Dachlwand

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Die Dachlwand über der Peracher Lacke. (Foto: Reiseder)

Die Dachlwand bei Marktl ist ein Teil der Hangleite, die der Inn im Verlauf der Zeit geschaffen hat. Sie wurde 1986 in ein Naturschutzgebiet umgewandelt und hat eine Größe von ca. 206 Hektar.

Beschaffenheit

Der Prallhang der Dachlwände über der Peracher Lacke und der Gunschlacke ist weithin als gelbliche Plaike sichtbar. Aus der Nähe betrachtet weist der Böschungsanriss in farblichen Unterschieden und Geröllgröße eine Schichtung auf. Die Höhe der Talsohle bis zur Hangkrone gemessen beträgt über 120 Meter. Es handelt sich hier um aus dem Tertiär stammenden südlichen Vollschotter, also um quarzreiche und kristalline Gerölle, die von Urflüssen vor vielen Jahrmillionen vom Gebirge her eingeschwemmt wurden.

Merkmal

Ein besonderes Merkmal des südlichen Vollschotters sind an den Dachlwänden die tief in den Hang hineinreichenden Nisthöhlen der Dohlen. Ursprünglich waren hier Baumstämme und größere Äste eingebettet, die nach ihrer Vermulmung Höhlungen hinterließen, in denen besonders an heißen Sommertagen trockene Sande nach und nach an den Erosionswänden ausliefen. Das Hangende über dem Vollschotter besteht aus grauen und grünen Tonen und rostrot ausgeprägten Sanden. Zualleroberst lagern Löße und Lehme, die noch vor Beginn der Eiszeiten angeschwemmt wurden.

Entstehung

Die Dachlwand ist Teil der Hangleite, die der Inn im Verlauf seiner Eintiefung während und nach den Eiszeiten im Quartär geschaffen hat. Die Geschiebeführung und die Wassermassen der Alz drückten den Inn in einer weiten Schleife nach Norden an die Abbruchkante und so entstand die eindrucksvolle Kulisse der Dachlwand. Vor etwa 150 Jahren sprach und schrieb man Dachenwände und diese Bedeutung verweist auf feuchten und tonigen Grund, also auf die entsprechenden oberen Hanglagen. Da an diesen Wänden die Dohlen krächzend entlang strichen und auch in den ausgewitterten Höhlen nisteten, ist diese Bezeichnung „Dachlwand“ keineswegs sinnleer.

Geologische Eigenschaften

Die Dachlwand ist nicht nur biologisch, sondern auch geologisch interessant. Hier kommen seltene und für den Landkreis bedeutsame Pflanzenarten vor. Durch Quellaustritte, Bachläufe und sandig-mergelige Rutschungen kommt die Erosion dieser Leite nicht zur Ruhe. Die tertiären Kiesschichten bröckelten seit der Entstehung dieser Prallhänge bis in die Jetztzeit von den Wänden. Aus diesem Grunde mussten die Grafen von Leonberg im 18. Jahrhundert ihre von den Fluten des Inns unterspülte Stammburg über der Gunschlacke verlassen. Der Bau stürzte nach und nach 100 Meter in das Inntal ab.

Maßnahmen

Erst die wasserbaulichen Maßnahmen, die Verlegung der Alzmündung nach Osten, der Bau der Bahnstrecke München-Simbach in den 1860er Jahren und der Bau der Kreisstrasse PerachMarktl, boten den Fluten ausreichenden Widerstand, so dass am Hangfuß der Leite nur noch einige ausgedehnte Altwassertümpel zurückblieben. Aus den tief in den Hügel eingeschnittenen Schluchten wird durch Oberflächenwasser immer wieder sandig, kiesiges Material ins Tal verfrachtet, so dass sich ein flacher Schuttkegel zwischen die Altwässer schob und diese in zwei separate Abschnitte teilte. Noch heute werden nach heftigen Regenfällen große Geröllmassen aus der Schlucht transportiert, wobei sich im Auwald sandig, kiesiges Geschiebe ablagert und besonders die etwa 300 Meter lange Gunschlacke vom Westen her versanden lässt.

Naturschutzgebiet

Wegen ihrer einmaligen Szenerie und den vielen schützenswerten Pflanzen wurde diese Region 1986 als Naturschutzgebiet „Innleite bei Marktl mit der Dachlwand“ ausgewiesen.

Weblinks