern IX mit einem Metergewicht von 34,8 Kilogramm. Die Schienenlänge betrug nun 15 Meter statt neun Meter. Es war schließlich der Plan, eine Bahnstrecke durch das Zellertal zu bauen, der die Befürworter einer Verlängerung nach Blaibach zum Handeln drängte. Von 1924 bis 1925 wurde die Fortführung der Strecke projektiert.

Für die Bahnverlängerung musste der Bahnhof in Viechtach um 150 Meter verlängert werden. Im Juli 1926 wurde mit dem Bau begonnen. Für den Bau durften nur Notstandsarbeiter eingesetzt werden. Größtes Bauwerk der 14,8 Kilometer langen Verlängerung wurde die Regenbrücke bei Blaibach, eine pfeilerlose Betonbrücke mit 70 Metern Spannweite. Am 20. Dezember 1927 konnte die Strecke für den Verkehr freigegeben werden. Am 2. Januar 1928 nahm man den Güterverkehr und am 1. Februar 1928 den Personenverkehr auf.

Ebenfalls am 1. Februar schlossen sich die Lokalbahn AG Gotteszell–Viechtach und die Lokalbahn Deggendorf–Metten AG zur Regentalbahn AG zusammen. Am 3./4. März 1928 fand die eigentliche feierliche Eröffnung statt. In der Folge wurde auch die Bahnstrecke als „Regentalbahn“ bezeichnet.

Betrieb, Stilllegung und Wanderbahn

Ab der Eröffnung der Blaibacher Strecke verkehrten zwischen Viechtach und Blaibach täglich vier Zugpaare, auf der alten Strecke werktags drei und an Sonn-und Feiertagen vier Zugpaare. Sehr bemerkenswert war der Fahrzeugpark, da hier Fahrzeuge zum Einsatz kamen, die man von anderen Bahnen preiswert erwerben konnte. Der erste Triebwagen fuhr bereits 1902 durch das Regental.

Während des Zweiten Weltkriegs, vor allem während der letzten Kriegsjahre, gab es keinen geregelten Schienenverkehr mehr. Dafür wurde der Abschnitt zur beliebten Schleichstrecke für Wehrmachtszüge, die sonst zwischen Passau und Regensburg verkehrten. Diese Fahrten beanspruchten und beschädigten die Gleise so sehr, dass sie sich zu Kriegsende in einem bedauernswerten Zustand befanden. Nach dem Krieg kam der Verkehr kurzzeitig vollständig zum Erliegen. Im Jahr 1946 wurde die Bahnstrecke renoviert und der Zugverkehr konnte fortgesetzt werden.

1981 wurde der Schülerverkehr aus dem Zug in ein Bus-Tochterunternehmen umgegliedert, was als wichtiger Grund für die sinkenden Fahrgastzahlen (mehr als 167.000 im Jahr 1981 und 53.800 im Jahr 1990) angesehen wird.

In Gumpenried wurde 1984 im Zusammenhang mit einem Kraftwerksbau die Strecke höher gelegt und begradigt. Am 2. Februar 1991 wurde wegen festgestellter Schäden an der Regenbrücke bei Blaibach der Verkehr auf dem Abschnitt Blaibach–Viechtach eingestellt und am 30. April 1991 auf dem Abschnitt Viechtach–Gotteszell. Am 2. Mai 1991 fuhr der letzte planmäßige Zug auf der Strecke Viechtach-Gotteszell, weil die Regentalbahn ihre Fahrzeuge für den Betrieb anderer Strecken brauchte. 1992 legte man die Strecke von Viechtach nach Blaibach endgültig still. Die Landkreise Cham und Regen erwarben die Strecke und errichteten darauf bis 1997 einen Radweg. Auf der verbliebenen Reststrecke betreibt der Verein Wanderbahn im Regental e.V. die Ausflugsbahn Gotteszell-Viechtach. Diese ist etwa 30 Mal pro Jahr unterwegs.

Im Herbst 2010 feierte die 1890 erbaute Bahnstrecke von Viechtach nach Gotteszell ihr 120. Jubiläum.

Kritik an der Stilllegung

Im Dezember 2014 fanden sich sechs ehemalige Mitarbeiter der Regentalbahn AG zusammen, welche die übliche Begründung für die Stilllegung der Strecke wegen mangelnder Wirtschaftlichkeit und sinkender Fahrgastzahlen so nicht gelten ließen. Ihr Fazit: Die Strecke sei mit Absicht schlecht gemacht worden, obwohl sie im Vergleich mit den drei Strecken im Zwieseler Bereich mehr Fahrgastpotenzial hätte.

Probebetrieb

Freier Blick aus dem Führerstand zum Schwarzen Regen bei der Info-Fahrt am 20. Juni 2009. - Foto: Schlamminger

Zwar befördert die Wanderbahn seit der Einstellung des planmäßigen Verkehrs 1991 an rund 30 Terminen im Jahr 10 000 Fahrgäste auf der Strecke Viechtach-Gotteszell-Bahnhof, aber sie tut dies in historischen Triebwagen.

Zur Wiederaufnahme des Planbetriebs muss das Bayerische Witschaftsministerium über die Bayerische Eisenbahngesellschaft das Streckennetz der Waldbahn um den Abschnitt Viechtach-Gotteszell erweitern. Eine Bürgerinitiative ist geplant.

Am 20. Juni 2009 führte der Verein Wanderbahn im Regental e.V. eine Informationsfahrt mit 70 teilnehmenden Politikern durch. Eine Liste mit mehr als 450 Unterschriften für die Bahn wurde im November 2009 in München überbracht. Die Befürworter der Reaktivierung der Bahnstrecke argumentieren, dass die Kosten nur 0,15 Prozent der Gesamtkosten des bayerischen Eisenbahnnetzes betragen würden und dass ein Bahnanschluss für 17.500 Bürger in einer Stadt, zwei Märkten und zwei Gemeinden entstünde.

Die im Auftrag des Wirtschaftsministeriums erstellte Potenzialanalyse hat ein Fahrgastaufkommen ergeben, das aus Sicht des Ministeriums nicht ausreicht, um die Linie neu zu beleben. Der Landkreis will allerdings weiter auf die Wiederaufnahme des Schienenbetriebs drängen. Auch mit Hilfe des vom Landkreis Freyung-Grafenau und Landkreis Regen entwickelten Gästeservice-Umweltticket (GUTi)sollen zusätzlich mehr Urlauber für die Nutzung der Bahnstrecke gewonnen werden. Die Betreiber der Regentalbahn und auch die Bürger, der umliegenden Gemeinden warteten auf den Zuschlag für den Betrieb der Waldbahn.

Im Dezember 2010 entschied sich: Die Strecke Viechtach-Gotteszell ist nicht Teil der Ausschreibung für die Ostbayernbahnen. Die Prüfung der Fahrgastzahlen war jedoch laut Wirtschaftsministerium noch nicht abgeschlossen - das Gutachten jedoch bereits fertiggestellt.

Im Januar 2011 schlossen sich Politiker der Unabhängigen sowie der ödp zu einem Bündnis zusammen. In einem offenen Brief an die Staatskanzlei äußerten sie ihren Unmut über die Entscheidung, die Bahnstrecke nicht zu reaktivieren.

Im Februar 2014 gab Innenminister Joachim Herrmann grünes Licht für den im Juni 2015 beginnenden Probebetrieb. Die 2 Jahre andauernde Probe ist für die Reaktivierung der Bahnstrecke an gewisse Bedingungen geknüpft. Nach ersten Schätzungen von Landrat Michael Adam müssen 200 000 Euro alleine für den Probebetrieb zusammenkommen, über 1000 Fahrgäste werden während der Probezeit benötigt.

Nachdem bekannt wurde, dass über 150 Schüler aus bis zu drei Kilometer vom nächsten Bahnhof liegenden Orten mit der Bahn zur weiterführenden Schule nach Viechtach transportiert werden sollen, wurde unter anderem wegen dem umständlichen und gefährlichen Schulweg erneut starke Kritik verübt.

Ende 2014 wurde bekannt, dass der Probebetrieb jährlich rund vier Millionen Euro kosten soll, von denen 10% der Landkreis Regen finanzieren soll. Nach weiteren Schwierigkeiten und Problemen bei einem möglichen Betrieb stimmte am 15. Dezember 2014 der Kreistag von Regen mit 29:27 Stimmen für einen Bürgerentscheid auf Landkreisebene zur Reaktivierung der Bahnstrecke, welcher am 8. Februar 2015 stattfand.

Trotz vieler Gegenstimmen aus den Anliegergemeinden hat sich der Landkreis Regen schließlich am 8. Februar 2015 für den zweijährigen Bahn-Probebetrieb auf der Strecke Gotteszell-Viechtach ausgesprochen. Mit einer Wahlbeteiligung von 20,9 Prozent zeigte sich auch Landrat Michael Adam (SPD) zufrieden. Besonders für die Städte Viechtach (mit 86 % Zustimmung), Zwiesel (85%) und Regen (65%) dürfte dieses Ergebis für Freude sorgen. In allen anderen Anliegergemeinden der Bahnlinie sowie in den Gemeinden Gotteszell und Achslach stimmten die Wahlberechtigten mehrheitlich gegen die Reaktivierung, was wohl auf die umstrittene Umstellung des Schülerverkehrs auf die Bahn zurückzuführen ist. Um eine geeignete Lösung für die Umstellung des Schülerverkehrs auf die Bahn will sich Teisnachs Bürgermeisterin Rita Röhrl von der SPD in kommenden Gesprächen kümmern.

Im April 2015 wurde schließlich beschlossen die Züge der Länderbahn für den regelmäßigen Personenverkehr ab September 2016 freizugeben. Ab dann soll auf der Strecke mit bis zu dreiteilligen Zügen verkehrt werden, obwohl der Probebetrieb bisher nur mit zweiteilligen Zügen durchgeführt wurde. Um die Umstellung auf den regelmäßigen Betrieb zu ermöglichen werden bis September 2016 Die Bahnsteige, die Leit- und Sicherungstechnik, sowie der Stabilisierung der Gleisanlagen für den intensiven Zugbetrieb hergerichtet. Dazu zählt eine Verlängerung der Bahnsteige auf 75 Meter um den Einsatz von dreiteilligen Zügen zu ermöglichen. Auch Parkplätze und Ride-Möglichkeiten sollen für die Kunden geschaffen werden.

Anfang Februar gab die Bayerische Eisenbahngesellschaft bekannt, dass die Inbetriebnahme des Probebetriebs Gotteszell-Viechtach unverändert am 12. September 2016 geplant sei.

Vorteile

Vor allem der letzte Abschnitt zwischen Teisnach und Viechtach ist für Feriengäste interessant. Schon jetzt transportiert er viele Kanufahrer und Wanderer. Die weitere Strecke aber könnte aufgrund des Technologiecampus Teisnach vor allem für Studenten und die dort ansässigen Firmen Bedeutung erlangen. Zudem würde die ehemalige Kreisstadt Viechtach wieder einen Bahnhanschluss erhalten.

Sollte es nichts werden mit dem Bahnverkehr, würden wohl auf bestimmte Zeit auch die rund 77 Arbeitsplätze in den Viechtacher Bahnwerkstätten und Verwaltungsbüros im Feuer stehen. Sollte es aber wieder Bahnbetrieb geben, könnten die Züge nach planmäßiger Fahrt nach Viechtach hier auch weiterhin gewartet werden. Das spart Kosten.

Nachteile

Das schwerwiegendste Gegenargument der Reaktivierung ist in den hohen Kosten zu sehen. Für die Ertüchtigung der Strecke müssten insgesamt 3,4 Millionen Euro veranschlagt werde, davon rund zwei Millionen für Gleise und Stationen und 1,4 Millionen für die Modernisierung der Bahnübergänge. Die Staatsregierung vermutet dabei eine hohe Wahrscheinlichkeit der Verluste von Investitionen. Für eine finanzielle Rentabilität des Projekts müssten 1.000 Personenfahrten stattfinden. Eine Personenfahrt definiert sich als Personenkilometer je Kilometer Streckenlänge an einem typischen Werktag. Allerdings ist auf der Strecke Gotteszell-Viechtach lediglich mit einem Aufkommen von 228 bis 372 Personenfahrten im Streckenquerschnitt zu rechnen. Zudem sollen schon beim Probetrieb Schüler im Umkreis von drei Kilometer je Bahnhof per Bahn transportiert werden, was unter Betroffenen unter Anderem wegen dem umständlichen und gefährlichen Schulweg kritisiert wird. Auch der Vorschlag, einen Probebetrieb laufen zu lassen ist laut Staatssekretärin Katja Hessel unrentabel.

Verkehrende Linien

nur Überstellungen

Stationen

Literatur

Weblinks