Bettmannsäge

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Der Haltepunkt Bettmannsäge

Bettmannsäge ist ein Ortsteil der Kreisstadt Regen im niederbayerischen Landkreis Regen.

Lage

Bettmannsäge liegt am Schwarzen Regen an der Bahnstrecke Landshut-Bayerisch Eisenstein und hat an dieser einen eigenen Haltepunkt.

Geschichte

Anfänge

Das erste belegte Datum über ein Sägewerk ist vom 2. März 1863, als die aus Kronach stammenden Holzhändler Johann Dümlein (Dümmlein) und Michael Romig von dem Schweinhütter Bauern Johann Brunner eine Schneidsäge am Regenfluss kauften. Aus Dümleins Bauantrag zur Verlegung des Sägewerks geht hevor, dass dieses bereits sieben Jahre bestand. Demnach wäre das Gründungsjahr um 1856. Seit 1877 hatte die Säge Anschluss an die neu erbaute Bahnstrecke.

Die Ära Bettmann

Am 28. Juni 1881 kaufte der jüdische Holzgroßhändler Meier (auch Mayer) Bettmann aus Nürnberg das Sägewerk für 16 000 Gulden. Bettmann erweiterte 1883, 1884 und 1885 den Grundbesitz durch Zukäufe um 10,66 Hektar und machte aus dem Sägewerk einen modernen Holzverarbeitungsbetrieb. 1884 wurde ein Wohnhaus mit Stall und Holzlagerplatz errichtet, 1885 ein Arbeiterwohnhaus, 1888 folgten Schneidsägeerweiterung und Dampfkesselhaus mit Kamin und 1892 ein weiteres Wohnhaus.

Meier Bettmann starb am 1. März 1888 im Alter von 84 Jahren als Privater in Nürnberg. Demnach war die Firma M. Bettmann & Cie. vermutlich bereits vorher an seinen Sohn Sigmund Bettmann übergegangen. Bettmanns Bemühen um die Errichtung einer Bahnhaltestelle für den allgemeinen Personenverkehr wurde 1889 vom königlichen Ober-Bahnamt in Rosenheim noch zurückgewiesen. 1894 verlieh das Innenministerium der Siedlung auf Antrag des Besitzers den offiziellen Ortsnamen Bettmannsäge.

1894 entstanden ein Maschinenhaus und ein weiteres Arbeiterwohnhaus. Am 1. Mai 1898 erhielt Bettmannsäge endlich den eigenen Haltepunkt an der Bahnstrecke. 1905 wurde das Sägewerk erneut vergrößert und das Kesselhaus neugebaut. 1907 kam eine Holztrockenanlage dazu, 1924 wurde ein Gleis in die Verladehalle verlegt. 1931 entstanden Kistenfabrik, Autohalle und ein neues Sägemeisterwohnhaus.

Aus Bettmannsäge wird Regentalsäge

Inzwischen war Alfred Fränkel (Fraenkel), Sohn einer Bettmann-Tochter und ebenfalls jüdischer Herkunft, Besitzer des Sägewerkes. Er ließ bis zum Ersten Weltkrieg mehrere Arbeiterwohnhäuser erbauen, aus denen sich der Ort Bettmannsäge entwickelte. Da der Besitzer des Sägewerks jüdischer Abstammung war, wurde der Ort ebenso wie das Sägewerk während der nationalsozialistischen Herrschaft am 4. Oktober 1936 in Regentalsäge umbenannt. Im Dezember 1938 musste Fränkel seinen Besitz an eine Gesellschaft namens Jäger & Co. verkaufen. Fränkel emigrierte 1939 nach Coventry in England, wo er 1940 starb.

Der Sägebetrieb wurde von den neuen Besitzern vom Flussufer zum Bahnhof verlegt. Eine Zimmerei und Schreinerei entstanden, und die Fertigung von kompletten Barackenunterkünften wurde aufgenommen. Diese fanden schon vor und noch mehr während des Zweiten Weltkrieges reißenden Absatz. Die Belegschaft erreichte aufgefüllt mit Kriegsgefangenen annähernd 200 Mann.

Aus Regentalsäge wird wieder Bettmannsäge

Nach Kriegsende wurde das Werk unter Treuhandschaft gestellt. Die Arbeit wurde mit Schnittholzlieferungen im Auftrage der amerikanischen Besatzungsmacht wieder aufgenommen. Fränkels Witwe Helene kam zur Durchsetzung ihrer Wiedergutmachungsansprüche mehrmals an den früheren Wirkungsort. Am 14. Mai 1950 erfolgte die neuerliche Umbenennung in Bettmannsäge. 1951 wurde das Ladegleis abgebaut. Dieses war an die Hauptstrecke angeschlossen, und über eine Drehscheibe konnte man die Waggons in die verschiedenen Werkgleise drehen. 1960 ging der Betrieb in Konkurs. Die Kreissparkasse Regen als Hauptgläubiger ersteigerte den gesamten Besitz und verkaufte ihn 1963 an Alfred Lewandowski. Dieser errichtete hier eine Verbandstoffweberei, die aber bald schließen musste. 1976 wurde der letzte der beiden 30 Meter hohen Schornsteine gesprengt.

Bettmannsäge gehörte zur Gemeinde Rinchnachmündt und wurde mit dieser im Zuge der Gebietsreform am 1. Mai 1978 in die Stadt Regen eingemeindet.

Vereine

  • SpVgg Schweinhütt-Bettmannsäge
  • Eissport-Verein Bettmannsäge

Literatur

  • Erwin Grauschopf: Stadt Zwiesel Heimatbuch. „…gut Holz war Zwiesels Stolz“. Flößen-Triften-Sägewerke-Holzverarbeitung-, Band 3, Morsak Verlag Grafenau, 1999, ISBN 3-87553-534-0
  • Walther Zeitler: Die bayerische Waldbahn, Passau, 1991, ISBN 3-924484-38-4
  • Erwin Steckbauer: Industriedorf mit besten Verbindungen. 150 Jahre Bettmannsäge: Holz, Regenfluss und Eisenbahn sind Basis für eine ungewöhnliche Ortsgeschichte, in: Der Bayerwald-Bote Nummer 5, Seite 19 vom 8. Januar 2011
  • Anonymus: Bayerwald-Holz und englische Motorräder: Die Fäden laufen in Nürnberg zusammen, in: Der Bayerwald-Bote vom 4. Februar 2011