Bienstand

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Vom Bienstand sieht man nach Großarmschlag und hinüber zum Brotjacklriegel

Der Bienstand (ugs. auch Bistand) ist ein flacher, 865 m hoher Bergrücken im Bayerischen Wald zwischen Sankt Oswald-Riedlhütte und Grafenau. Im Gegenteil zu den nördlicher liegenden Bergen Rachel und Lusen gehört der Bienstand noch nicht zum Nationalparkgebiet.

Lage

Der Bienstand liegt auf einem Felsensporn, der nach Süden von einem in Ost-West-Richtung verlaufenden Bergrücken abzweigt. Der Bergrücken am Fuße des Rachel und Lusen wird im Norden und Westen von der Großen Ohe, im Nordosten und Osten von der Kleinen Ohe begrenzt. Im Süden, am Fuße des Bienstand, liegt das „Grafenauer Land“, der Bergrücken von Spiegelau bis Neuschönau ist ca. sieben Kilometer lang.

Geschichte

Das neue Gipfelkreuz bei seiner Einweihung im Rahmen der traditionellen „Bergmesse“ 2008 (Foto: Mayer)

Seit Menschengedenken wurden auf dem Bienstand Sonnwendfeuer abgebrannt. Im Dritten Reich aber wollten die NSDAP und die SA das Sonnwendfeuer für ihre Propaganda missbrauchen und eine Kundgebung beim Sonnwendfeuer durchziehen. Doch der junge Reichenberger Fritz Schöffmann schlich am Sonnwendtag gegen Mittag auf den Bienstand und entzündete das Feuer vorzeitig. Es gab einen Riesenaufmarsch von SA-Leuten in Reichenberg. Aber die Reichenberger hielten zusammen wie Pech und Schwefel und der „Täter“ konnte nicht ermittelt werden. Er wurde aber dennoch ein Opfer des Nazi-Regimes und ist im Krieg gefallen.

Das erste Sonnwendfeuer wurde dann erst wieder 1986 abgebrannt, aber aus Brandschutzgründen nicht mehr am Gipfel des Bienstands, sondern auf den Hochfeldern in Reichenberg. Als Ersatz dafür wurde eine andere Einrichtung geschaffen: Im Herbst 1977 haben die Verantwortlichen der Feuerwehr Reichenberg ein Gipfelkreuz errichtet und als dieses 1987 erneuert werden musste, fand auch eine kirchliche Segnung durch Pfarrer Gerstl statt. Mit Marschmusik zogen die örtlichen Vereine von der Ortsmitte von Reichenberg zum Bienstand um dort die erste Bergmesse zu feiern, der Männerchor Reichenberg-Riedlhütte umrahmte die Feierlichkeiten mit der „Waldlermesse“.

2008 bekam der Gipfel dann ein neues Kreuz. Die Gemeinde St. Oswald-Riedlhütte stiftete dazu das Holz, die Schreiner Kurt Roth aus Höhenbrunn sowie Stefan Eichinger aus Reichenberg fertigten es und Manfred Neumann aus Großarmschlag schnitzte die „Herrgottsfigur“. Neben dem Gipfelkreuz am Großen Rachel hat der Bienstand damit das zweite Gipfelkreuz im Bayerischen Wald mit einer „Herrgottsfigur“. 2008 wurde auch das Gipfelkreuz auf dem Lusen mit einer Christusstatue versehen.

Gegenstand von Erzählungen

Der Bienstand ist Schauplatz in Erzählungen und Romanen der Autorin Maria Schoener über die Vorgeschichte. Dort wird er „Bistand“ genannt. Dies soll ein keltischer Name sein und „Zweistand“ bedeuten, was sprachwissenschaftlich nicht korrekt ist. Schoener beschreibt den „Bistand“ als westlichen Wachpunkt, den „Bistein“ bei St. Oswald als östliches Gegenstück. Sehr viel wahrscheinlicher kommt der Name aus dem Mittelhochdeutschen („bien“ = „bei, nahe bei“ und „stand“ = „Waldweide“, siehe auch Kirchlinger Stand) und bedeutet soviel wie „nahe Waldweide“.

Auch eine keltische Besiedelung am Bienstand kann wissenschaftlich nicht nachgewiesen werden. Das gilt auch für Steinsetzungen, wie sie Schoener in ihren Geschichten beschreibt. Hermann Neumann berichtet, dass bei Jagden das Wild über die steil abfallenede Steinplatte des Bienstands getrieben wurde.[1]

Einzelnachweise

  1. Hermann Neumann: Geschichte des Grafenauer Landes. In: Der Landkreis Freyung-Grafenau, Freyung 1982 (S. 92)

Literatur

Weblinks