Deggendorfer Fasching

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Kinderfasching im Cafe Mitterwaller. (Foto: Stadtarchiv)
Das Kindermädchen mit eigenem Wagen im Jahr 1938. (Foto: Stadtarchiv)

Der Deggendorfer Fasching wurde maßgeblich von Franz Mitterwallner geprägt.

Fasching im Cafe Mitterwallner (1920er Jahre)

Franz Mitterwallner, Inhaber des damaligen Café Mitterwallner am Luitpoldplatz Deggendorf (1888 bis 1996), war der geborene Vollblut-Faschinger. Das Café am Luitpoldplatz (heute H & M-Kaufhaus) war zum Faschingsendspurt Schauplatz stimmungsvoller Feste. Vom Unsinnigen Donnerstag bis Faschingsdienstag jagte im Café Mitterwallner eine Veranstaltung die nächste.

Ablauf und Beteiligte

Franz Mitterwallner war stets dabei, hatte immer originelle Einfälle und die tollsten Masken. Als erster in ganz Niederbayern führte er in den 20er Jahren die Kinderbälle ein. Höhepunkt des Kinderballs war immer ein Kasperltheater. Dafür hat der Schwager des Wirts, der Ladwig-Edi, wunderschöne Kulissen gemalt. Edi Ladwig sorgte auch für die Faschingsdekorationen im Lokal. Da gab es z. B. einen Rosengarten, einen tropischen Urwald oder einen Sultanspalast. Beim Mitterwallner-Hausball ging es hoch her und der Wirt wechselte oft dreimal am Abend die Maske. Er blieb meist unerkannt und trieb oft derbe Späße mit den Gästen. Legendär war das Faschingsbegräbnis am Faschingsdienstag um Mitternacht. Zur „Leich“ bekamen alle Gäste einen schwarzen Umhang, die Kapelle spielte einen Trauermarsch. Der „Pfarrer“ trug Chorrock und Zylinder, ein „Mesner“ war meist mit dabei und herzergreifende Trauerreden wurden gehalten. Im offenen „Sarg“ lag meist ein Faschinger und anstatt mit Weihwasser wurde der „Tote“ mit Wein und Bier beschüttet. Der Deggendorfer Fasching in den 20er und 30er Jahren war weitum bekannt. Eine Handvoll Geschäftsleute und Handwerksmeister zeichnete dafür verantwortlich. Alle Jahre wurde eine besondere Attraktion für den Deggendorfer Fasching organisiert.

Besondere Ereignisse

Einmal bauten sie am Luitpoldplatz einen Faschingszirkus auf mit Bären, Elefanten und Kamelen, ein anderes Mal wurde ein großer Wahrsager angekündigt, der gegen bare Münze schaurige Zukunftsversionen verkündete. Ein Jahr später verkehrte zur Faschingszeit eine „Renn-Pferde-Straßenbahn“ vom Rathaus zum Ufer. Der besondere Clou dabei: Die Wagen hatten keinen Boden. Die Fahrgäste mussten während der Fahrt mitlaufen. Und auch mit dem Gesetz kamen die Deggendorfer in der „guaten alten Zeit“ während des Faschings in Konflikt. In einem Polizeiprotokoll vom 3. Februar 1928 heißt es: „Zwei bekannte faschingsaktive Geschäftsleute und ein Handwerksmeister mussten drei Tage im Deggendorfer Gefängnis absitzen wegen Überschreitung der Polizeistunde und Verweigerung des Zahlens der Geldstrafe.

Fasching nach dem zweiten Weltkrieg

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde in Deggendorf der Fasching groß gefeiert. Die Faschingsgesellschaft Tekkonia mit Prinzenpaar, Prinzengarde und Elferrat sorgte für Stimmung und Schwung bei den Faschingssitzungen und bei den Faschingsbällen. Der Schwarz-Weiß-Ball im damaligen Café Wiedemann war ein gesellschaftliches Ereignis für die Stadt. Neben dem Café Wiedemann war das Kolpinghaus eine Faschingshochburg. Dort wurden die großen Faschingsbälle abgehalten. Der Turnverein richtete einen Faschingsball aus, die Handwerker traten als Veranstalter auf. Der Bauernball war stets ein Höhepunkt der Faschingssaison. „Es verging kein Faschingswochenende“, so Gärtner, „an dem nicht mehrere Bälle abgehalten wurden.“ Obwohl Deggendorf mit den beiden Stadthallen jetzt optimale Veranstaltungsorte hat, ist die Zahl der Bälle auf weniger als eine Handvoll im Fasching geschrumpft. Eine ähnliche Entwicklung zeigt sich auch in den Nachbarstädten Plattling und Osterhofen.

Siehe auch

Literatur