Denk-Haus (Finsterau)

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Ensemble mit Panorama (v. l.) von Hirschkopf, Steinfleckberg und Bärnriegel des Nationalparks (Foto: Martin Ortmeier), 2023

Das Denk-Haus ist das einzige in situ übernommene Bauwerk des Freilichtmuseums Finsterau. Das ehemalige Kleinbauernhaus wurde bis 2018 zu einer Begegnungs- und Bildungsstätte umgebaut.

Beschreibung

Ein flach geneigtes Satteldach, das ursprünglich mit Legschindeln eingedeckt war, fasst Wohnung, Stall und Stadel unter einem First zusammen. Über dem in Blockbau erbauten Wohnteil ist ein teilausgebauter (Schlafkammern) Kniestock errichtet. Die Stube ist südöstlich platziert, die Küche nordöstlich. Der Stall (jetzt als Sanitärraum ausgebaut) aus Naturstein-Ziegelmauerwerk findet sich an der nördlichen Traufseite, wo er ins Hanggefälle natürlich entwässert. Über Stall und Schupfen ist von Süden her eine Querobertenne erschlossen.
Vor dem Obergeschoss ist giebelseitig ein schmaler Schrot ausgebildet. Die Erschließung der Wohnung erfolgt traufseitig von Süden in nicht durchgängigen Querflur. Der Schupfen ist aus der Flur von Norden her anzufahren.

Zum Anwesen gehört eine gemauerte Traktorgarage, die um 1970 erbaut wurde.

Geschichte

Südwestansicht kurz vor der Fertigstellung 2019 (Foto: Martin Ortmeier)

Das Denk-Haus wurde um 1925 als Kleinbauernhaus eines Holzhauers abgesetzt vom alten Bauerndorf Finsterau errichtet. Es hat mehrfach den Besitzer gewechselt. Einige Jahre war eine Familie Denk Eigentümer. Wegen der geplanten Zwecksetzung Bildung hat der Museumsleiter deren sprechenden Namen für die zukünftige Hausbezeichnung gewählt. Vor dem Erwerb für das Freilichtmuseum Finsterau war das Anwesen viele Jahre leergestanden.

Der im Süden anschließende, zum Hof gehörende Flurstreifen diente mehrfach als Zusatzparkplatz bei großen Festveranstaltungen des Museums. Zu diesem Zweck wurde ein Steig durch die Waldpartie angelegt, die das Denk-Anwesen vom Museumseingang trennt. Dieses Stück Wirtschaftswald konnte in den 1990er Jahren vom Museumsträger erworben werden.[1]

In Eigenleistung des Museumsbauhofs wurden seit 2011 Instandsetzungsmaßnahmen insbesondere am Dach vorgenommen. 2017-2018 wurde das Haus im Wohnbereich von Grund auf saniert und zu einer Begegnungs- und Bildungsstätte für das Freilichtmuseum Finsterau ausgebaut. Die zugehörige Traktorgarage ist bisher nicht instandgesetzt.

Umbau zur Begegnungs- und Bildungsstätte

Haustüre und Wetterverschlag kurz vor der Fertigstellung 2019 (Foto: Martin Ortmeier)
Die karge Einrichtung des Bads (Foto: Martin Ortmeier), 2019

Seit 2014 bemühte sich die Museumsleitung um eine Förderung für die Einrichtung einer Erlebnis- und Bildungsstätte in dem in situ erhaltenen Kleinbauernhaus in der Nachbarschaft des Freilichtmuseums Finsterau. Der Name der langjährigen Eigentümer des Anwesens Denk wurde für die Benennung der Maßnahme herangezogen: „Denk-Haus für junge Menschen“. Die Einrichtung erforderte Sanierung und Umbau (Brandschutz und Sanitär) des Hauses.[2]Der Stadel verblieb ohne Temperierung, die Ausstattung des Wohnbereichs wurde aus didaktischen Gründen spartanisch realisiert.
Fenster und Türen wurden erneuert[3]. Der Blockbau (teils bereits mit Ziegelmauerwerk ausgebessert) musste im Sockelbereich durch Mauerwerk ersetzt werden. Der karminrot gefasste Verschlag der Fassade mit Brettern (senkrecht, gestoßen, mit Deckleisten) wurde denkmalgerecht saniert.[4]

Zweck des Denk-Hauses für das Freilichtmuseum Finsterau ist u.  a. die Entlastung des Tanzer-Hofs von pädagogischen Aktivitäten, die eine vollständige ganzheitliche Ausstattung bis dahin behinderten.[5]
Das Haus sollte außerdem für die Unterbringung von Literatur-Stipendiaten (Writers in Residence) im Zusammenhang mit dem Paul Friedl-Haus dienen, das bis 2019 als lebendiges Literaturhaus Bayerischer Wald-Böhmerwald geplant war.
Der Ausblick von der Tenne auf die offene Flur im Westen des Anwesens sollte neuen natur- und kulturraumpädagogische Programmen des Museums dienen.

Der Blick von der Tenne des Denk-Hauses reicht bis zum Reschbach, der die Grenze zum Nationalpark Bayerischer Wald darstellt. Die landwirtschaftliche Flur im Westen des Denk-Hauses ist unmittelbar am Übergang vom 300 Jahre alten Kulturraum des Waldhufendorfes Finsterau zum Naturraum des ehemaligen Staatsforstes platziert. Die Fläche hat Teil am FFH-Gebiet Ilz-Talsystem und genießt als artenreiche Bergwiese sowohl nationalen als auch europäischen Schutz. Eine Teilfläche unterhalb des Denk-Huses ist natürlich vernässt.
Die Flur quert ein Wührgraben (trockengefallen um 1986), der mehreren Anwesen zur Wiesenbewässerung gedient hatte. Dieses Flurdenkmal genießt keine Erhaltungspflege.

2021 hat der Bezirkstagspräsident vorgeschlagen, auf der Denk-Haus-Flur des Freilichtmuseums einen Camping-Platz einzurichten.[6]

Daten

  • 2014-2016 Mitwirkung des Museumsleiters an der „Lokalen Entwicklungsstrategie (LES)“ der „Lokalen Aktionsgruppe (LAG)“ (Freyung-Grafenau)
  • 2017-2018 Umbau des Denk-Hauses zu einer Begegnungsstätte
  • Konzept, Förderwesen: Dr. Martin Ortmeier
  • Planung und Bauleitung: Architekturbüro Lakritz (Markus Büttner Dipl. Ing. FH)
  • Bauleitung vor Ort: Franz Dillinger und Franz Plöchinger
  • Finanzierung: Zweckverband Niederbayerische Freilichtmuseen, 50,42 % Europäische Union aus Fördermitteln des Programms LEADER (Liaison entre les actions de développement de l'économie rurale / Verbindung zwischen Aktionen zur Entwicklung der ländlichen Wirtschaft) im Rahmen des Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER)
  • Kosten im Rahmen der Fördermaßnahme: 277.763 EUR

Literatur

  • Martin Ortmeier: Verstreute Quellen zur Gründungsgeschichte des Freilichtmuseums Finsterau. In: Passauer Jahrbuch. Beiträge zur Geschichte und Kultur Ostbaierns 57 (2015), S. 219–226
  • Martin Ortmeier: Fördermaßnahmen im Freilichtmuseum Finsterau 1984–2018. In: Passauer Jahrbuch. Beiträge zur Geschichte und Kultur Ostbaierns 60 (2018), S. 193–204
  • Passauer Neue Presse, Lokales, 04.07.2018: Was im Denk-Haus Platz finden soll [1]

Anmerkungen

  1. Siehe Martin Ortmeier, Verstreute Quellen zur Gründungsgeschichte des Freilichtmuseums Finsterau. In: Passauer Jahrbuch. Beiträge zur Geschichte und Kultur Ostbaierns 57 (2015), Anmerkung XXIV, S. 225: „Die Entwicklung des Freilichtmuseums Finsterau wurde immer wieder durch die zu enge Flächenbemessung behindert. Eine Erweiterung der Museumsflur kam immer nur Stück für Stück zustande. Sie gelang jedoch nie nach Süden, wo eine Baugruppe Altlandkreis Bogen geplant wäre. Drei Bauten sind für dieses Ziel seit Jahrzehnten eingelagert.“
    Ankäufe von Flächen zur Sicherung einer zukünftigen Erweiterung des Museums, die nicht unmittelbar an das bestehende enge Museumsgelände anschließen, gelangen dem Museumsleiter stets erst nach wiederholten vergeblichen Anträgen. Auch der Kauf des für das Museum essenziellen Waldstücks zur Errichtung des Jugendsteigs war zuvor mehrfach gescheitert. Ohne Widerstand aus dem Kreis der Verbandsräte wurde der Ankauf eines angrenzenden Waldstücks im Westen des Museums verbschiedet. Diese Fläche, die erst in den 1960er Jahren bestockt worden war, ließ der Museumsleiter für den Aufbau des Paul Friedl-Hauses 2014/16 roden.
  2. Am 6. Juli 2016 hat die Lokale LEADER-Aktionsgruppe auf Antrag des Museumsleiters die Maßnahme befürwortet. Am 22. August 2017 erfolgte der Förderbescheid. Siehe dazu ausführlich in: Martin Ortmeier, Fördermaßnahmen im Freilichtmuseum Finsterau 1984–2018. In: Passauer Jahrbuch. Beiträge zur Geschichte und Kultur Ostbaierns 60 (2018), S. 201 f.
  3. Ausführung: Schreinerei Reinhard Selwitschka, Finsterau
  4. Ausführung: Museumszimmerer Franz Plöchinger
  5. 2020 hat der Depotleiter des Museums Konrad Obermeier die Ausstattung der Schlafkammer rekonstruiert.
  6. Passauer Neue Presse, Lokales, 09.04.2021: Finsterau. Forderung: Campingplatz zeitnah bauen. Pläne für eine Errichtung in Finsterau – Mandatsträger bestehen auf Maßnahme im Rahmen der Nationalparkerweiterung [2]