Da rout Bua

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Die Auflage von 1962 mit dem Titelbild von Alfred Kubin (Foto: Martin Ortmeier)

Die Verserzählung Da rout Bua hat der Lehrer, Journalist und Schriftsteller Max Peinkofer (* 1891, † 1963) verfasst. Sie behandelt in derb-heiterer Weise den „unheroischen Alltagsstoff“ (Gero von Wilpert) Zweifel an der Vaterschaft. Zwischen 1927 und 1992 hat das Gedicht zahlreiche Auflagen erlebt.

2017 diente es als Grundlage für den Zweiakter „Da Schreiner-Bauer, da Bader-Bauer und da roude Bua“ von Elisabeth Merklein und Martin Ortmeier, der im Freilichtmuseum Massing aufgeführt wurde.

Thema und literarische Gattung

Die Erzählung vom rothaarigen Bauernsohn handelt auf einem, dem verwendeten Dialekt nach, niederbayerischen Bauernhof mit dem Hofnamen „Schreiner“. Die Bäuerin liegt wegen Lungenkrankheit („sei Wei is lunglfäuli“) im Sterben.

Die Eheleute haben acht Söhne, davon sieben mit schwarzen, einen mit roten Haaren: „siebn kohlschwarze und oa routa“. Der Bauer vermutet, der rothaarige Bub wäre nicht von ihm gezeugt, sondern von einem anderen Bauern, der vulgo den Hausnamen „Bader“ trägt. Er bedrängt seine Frau an ihrem Sterbebett, dies zuzugeben: „Sag ma drum na, eh’s dahigeht, / daß i nöt sei Vada bi!“. Der Erzählungsfortgang drängt auf eine Schlusspointe hin.

Peinkofers „Verserzählung“ gehört der literarischen Gattung Ballade an, die sich im 20. Jh. in Abkehr von der an Ideen orientierten Kunstballade und der heroisch-mythischen Ballade des Historismus allgemein dem Volkstümlichen und Ironischen zugewendet hat.

Dass sich der Text unter dem Deckmantel des derben Volkstons gegen die zur Entstehungszeit und insbesondere im Nationalsozialismus gepflegte Rassenideologie wendet, die propagierte, dass Rassenzugehörigkeit und damit soziale Wertigkeit eines Menschen von der Physiognomie abgeleitet werden könne, war den Zensoren offenbar nicht bewusst, sodass Peinkofer nach seiner Entlassung aus dem Zuchthaus 1942 unbehelligt eine neue Auflage publizieren konnte.

Editionen

Auflage als Taschenheftchen im Eigenverlag Peinkofers (vermutlich) im Jahr 1942 (Foto: Martin Ortmeier)

Max Peinkofer selbst hat den Titel seiner Verserzählung in mehreren Schreibweisen dargeboten. 1962 hat der renommierte Passavia-Verlag die Verserzählung vom „routen Buam“ in eine gebundene Sammel-Ausgabe mehrerer populärer Werke Peinkofers eingebracht. Das Titelbild, das Alfred Kubin für die Auflage 1927 gezeichnet hat, wurde spätestens seit der 5. Auflage von 1956 wieder verwendet. Neben dem „Weiberratsch“ zählt „Da rout Bua“ zu Peinkofers populärsten und langlebigsten Werken.

  • Max Peinkofer: Da rout Bua. Passau (Verlag der M. Waldbauer'schen Buchhandlung), 2. Auflage 1927[1]
  • Max Peinkofer: Da rout‘ Bua. Eine bäuerliche Verserzählung in der Mundart des Dreiburgenlandes im untern Bayerischen Wald. Als Manuskript gedruckt. Bischofsmais (Eigenverlag), o.J. (1942?)
  • Max Peinkofer: Der rote Bua und andere Mundartdichtungen. Passau (Passavia Verlag), 5. Aufl. 1956[2]
  • Max Peinkofer: Der rote Bua und andere Mundartdichtungen. Passau (Passavia Verlag), 6. Aufl. 1962[3]
  • Max Peinkofer: Der rote Bua und andere Mundartdichtungen. Passau (Passavia Verlag), 8. Aufl. 1982, ISBN 3876160472[4]
  • Max Peinkofer: Der rote Bua und andere Mundartdichtungen. Passau (Passavia Verlag), 9. Aufl. 1992, ISBN 3876161762[5]

Mehrfach, zuletzt 2007 wurden unter dem Titel „Der rote Bua“ diese Verserzählung und andere Werke Peinkofers in marktgängigen Ausgaben neu verlegt.

Zweiakter "Da Schreiner-Bauer, da Bader-Bauer und da roude Bua"

Notensatz des Couplets im Stück Da Schreiner-Bauer, da Bader-Bauer und da roude Bua“
Aufführung des Zweiakters „Da Schreiner-Bauer, da Bader-Bauer und da roude Bua“ am 10. September 2017 (Photo: Gerhard Nixdorf)

Für die Reihe der Hoftheater im Freilichtmuseum Massing haben Elisabeth Merklein und Martin Ortmeier nach Max Peinkofers Verserzählung 2017 den Zweiakter „Da Schreiner-Bauer, da Bader-Bauer und da roude Bua“ geschrieben.[6] Der Untertitel erläutert: „Ein Drei-Personen-Stück in zwei Akten, mit Versen von Max Peinkofer und einem Couplet vom Sterben, vom Heiraten und vom Geld“.
Das Couplet samt Libretto hat Sonja Ortmeier komponiert.

Uraufführung war am 10. September 2017 im Kochhof des Freilichtmuseums Massing mit Christine Reitmeier, Nadine Konietzny und Sebastian Goller (Intendanz: Roswitha Klingshirn).

Anmerkungen

  1. Bewahrt u.a. in der Staatsbibliothek Passau: Signatur S nv/Yg 373(2)
  2. Signatur der Staatsbibliothek Passau: S nv/Yg K 70 , S/Mlg 13/7(5) , S/05 Ywh 804(5) , S BBP/07 RIM 16.5(5)
  3. Signatur der Staatsbibliothek Passau: S nv/Yg KH 381
  4. Signatur der Staatsbibliothek Passau: 00/GE 6975 P377 R8(8)
  5. Signatur der Staatsbibliothek Passau: S/Mlg 13/7(9)+2, S/Mlg 13/7(9) )
  6. Typoskript und Bildquellen im Archiv des Freilichtmuseums Massing unter dem Az. „M 4.4.12, Theater im Museum“