Bier in Bayern

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Das offizielle Logo der Landesausstellung 2016: Bier in Bayern.
Kloster Aldersbach samt Asamkirche (l.), Festplatz (M.) und Brauerei (r.) überzeugten die Jury der Landesausstellung.
Bier über alles! Das Motto der Landesausstellung lautet: „Bier in Bayern - 500 Jahre Reinheitsgebot“. (Foto: Scholz)
So sieht der Flyer für die Ausstellung aus. (Foto: PNP)

Bier in Bayern (genau: Bier in Bayern: 500 Jahre Reinheitsgebot) ist das Thema der Bayerischen Landesausstellung im Jahr 2016 in Aldersbach. Die Ausstellung, die sich um die bayerische Bier- und Wirtshauskultur und ihren weltweiten Siegeszug dreht, findet vom 29. April bis 30. Oktober 2016, täglich von 9 bis 18 Uhr statt.

Über die Ausstellung

Vorbereitungen und Erwartungen

Das Haus der Bayerischen Geschichte wird die Inhalte der Landesausstellung zur Kulturgeschichte des Biers mit seinem Team aus Ausstellungsfachleuten vorbereiten. Aber auch die drei Kooperationspartner – die Gemeinde Aldersbach, der Landkreis Passau und die Brauerei Aldersbach – gehen bereits an ihre vielfältigen Aufgaben, um Aldersbach im Jahr 2016 als guten Gastgeber präsentieren zu können.Obwohl die Gemeinde erst im Herbst 2014 mit den Vorbereitungen begann, sind diese bereits 100 Tage vor Ausstellungsbeginn abgeschlossen. Laut Bürgermeister Harald Mayrhofer gab es weder bei den Gesprächen mit den Behörden, noch beim Antrag von Genehmigungen und Fördermittel irgendwelche Probleme. Die Landesausstellung, die einen hervorragenden Ruf genießt, bringt nicht nur bis zu 300.000 Besucher in die Region, sondern auch kulturelle Impulse. Räume im ehemaligen Zisterzienserkloster werden optimal hergerichtet, in den Ausstellungsräumen wird in moderne Klima- und Sicherheitstechnik investiert werden, hinzu kommt ein fantasievolles und umtriebiges Begleitprogramm mit Musik und Kabarett, Kunstprojekten auf Freiflächen, Feste und Märkte bis hin zum Versuch, die größte Bierprobe der Welt zu initiieren. Von der regionalen Werbung und der Schaffung der notwendigen Infrastruktur, über die grenzüberschreitende Zusammenarbeit mit Oberösterreich und Südböhmen, bis hin zur Organisation eines attraktiven Begleitprogramms unter Einbeziehung der Region, reicht die Palette der Maßnahmen, die wesentlich zum Erfolg der Landesausstellung beitragen sollen. Die Kosten werden mit 2,5 Millionen Euro veranschlagt. Vor allem die Gemeinde Aldersbach profitiert von den getätigten Investitionen, seit der Zusage im Jahr 2010. So wurden unter anderem die Kirche, das Kloster und die Brauerei saniert. Des Weiteren wurden ein neuer Kreisverkehr und ein Waldspielplatz gebaut.

Aldersbach und das Thema „Bier“

Das Thema: „Bier in Bayern: 500 Jahre Reinheitsgebot“ stößt in Aldersbach auf eine Brauerei-Geschichte von 750 Jahren. Die Brauerei Aldersbach blickt auf eine lange Tradition zurück: Bereits 1268 wurde sie erstmals in einem Schiedsbrief des Grafen Albert von Hals an die Mönche des Klosters erwähnt. Damals handelte es sich noch um eine kleine Braustätte, die hauptsächlich Bier zum Privatgebrauch herstellte. Im 16. Jahrhundert erfreute sich das Bier immer größerer Beliebtheit in ganz Bayern; deshalb vergrößerten die Mönche die Brauerei und legten Hopfengärten an.

Die Säkularisation im Jahr 1803 traf auch Aldersbach: Brauerei und Kloster wurden verkauft. Im Jahre 1811 erwarb die Familie des Freiherren von Aretin die Anlage und verhalf der Brauerei stetig zu wirtschaftlichem Erfolg. Um 1900 wurde die Brauerei umfassend modernisiert, unter anderem wurde die erste maschinelle Kühlung in ganz Niederbayern installiert. 1907 passte man sich dem Markt an und füllte Bier in Flaschen ab. Weißbier wurde erstmals 1928 produziert.

Heute stellt die Brauerei Aldersbach 13 verschiedene Biersorten her und ist ein erfolgreiches mittelständisches Unternehmen welches Tradition und Moderne vereint.

Vor allem das Bräustüberl ist weit über Niederbayern hinaus bekannt. Das liegt daran, dass das Bräustüberl eines der wenigen Wirtshäuser ist, in die man noch seine eigene Brotzeit mitnehmen darf. Dieses Gastrecht gibt es wohl bereits seit der Brauereigründung vor über 750 Jahren. Man kann sich seine Brotzeit aber auch in der nahegelegenen Metzgerei Mayerhofer oder in den zwei örtlichen Lebensmittel-Märkten besorgen. Eine weitere Möglichkeit ist sich beim Schankkeller ein Glasfleisch (400 g für 5,10 Euro), weißen oder roten Presssack (3,50 Euro) und dazu knusprige Weißbier-Schuberl für 60 Cent zu kaufen. Das Bräustüberl wird gerne auch von Musikanten besucht, die zwanglos mit den Gästen singen, musizieren und dazu gerne ihre Instrumente mitbringen können. Und im Sommer lädt an den alten Klostermauern der Rosengarten zur Biergarten-Einkehr ein. Angeboten werden zudem Brauerei-Führungen - das im Sommer auch für Kinder, die dazu in Klosterkleidung schlüpfen können - und neuerdings als besonders lehrreicher Service Braukurse in der neuen Schau-Brauerei. Die Braumeister Peter Wagner und Lorenz Birnkammer werden dabei einen Tag lang im gläsernen Sudhaus in Theorie und Praxis ihre „Bräuburschen“ zu „Braumeistern“ ausbilden, die nach der Lagerung ihr Selbstgebrautes mit nach Hause nehmen können und sich vielleicht dann selbst eine Mini-Hausbrauerei einrichten. Dipl.-Braumeister Peter Wagner ist in Sachen Braukunst ein Allround-Genie, denn ihm und seinem Kollegen ist es mit der ältesten Brauerei der Welt eine echte Passion, nicht nur unter- und obergäriges Bier, Helles und Dunkles, Fest- und Bockbier, Leichtbier und Alkoholfreies zu brauen, Schorle und Kracherl herzustellen. Sie sind für ganz Ostbayern gesehen ein Vorreiter, in kleineren Mengen Craft Bier, das aber voll auf dem Boden des Reinheitsgebots steht, zu kreieren. Und dabei gleicht dann kein Bier genau dem andern und erhält auch immer neue Namen nach dem Tagesheiligen des Einbrautages. Schon allein vom Zuhören und Verkosten her gesehen wird ein Gespräch mit Peter Wagner zu einem bier-philosophischen Erlebnis! Und davon können dann auch jene profitieren, die in Aldersbach einen Braukurs (119 Euro pro Tag und Person - Anmeldung - in der Brauerei) belegen.

Siehe Hauptartikel: Brauerei Aldersbach

Bewerbung

Vorbereitung

Das Haus der Bayerischen Geschichte als Veranstalter der Bayerischen Landesausstellungen hatte einen Wettbewerb um den Standort der Landesausstellung ausgeschrieben, Bewerbungsschluss war der 15. September 2010.

Ebenso wie Südböhmen und Oberösterreich unterstützte auch der Landkreis Passau die Bewerbung der Gemeinde Aldersbach als Veranstaltungsort. Dies hatte der Kreistag in einer Sitzung am 17. Mai 2010 in Vilshofen einstimmig beschlossen. Mit einer Asam-Ausstellung in den 1980er Jahren hat die Gemeinde Aldersbach bereits Erfahrungen gesammelt. In Aldersbach ist eine über die Landkreisgrenzen hinaus bekannte Brauerei beheimatet. Für die Ausstellungsräume wird die Gemeinde das Kloster Aldersbach kostenlos zur Verfügung stellen. Dem Ausstellungsbesucher soll ein Gesamtpaket angeboten werden, das sich zusammensetzt aus Übernachtungen, Besuch der Ausstellung in Aldersbach, Abstecher ins Granitzentrum, Golf-Schnuppern in Bad Griesbach und einem Thermen-Nachmittag. Er nutzt die PassauCard und nimmt viele positive Eindrücke mit nach Hause.

Vergabe

Am 8. November gab der Minister für Wissenschaft, Forschung und Kunst, Wolfgang Heubisch (FDP), bekannt, dass die Landesausstellung in Aldersbach stattfinden wird. Landrat Franz Meyer hatte Heubisch im Sommer 2010 den potenziellen Schauplatz der Landesausstellung präsentiert – zusammen mit Vertretern des Ortes, der Brauerei und des Freundeskreis Kloster Aldersbach|Freundeskreises Kloster Aldersbach. Was ihn beeindruckt hatte, hob der Minister am 8. November noch einmal hervor: zum einen die herrliche Asamkirche, die restaurierten Säle des Klosters, die Brauerei und der Festplatz in der Mitte. Dazu kämen ein attraktives Einzugsgebiet vom Rottaler Bäderdreieck über das angrenzende Österreich bis nach Tschechien.

Kosten

Die Kosten für die Bewerbung lagen bei 15.000 bis 20.000 Euro. Die Gemeinde trug davon 3.500 Euro. Ebenfalls einen Anteil von 3.500 Euro übernahm der Landkreis, den Rest die Brauerei. Das klare Konzept der Bewerbung hat den Ausschlag für Aldersbach gegeben. Das Konkurrentenfeld war stark: 13 Orte oder Regionen aus Bayern wollten die Landesausstellung, darunter Freising-Weihenstephan, Kulmbach oder Ingolstadt.

Medien-Resonanz

Am Tag nach der Bekanntgabe, dass die Landesausstellung 2016 nach Aldersbach kommt, war die Medien-Resonanz groß. Zeitungen, Internet-Dienste, Radiostationen und das Fernsehen haben berichtet, die Süddeutsche Zeitung widmete dem Thema eine ganze Seite.

Minister Helmut Brunner schrieb: „Als niederbayerisches Kabinettsmitglied und der für das Bier zuständige Ressortminister freue ich mich ganz besonders über die Entscheidung, Aldersbach im Jahre 2016 ganz in das Zeichen des Bieres zu stellen. Ich bin überzeugt, dass Sie, Ihre Gemeinde und der Landkreis Passau alles unternehmen werden, um die Landesausstellung zu einem großen Erfolg werden zu lassen. Ich sehe in der Entscheidung auch ein Signal für die Stärkung des ländlichen Raums und als große Chance für die Tourismusregion Ostbayern.“

Konzipierung

Das Haus der bayerischen Geschichte, unter der Leitung von Rainhard Riepertinger, konzipert die Landesausstellung, sie kümmert sich um Exponate und Innenarchitektur. Des Weiteren kümmert sich die Behörde um die überregionale Werbung. Vom Kooperationspartner vor Ort erwartet man dafür optimale Räumlichkeiten und ein ideales Umfeld wie zusätzliche Veranstaltungsräume oder auch Parkplätze. Zwischen 200.000 und 400.000 Euro dürften allein dafür aufgewendet werden. „Die Ausstellung wird ein Motor für die Weiterentwicklung der ganzen Region sein“, ist sich Passaus Landrat Franz Meyer sicher.

Mit der Präsentation des Logos für die Landesausstellung im Aldersbacher Rathaus startete das Haus der Bayerischen Geschichte, die Gemeinde Aldersbach, der Landkreis Passau und die Brauerei Aldersbach am 19. Januar 2011 in die Vorbereitungsphase für die Landesausstellung.

Bürgermeister Mayrhofer betont, dass die Ausstellung neben der historischen Reinheitsgebots-Urkunde noch ein sehr vielfältiges Programm anbietet. Beispielsweise gibt es den Familientag, den Volksmusiktag, die Oper Rheingold, das Festspiel, den Schützentag und das Zelt mit Schuhbeck-Catering. Die Gemeinde erwartet 500 bis 2000 Zuschauer pro Tag

Finanzierung

Zirka 2,5 Millionen Euro kostet die Landesausstellung. Investitionen für Bauprojekte und Infrastruktur nicht inbegriffen. Allein für die Durchführung der Ausstellung über die Dauer von fünf Monaten sind zirka 400.000 Euro veranschlagt, die auf Landkreis, Gemeinde und Brauerei aufgeteilt werden. „Ich gehe davon aus, dass wir die Veranstaltung kostendeckend durchführen können“, erklärte Bürgermeister Schwarz. Er rechnet mit mindestens 200.000 Besuchern und betont den nachhaltigen Werbeeffekt für die gesamte Region. Und auch Harald Mayrhofer meint im Interview mit der Passauer Neuen Presse, dass die Ausstellung in Aldersbach super wird: „Die Einheit von Kloster, Kirche, Brauerei und Gemeinde ist echt. Hier ist nichts gekünstelt. Wir leben Bier. Das ist ansteckend wie man täglich im Bräustüberl erfahren kann“.

Bavaria

Das 60 Zentimeter hohe Modell der Bavaria.
Detailaufnahme der „Kellnerin“ Bavaria.

Für die Landesausstellung wird unter anderem ein Modell der Bierkönigin Bavaria werben. Es wurde nach dem ersten Plakatentwurf des bekannten Münchner Grafikers Eugen von Baumgarten (1863-1919) gestaltet. Die Idee für die Figur hatte der Kulturreferent Wilfried Hartleb|Dr. Wilfried Hartleb. Die Bavaria ist ein Bierkrüge schleppende Kellnerin, der Löwe, das bayrische Wappentier, scheint angetrunken zu sein. Die Statue wird aus Lärche, Eiche und Esche hergestellt. Auch die Farbfassung ist entscheidend: Das blonde Haar steht für das helle Bier, das dunkle Mieder für das Dunkelbier, Blau ist die Nationalfarbe Bayerns. Vorlage für die Figur war das Plakatmotiv der Bayerischen Landesausstellung 2016, das diese Symbolfigur Bayerns mit schäumenden Bierkrügen und einen Löwen zeigt. Bewundern kann man die Bavaria – standesgemäß auf einen Themenwagen gezogen von zwei Brauereirössern – auf vielen Festen und Festzügen der Region.

Franken-Attacke

In Franken wächst der Unmut über die vom Freistaat in diesem Jahr geplanten Feierlichkeiten zum 500. Jubiläum des Bayerischen - angeblich ältesten - Bier-Reinheitsgebots. Denn die eigentliche Wiege des Bier-Reinheitsgebots stehe gar nicht in Altbayern, wie das Jubiläum und die Landesausstellung in Aldersbach suggerierten, sondern in Franken, sagte der Vorsitzende des Fränkischen Bundes, Wolfgang Hoderlein. „Die Staatsregierung pflegt hier ein Klischee, das gar nicht von der historischen Faktenlage gedeckt ist“, ist der frühere bayerische SPD-Chef überzeugt. Bereits 27 Jahre vor dem Erlass des Bayerischen Reinheitsgebots - am 12. Oktober 1489 - habe der Bamberger Fürstbischof Heinrich III. „für Bamberg und das Umland“ ein Bier-Reinheitsgebot erlassen. Darin heißt es, dass im Bier „nicht mere denn Malz, Hopfen und Wasser verwendet“ werden dürfe. Dass es sich dabei keineswegs wie andernorts nur um ein lokales Reinheitsgebot handelt, hält Hoderlein für gesichert. Das Fürstbistum Bamberg umfasste damals weite Teile des heutigen Unter-, Mittel- und Oberfrankens. Hoderlein beruft sich dabei auf eine 2014 im Bamberger Staatsarchiv aufgetauchte, von Fürstbischof Heinrich III. erlassene „Ungeldverordnung“. Ein Archivar des Bamberger Staatsarchivs habe das Dokument vor zwei Jahren entdeckt, sagte der Chef des Fränkischen Bundes. Vor dem Hintergrund der neu aufgetauchten Fakten hält Hoderlein die geplante Landesausstellung des Hauses der Bayerischen Geschichte im Kloster Aldersbach bei Passau für problematisch. Er finde zwar die Idee gut, das populäre Thema „Bier“ zum Thema einer solchen Ausstellung zu machen. Aber: „Ich erwarte eine faire Darstellung der Vielfalt der historischen Reinheitsgebote im süddeutschen Raum.“ Der Bayerische Brauerbund hatte bereits eingeräumt, dass es neben dem Bayerischen Reinheitsgebot bereits örtlich begrenzte Vorschriften zum Bierbrauen gab: 1156 für Augsburg, 1293 für Nürnberg, 1363 für München und 1447 für Regensburg. Allerdings handelte es sich um regional begrenzte Regelungen. Es waren die damaligen Herzöge von Ober- und Niederbayern die Bierbestimmungen zum Landesrecht erhoben. Aus diesen altbayerischen Teil-Herzogtümern, entwickelte sich später die größere Staatlichkeit Bayerns, Franken wurde erst im 18. Jahrhundert Teil des Freistaats.

Offizielles Einmaischen

Am 3. Februar 2016 wurden im Sudhaus der Brauerei Aldersbach die „Pforte“ und der „Konvent“ eingemaischt. Zwei besondere Biere, die anlässlich der Landesausstellung „Bier in Bayern“ in Aldersbach kreiert wurden. Einmaischen, das ist der Beginn des Brauprozesses, dessen Ergebnis Mitte März erstmals zu sehen und vor allem zu schmecken ist. Wasser, Hopfen, Malz und Hefe, das sind die Zutaten eines Bieres, das nach dem Reinheitsgebot gebraut wird. „Gott gebe Glück und Segen drein“, spricht dazu heute noch der Braumeister. Und danach bekommt der Sud seine Ruhe. Bis 18. März. Dann werden die Aldersbacher Braumeister Peter Wagner und Lorenz Birnkammer selbst erstmals probieren können, was herauskommt, wenn zwölf Klosterwasser zusammenkommen. Offizieller Bieranstich ist aber - passend zum Anlass - am 29. April, zur Ausstellungseröffnung „500 Jahre Bier in Bayern“.

Literatur

Weitere Berichterstattung der PNP