Die andere Seite

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Roman „Die andere Seite“. (Foto: Archiv the)

Die andere Seite ist ein Roman von Alfred Kubin. Er entstand im Herbst 1908 und wurde 1909 mit 52 Illustrationen Kubins im Verlag G. Müller in München und Leipzig veröffentlicht.

Inhaltsangabe

Ein Zeichner wird von einem alten Schulfreund - Patera, der zu unermesslichen Reichtum gekommene Herrscher seines in Zentralasien selbstgeschaffenen Utopias - auserwählt und in das neugeschaffene Traumland hinter den Bergen von Samarkand mit seiner Hauptstadt „Perle“ eingeladen. Dieses Land verspricht dem Zeichner ein sorgenfreies Leben in dem es kein Elend und keine Entbehrungen geben soll.

Nach einer anstrengenden Reise gerät eine gewaltige Mauer ins Blickfeld, die das Reich von allen äußeren Einflüssen abschirmt. Nach der Ankunft in Perle erleben die Reisenden einen Kulturschock. Nicht nur, dass die Zeit im 18. Jahrhundert stehen geblieben zu sein scheint - jegliche Technologie und Innovation wird strikt abgelehnt und die ortsübliche Mode orientiert sich am Biedermeier und dessen Vorläufern - seltsame Rituale bestimmen dort den Ablauf der Zeit. Es fehlt in Perle jegliches Ziel und so gerät das Leben trotz allem anfänglichen Überflusses schnell zu einem Albtraum.

Was der Zeichner erlebt, ist die Vision eines Überwachungsstaates, in dem alles von einem einzigen Willen, dem des Diktators Patera, abhängt. Das Reich der Zukunft und der Erlösung erweist sich als Reich der Gewalt und der Hoffnungslosigkeit, in dem es schließlich zu einem Weltuntergangskampf zwischen Gut und Böse kommt.

Gliederung

Gegliedert ist das Werk in drei Teile:

  1. Einladung des in München ansässigen Ich-Erzählers und seiner Frau nach Perle.
  2. Die Darstellung des Aufenthaltes in Perle.
  3. Perles Untergang und ein Epilog.

Entstehung

Einige Briefwechsel und der die Jahre 1907 bis 1912 berücksichtigende, erst 2007 erschienene zweite Band der Tagebücher von Oskar A. Schmitz, dem Schwager Alfred Kubins, erlauben es die Entstehung des Werkes nachzuzeichnen.

Ausgangspunkt ist der Brief, den Kubin am 6. Dezember 1908 an den befreundeten Schriftsteller und Architekten Fritz Herzmanovsky-Orlando schrieb. Darin teilte er mit, mit einer "Arbeit" in der Rohfassung fertig zu sein nun ginge es an den Feinschliff. In einer Schaffensperiode von nur acht Wochen stellte Kubin den Roman fertig. Weitere vier Wochen später schloss er auch die Arbeit an den Illustrationen ab. Rückblickend teilte seine Gattin Hedwig mit, dass er am Tag 20 Stunden am Tag an dem Buch arbeitete.

In die kurze Arbeitsdauer sind die Materialsammlungen und Vorstudien, die Kubin für das schnelle Verfassen des Romans benötigte, nicht eingerechnet.

In dieser Zeit kapselte sich Kubin von seiner Umwelt ab und hatte keine Zeit für Freunde und Verwandte. Erst nach Beendigung der Rohschrift am 6. Dezember 1908 ließ er wieder näheren Kontakt zu.

Kubin änderte auf Vorschlag seines Freundes und Schwagers Schmitz den zunächst vorgesehenen Buchtitel „Traumreich“ in „Die andere Seite“ um. Die entstandenen Illustrationen gefielen Schmitz weniger. Am 10. Januar 1909 heißt es in dem Brief, der Text werde zur Zeit in Passau abgeschrieben. Am 22. Mai 1909 wurde das erste Exemplar gedruckt. Das Buch umfasste 339 Seiten und beinhaltete 52 Zeichnungen.

Verfilmung

Das Buch wurde unter dem Titel „Traumstadt“ 1973 von Johannes Schaaf verfilmt (Länge: 124 Min).

Literatur

Weblinks