Dreisessel

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Der Höhenkamm im Bereich des Dreisessel als nackter Berg. (Foto: Harald Schäfer)
Die „Wollsäcke“ genannten Gesteinsformationen auf dem Höhenrücken im Bereich des Dreisessels. (Foto: Max Götz)
Der Berggasthof Dreisessel

Der Dreisessel (auch Dreisesselberg) ist ein 1333 Meter hoher Bayerischen Wald. Im Gipfelbereich befindet sich ein Schutzhaus mit Gastronomie, das der Bayerische Wald-Verein Sektion Dreisessel sein Eigen nennt. Ebenso steht die Bischof-Neumann-Kapelle auf dem Dreisessel.

Lage

Der Dreisessel liegt sich im Landkreis Freyung-Grafenau. Sein Gipfel befindet sich auf dem Gebiet der Gemeinde Neureichenau, das Umfeld im Bayerischen Staatsforst. In unmittelbarer Nähe befindet sich das so genannte Dreiländereck – hier stoßen die Grenzen von Deutschland, Böhmen und Österreich zusammen.

Entstehung

Bei der Variszischen Gebirgsbildung vor etwa 300 Millionen Jahren kollidierten große Kontinentalblöcke, wodurch es zur Auffaltung eines mächtigen Gebirges kam. Dabei wurden Gesteine in die Tiefe versenkt und durch die dort herrschenden höheren Drucke und Temperaturen umgewandelt und teilweise aufgeschmolzen. Gesteinsschmelzen (‚Magmen‘), die sich tief in der Erdkruste gebildet hatten, bewegten sich in höhere Bereiche und erstarrten dort als magmatische Gesteine, wie zum Beispiel die im Bayerischen Wald weit verbreiteten Granite.

Die chemische Zusammensetzung bedingt Art und Menge der sich dabei bildenden Minerale. Granite enthalten vorwiegend weißen Feldspat, grauen Quarz und glänzende Glimmer, wobei diese sowohl als dunkle Biotite als auch als helle Muskovite vorkommen. Geringe Unterschiede in der chemischen Zusammensetzung, der Temperatur und der Bedingungen bei der Abkühlung der Schmelzen führen dazu, dass nicht alle Granite gleich sind. So kann man aufgrund verschiedener Korngrößen und Mineralzusammensetzungen im Umfeld des Dreisesselberges mehrere Varietäten unterscheiden, die jeweils aus einer eigenen Schmelze hervorgegangen sind: Außer dem „Dreisessel-Granit“ finden sich im Umfeld noch „Steinberg-Granit“, „Haidmühle-Granit“ und „Eisgarn-Granit“.

Durch die Hebung des Bayerischen Waldes bei gleichzeitiger Erosion gelangten die Gesteine später an die Erdoberfläche. Die Verwitterung setzte bevorzugt entlang der Kluftflächen an, wodurch Ecken und Kanten abgerundet wurden. Als die überlagernde Bodendecke abgetragen wurde, blieben die festen Granitkörper – im Volksmund „Wollsäcke“ genannt, weil sie wie übereinander gestapelte Säcke aussehen – stehen und bilden so die heutige Gipfelburg des Dreisessels.

Geschichte

In der Wolfsteiner Grenzbeschreibung von 1549 wird das abgelegene, umstrittene und allgemein gemiedene Grenzgebiet anhand der Bachläufe und Herrschaftsbereiche näher beschrieben. Der Name Dreisessel kam erst im 17. Jahrhundert in Gebrauch, ursprünglich nur für die Felsengruppe am Gipfel, dann aber für den gesamten Berg. Im Jahr 1765 wurde der Grenzverlauf verbindlich festgelegt und 1767 vermessen.

Bis in das 19. Jahrhundert waren es nur wenige Wagemutige, die den Gipfel erklommen, doch dann suchten besonders vom Rosenberger Gut aus immer mehr Wanderer den Berg mit seiner markanten Felsformation auf. „Neulich gingen 40 Menschen zugleich auf die drei Sessel“ schrieb Adalbert Stifter 1866 an seine Frau. Bereits 1888 ließ die Sektion Dreisessel des Bayerischen Wald-Vereins das erste Schutzhaus erbauen. 1913 entstand das jetzige Dreisesselhaus, das in den 1960er Jahren modernisiert wurde. Heute führt eine Austostraße direkt zum Berggasthof Dreisessel. Am 27. Juli 1980 wurde die Bischof-Neumann-Kapelle geweiht, die seither Jahr für Jahr zur Begegnungsstätte beim Jakobitreffen der Böhmerwäldler geworden ist.

Das Bayerische Umweltministerium verlieh am 28. Oktober 2008 den „Graniten am Dreisesselberg“ (amtliche Bezeichnung) die Auszeichnung mit dem Geo-Gütesiegel. Sie gehörten damit zu Bayerns schönsten Geotopen und zu den 100 bedeutendsten geologischen Naturwundern des Freistaates.

Naturschutzgebiete

Vom Dreisessel bis zum Plöckenstein erstreckt sich entlang des Grenzkamms auf bayerischer Seite das 267,4 Hektar große Naturschutzgebiet Hochwald, das bereits 1938 als Naturschutzgebiet ausgewiesen wurde. Seit 1996 ist es als sogenanntes Fauna-Flora-Habitat-Gebiet zudem Teil des Natura-2000-Netzes der Europäischen Union. Auch die auf tschechischer und österreichischer Seite angrenzenden Bereiche gehören zu diesem europaweiten Schutzgebietssystem. Das 2,5 Hektar große Naturschutzgebiet Urwald am Dreisessel dagegen liegt mehr als zwei Kilometer nördlich des Dreisessels am 1038 Meter hohen Gipfel des Steinbergs.

Siehe auch

Literatur