Deggendorfer Knödel

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Diese Bronze-Skulptur von der Knödelwerferin ziert einen Brunnen in der Deggendorfer Altstadt.
Foto: Stadt Deggendorf

Den Deggendorfer Knödel hat es niemals wirklich gegeben. Dennoch genießen die Deggendorfer bis heute die süße Köstlichkeit als Praline oder Backwerk aus Biskuit-Teig. Ihren Ursprung haben die heutigen Konditorenwerke, die es in nahezu jeder Bäckerei und Konditorei in der Donaustadt in Variationen zu kaufen gibt, in einer Sage.

Die Knödelsage

Ein Fünkchen Wahrheit

1266 zog Ottokar von Böhmen mit schweren Kriegsabteilungen über den "Nortwald" her und verwüstete die Oberpfalz und Niederbayern. Deggendorf bot seinen Bürgern innerhalb des Stadtgrabens und des doppelten Mauerrings sicheren Schutz. Selbst die Bauern der Umgebung fanden in der befestigten Burg Unterschlupf.

Als die Kriegshaufen Ottokars auf Deggendorf vorrückten, bezog die Bürgerwehr zur Verteidigung Stellung auf den Stadtmauern. Die feindlichen Truppen plünderten derweil die Häuser vor den Stadttoren, und richteten sich auf eine langdauernde Belagerung ein. Notfalls würden sie warten bis den Deggendorfern die Vorräte ausgingen. "Aushungern" nannte man diese Methode. Als nach wochenlangem Warten und gegenseitigem Belauern die Lebensmittel tatsächlich knapp geworden waren, erklomm ein feindlicher Spion die Stadtmauer.

Sobald der Böhme über die Mauer lugte und erwartete, geschwächte Verteidiger vorzufinden, traf ihn ein großer Knödel im Gesicht, so dass er den Halt verlor und in den Stadtgraben fiel. Eine treusorgende Ehefrau, die ihrem Mann aus Vorratsresten geformte Knödel auf die Stadtmauer bringen wollte, hatte den Spion bemerkt und geistesgegenwärtig gehandelt. Ihr Wurf rettete die Stadt vor weiterer Belagerung und Übergabe, da der Kundschafter wahrheitsgemäß berichten musste, dass die Stadtbewohner noch über soviel Essen verfügten, dass sie damit werfen konnten. Ottokars Truppen zogen resigniert ab.

Die Taufe der Knödelstadt

Der Name Knödelstadt für Deggendorf entstand im 19. Jahrhundert. Ein Durchreisender soll die am Rathaus angebrachten Strafinstrumente, die ähnlich einem Pranger verwendet wurden, als Knödel und die Stadt als Knödelstadt bezeichnet haben. Die eigenwillige Interpretation des Rathaus-Inventars diente Auswärtigen ab sofort für Hänseleien. Daraufhin versuchte man durch Umdichtung des Verwendungszweckes der Prangerkugeln in die sagenhaften Deggendorfer Knödel eine volksnahe Erklärung zu finden.

Die wahre Geschichte

Die Sage passt zwar in den geschichtlichen Zusammenhang, weil König Ottokar von Böhmen mit seinem Heer in der Zeit nach Niederbayern einfiel und vorübergehend in Regensburg und Passau einzog. Sein Ziel war es, seine Ansprüche an die Ländereien der ausgestorbenen Geschlechter der Babenberger und der Grafen von Bogen gegenüber den Wittelsbachern zu wahren. Doch auf eine tatsächliche Belagerung Deggendorfs durch die Böhmen gibt es keinen Hinweis.

Knödelwerferin am Altstadtbrunnen

Die in Hengersberg geborene Bildhauerin Erika Einhellinger hat die Bronze-Skulptur der Knödelwerferin auf dem Deggendorfer Altstadtbrunnen entworfen. Sie lebt und arbeitet seit 1975 als freischaffende Künstlerin in der Donaustadt. Hauptthema der Künstlerin, die sich selbst ein von Selbstbewusstsein und Stärke geprägtes Frauenbild attestiert, ist die Weiblichkeit. Bronze ist nicht der wichtigstes Werkstoff im Schaffen von Erika Einhellinger. Sie ist mit drallen, weiblichen Specksteinfiguren bekannt geworden.

Rezepte

Semmeln, Fleischbrühe, Eier, Brotwürfel, Milch, Salz und Mehl - das sind die Zutaten für den Deggendorfer Knödel. Von den Semmeln wird zuerst die Kruste abgeschnitten. Dann werden sie in einer Mischung aus ein wenig Fleischbrühe, Milch und Eiern eingeweicht. Solange die Semmeln einweichen, ist genügend Zeit, den Teig anzurühren: Mehl, Eier, Salz und etwas Wasser mit den Brotwürfeln vermischen und kräftig schlagen. Anschließend in den Teig die eingeweichte, leicht ausgedrückte Semmel einschlagen. Die Knödel in kochendem Wasser mindestens 25 Minuten lang garen. Sobald sie fertig sind, sofort aus dem Wasser nehmen, damit sie sich nicht vollsaugen und an Geschmack verlieren.

Literatur

Weblinks