Dreschen

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Für das Dreschen wurden viele Menschen benötigt.
Beim Wettmähen am 11. Juni 1957.

Dreschen bezeichnet das Herauslösen der Getreidekörner aus den Ähren, in einem weiteren Arbeitsschritt wird das Stroh-/Spreu-/Körnergemisch abgesiebt, zurück bleiben Stroh (Lang- und Kurzstroh) und ein Körner-/Spreugemisch. Dieses wiederum wird einem weiteren Abscheidevorgang unterzogen, so dass zum Schluss Körner und Spreu übrig bleiben.

Dreschflegel

Urform des Dreschens

Alfons Brunner (85 Jahre) aus Oberframmering kramt in Erinnerungen: Das ursprüngliche Dreschen vor hundert Jahren geschah mit dem Dreschflegel, der bei uns „Drischel“ genannt wurde. Es ist die älteste Art des Ausdreschens von Getreide in unseren Breitengraden. In jedem Hof gab es in meiner Jugendzeit noch mehrere Dreschflegel, die nur noch nostalgisch herumstanden, aber nicht mehr in Gebrauch waren. Aber die Männer im Dorf konnten damals alle noch drischeln. Ich selbst habe es mir zwar auch zeigen lassen, aber nicht mehr tun müssen. Der Dreschflegel hat drei Teile, einen Holzstiel, an seinem oberen Ende eine bewegliche Lederverbindung und den eigentlichen Flegel, einen maiskolbenartigen und ebenso dicken ungehobelten Hartholzprügel.

Man musste den Drischel so gekonnt durch die Luft schwingen, dass der Flegel mit voller Wucht auf die Ähren aufschlug und die Körner herausspritzten und auf den Boden fielen. Beim Dreschen war je nach Größe des Anwesens die Gruppe der Drescher verschieden groß, die im Kreis standen und ihre Flegel nacheinander im Takt hernieder sausen ließen. Um im richtigen Dreschtakt zu bleiben, wurden bestimmte uralte „Drischl-Sprüche“ aufgesagt, die den jeweiligen rhythmischen Einsatz markierten.

Ging es beispielsweise zu dritt, hieß der Spruch in unserer Gegend: „Stich – Katz - ab, häng - d´ Haut - auf!“

Zu viert passte das Sprüchlein, das die Dreschermentalität gut widerspiegelt: „A - schwei - ners - Fleisch, mit - Knödl – und - Kraut, da - wird - ei' - g`haut.“

Auf der Tenne, dem „Tend“, wurde für das Drischeln im Stadel ein Haufen Getreide aufgeschüttet, immer die Ähren schön nach innen, und beide Scheunentore aufgemacht, dass der Wind durch pfeifen konnte und die Spreu vom Weizen trennte.

So zu dreschen war kraftraubend und erforderte viel Geschick und Übung, wenn nicht der Flegel am Kopf des Nachbarn landen sollte. Es war Präzisions- und Schwerstarbeit zugleich und machte mächtig Hunger. Daher kommt wohl auch der Ausdruck: "Der frisst wie ein Scheunendrescher". Von der Bäuerin vorsorglich in Fett heraus gebackene und von Fett triefende „Kücherl“ gaben verbrauchte Energien zurück. Auch mächtig Durst bekam man an dem staubigen, schweißtreibenden Arbeitsplatz auf dem „Tend“. Mit reichlich „Schebs“, einem speziellen Dünnbier für die Ernte, und mit selbstgemachtem Most spülte man den geschluckten Kornstaub hinunter.

Das klappernde Geräusch der Dreschflegel beim Auftreffen auf den Tennenboden ist seit vier Generationen Vergangenheit. Früher gehörte es in der Zeit zwischen Martini (11. Nov.) bis weit nach Weihnachten zu den typischen und vertrauten Klängen eines Bauerndorfes. Schon in aller Herrgottsfrühe, noch vor der Stallarbeit, wurde das Gesinde aus dem Bett geholt. Das war um drei Uhr in der Frühe. Und dann wurde gedrischelt bis zur Suppe, so um sieben Uhr morgens. Danach wartete die alltägliche Arbeit auf dem Hof. Nur in der Weihnachtszeit wurde mit dem Drischeln ausgesetzt. Die heilige, staade Zeit sollte nicht durch das Gescheppere gestört und entweiht werden.

Beim jährlichen Drescherfest in Breitenberg wird den Besuchern gezeigt wie mühevoll einst das Dreschen war.

Hakenzylinder und Göpel

Vorstufe des Dreschwagens

Wer kennt heute schon noch einen Hakenzylinder? Er löste den Dreschflegel ab und ist ein Vorläufer der Dreschmaschine. Es war schon eine enorme Arbeitserleichterung gegenüber dem Dreschflegel und ein großer Fortschritt für die damaligen Verhältnisse. Alfons Brunner sagt, dass zu seiner Kinderzeit noch mit dem Hakenzylinder gearbeitet wurde. Selbst als der Dampf schon auf den Hof kam, reichten die Getreide- und Mehlvorräte bis dahin oft nicht aus. Das „Nachg`rechert“ von den Kornfeldern wurde dann schon einmal vorzeitig durch den Hakenzylinder gelassen und ausgedroschen. Man wollte der Not ja keinen Schwung lassen.

Hakenzylinder

Und so funktionierte er: In einem Stahlmantel drehte sich ein Metallzylinder, der mit lauter fingerlangen Haken versehen war. Am Gehäuse selbst befanden sich an der Innenseite ebensolche Haken, die zu der Walze hin schauten. Zwischen Haken und Gegenhaken wurden durch Rotation die Getreidekörner aus der Ähre herausgeschüttelt. Hierzu musste die Getreidehalme aber der Länge nach, also mit der Ähre voraus, eingegeben werden.

Eine Handvoll Leute konnten damit an einem halben Tag ein Fuder Weizen oder Gerste dreschen. Das Aufschneiden der Garben, das Eingeben in die Maschine, das Ausrütteln der zerhackten Getreidehalme und das Wegbefördern des Strohs, das ging ja gerade noch. Aber das Antreiben des Hakenzylinders mit einer großen Kurbel, die von zwei starken Männern gedreht werden musste, war kaum langfristig zu machen. Es war der reine „Selbstmord“. So kam der Hakenzylinder unter den Mannersleuten zu dem Spitznamen „Selbstmord“ und war nicht besonders beliebt.

Göpel

Mit dem Aufkommen des Göpels ging die Technisierung und Einsparung von Arbeitskräften in der Landwirtschaft weiter. Es kam mit ihm eine Antriebsmaschine, die die Arbeit am „Selbstmord“ ersetzte. Der Göpel ist eine landwirtschaftliche Maschine, die aber auch in Bergwerken eingesetzt wurde. Damit konnte tierische Kraft, in Form von Zugtieren, umgewandelt werden zum Antrieb des Hakenzylinders oder auch der Futterschneidemaschine.

Zwei Pferde mussten dazu im Kreis gehen und ein großes Eisenzahnrad bewegen. Den Bauern kam die Arbeit der Rösser am Göpel während der Herbst- und Wintermonate gerade recht. Sie hatten auf den Feldern nichts mehr zu tun und konnten so in Form gehalten werden. Man darf allerdings nicht davon ausgehen, dass ein Ross am Göpel auch eine Leistung von einer genormten Pferdestärke (PS) zu leisten imstande war. Höchstens die Hälfte davon kann angesetzt werden. Die von den Tieren erzeugte Kraft wurde auf verschiedene kleine Zahnräderübertragen und so die Drehgeschwindigkeit um das Zig-fache erhöht. Mit breiten Lederriemen, den Treibriemen, wurde die Kraft an den Hakenzylinder weitergegeben und dieser damit angetrieben. Der „Selbstmord“ hatte seinen Schrecken verloren.

Verbeserungen des Hakenzylinders

Noch eine weitere Arbeitserleichterung brachte schließlich der „Breitdrescher“ als Hakenzylinder, wo man die Ähren schon der Breite nach einlassen konnte, sowie der Anbau einer Strohrüttelanlage mit Sieb. Die Vorstufen für eine funktionierende Dreschmaschine waren somit gegeben. Zur ausgereiften Technik eines großen Dreschwagens war es allerdings noch ein weiter Weg.

Dampfmaschine

Technische Revolution in der Landwirtschaft vor knapp hundert Jahren

Eine Sensation war es, als die ersten Dampfmaschinen in der Landwirtschaft zum Einsatz kamen. Bei uns war das in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts. Sie hielten sich, bis auch in den letzten hiesigen Einödhöfen und Weilern der elektrische Strom verlegt war. Und das war teilweise erst nach dem 2. Weltkrieg, Mitte der 50er Jahre, abgeschlossen.So ein Dampfkessel war wahrlich ein Ungetüm. Er wog nicht selten an die hundert Zentner und war mit seinen Eisenreifen nur schwer manövrierbar. Einer der beliebtesten Hersteller bei Dampfmaschinen in unseren Gauen war die Firma Heinrich Lanz in Mannheim. Auch bei den Dreschwägen hatte die Firma Lanz neben Dechentreiter den besten Ruf hierzulande. Und es stimmt! Die Firma Heinrich Lanz in Mannheim, mit Filiale in Regensburg, bezeichnet sich im Jahr 1900 selbstbewusst als „größte und bedeutendste Fabrik Deutschlands für Dampfdreschmaschinen und Lokomobilen“

Das „Umfahren“ der Dreschgarnitur von einem Bauern zum nächsten

Schon die Dreschgarnitur auf den jeweils entsprechenden Hof zu bringen, war eine Aufgabe mit Haken und Ösen. Das „Umfahren“ erforderte Spezialisten und langjährige Erfahrung. Der „Dreschkasten“ wurde von ein paar guten Ochsen gezogen und wurde als erstes in die Scheunentenne gefahren, waagrecht eingerichtet und, dann verkeilt. Aus der Erfahrung wusste man, dass ein gutes Ochsengespann mehr zu leisten imstande war als Pferde. War dies erledigt musste die sogenannte Büh, eine Bühne, ein Gerüst über die ganze Tenne, konstruiert werden. Diese wurde sodann mit einer Juteplane belegt, bestehend aus aufgetrennten Kunstdüngersäcken. Es sollte verhindert werden, dass Getreide auf die Tenne fallen konnte. Anschließend wurde der Dampfkessel „umgefahren“. Hierfür wurden vier gute Pferde gebraucht. Wer keine Pferde hatte, musste sich welche ausleihen. Als Gegenleistung musste der Leihende dem jeweiligen Pferdebesitzer beim Dreschen helfen. Bei uns in den „Bergen“, ich meine im Hügelland, war das „Umfahren“ durchwegs heikel und schwierig. Hatte man den „Dampf“ wie er bei uns hieß an Ort und Stelle, kamen die vorderen zwei Pferde weg, um an den Dreschwagen näher heran zu kommen. Dann musste der „Dampf“ richtig eingerichtet werden. Einmal waagrecht wegen des Wasserstands im Dampfkessel, dann wegen der Treibriemenlänge zwischen Antriebsaggregat und Dreschwagen und schließlich wegen der Riemenflucht der beiden Riemenscheiben von Dreschwagen und Dampfkessel. Nun war alles soweit fertig. Das Dreschen konnte losgehen!

Das Anheizen des Dampfkessels

Am Dreschtag kam der Kesselmaschinist bereits um fünf Uhr morgens zum Aufheizen des Kessels. Als erstes wurde die Schlacke aus der Heizkammer entfernt, später wurden einige „Stutzbierl“, leicht entflammbares, zusammengestutztes und gebundenes Zweig- und Astwerk als Bauschen, in die Heizkammer gegeben und auf diese wiederum Backscheiter gelegt, gutes Buchenholz wie es zum Brotbacken gebraucht wurde. Dann wurde angeheizt.

Inzwischen sind die beiden weiteren Maschinisten auch eingetroffen und „gingen zur Suppe“, zum Frühstück ins Bauernhaus. Der Heizer ging schon früher wieder hinaus zum Dampf, um Steinkohle nachzuheizen. Das waren ganz große Kohlebrocken, die im Sautrog mit Hilfe eines Schlägels zerkleinert wurden. Nun dauerte es noch ein wenig, bis das Manometer (Druckmesser) den richtigen Druck anzeigte.

In der Zwischenzeit sind auch noch die restlichen Helfer aus dem Dorf zum Dreschen eingetroffen. Das gegenseitige Helfen war im Dorf selbstverständlich. Reichten diese Drescher nicht aus, mussten weitere eingestellt werden. Diese wurden entlohnt und bekamen das Mittagessen zur Brotzeit dazu.

Rationelle Einteilung: Schnell und gut muss es gehen, das Dreschen!

Anschließend teilte der Bauer die Helfer ein. Ein guter Mann wurde abgestellt zum Getreideabtragen über zwei Treppen auf den Hausdachboden hinauf. Eine Schinderei, mit einem knapp zwei Zentner schweren Sack auf dem Buckel! Eine Frau musste die Spreu und Grannen von Gerste und Roggen trennen und diese in einer Kirm über den ganzen Hof auf den Kuhstallboden tragen. Die Spreu wurde im Winter an die Kühe verfüttert. Vier starke Männer mussten bei losem Getreide in den Getreidestock, ins „Viertel“. Bei gebundenen Garben reichten auch drei Mann aus. Einer musste auf die „Büh“. Dieser musste das Getreide von den Stockleuten annehmen und gab es dem „Hinreisser“, dem Aufschneider der Garbenbänder, der es wieder zu den beiden Maschinisten auf den Tisch zum Einlegen gab. Sie fütterten das Getreide gleichmäßig in die Maschine ein. Die Garben wurden mittels eines scharfen Messers oder einer alten Sensenspitze angeschnitten. Das Aufschneiden, das war eine Sache für Weiberleut. Das restliche Personal kam hinter den „Flauderer“, wo das lose Stroh herauskam. Strohpressen gab es anfangs noch nicht. Als sie sich so um 1935 durchsetzten, hatten sie noch lange ihre Mucken. Der Bindemechanismus war noch nicht ausgereift, was dem Maschinisten viel Ärger machte. Beim Stroh, das war der dreckigste Platz, den es beim Dreschen gab.

Ging es ohne Strohpresse musste der Stallbursche aus dem Stroh lange Bänder drehen. Ein anderer Mann fing das Stroh, das aus der Maschine kam mit der Gabel auf und legte es auf das Strohband. Wenn das Bündel groß genug war wurde es zusammengebunden und in das leere Scheunenviertel gegeben. In dem Viertel waren wiederum drei weitere Leute zum Strohanrichten bereit. Bei Beginn des Dreschens war aber kein Viertel leer. So musste das Stroh anfangs zunächst nach draußen getragen werden und später wieder zurück in ein leeres Viertel.

Die Arbeit beginnt auf Pfiff

Nun war alles eingeteilt, jetzt konnte es losgehen. Der Heizer ließ eine Viertelstunde vor Beginn einen langen Pfiff ertönen, den man bis ins nächste Dorf hören konnte. Danach heizte er nochmals mit Steinkohle den Kessel richtig auf. Ein weiterer langer Pfiff ertönte. Nun fuhr er die Dampfmaschine unter großem Fauchen an. Die große Schwungscheibe wurde in Bewegung gebracht. Als die Dreschmaschine dann auf vollen Touren war, konnte man nochmals einen kleinen Doppelpfiff hören. Erst jetzt durfte der Maschinist Garben in den Zylinder einlassen. Bei beginnendem Regen wurde über dem langen Treibriemen ein Dach in Form eines breiten Brettes gebaut, damit der Riemen bei Nässe nicht rutscht.

Der Fordson F von Zündfix-Oldtimer-Freunden-Präsident Hermann Weinberger. Foto: Birgmann.

Oldtimertreffen mit Dampfdreschen

Die Zündfix-Oldtimer-Freunde aus Grattersdorf veranstalteten ein Oldtimer-Treffen für Bulldogs Ende September 2009, das mit einem Dampfdreschen verbunden war.

Alte Schlepper

Einer der ältesten Schlepper ist der Fordson F, Baujahr 1918. Die Firma „Henry Ford & Sohn“, kurz Fordson, wurde 1917 gegründet und begann in Dearborn in den USA mit der Traktorenfertigung. Als zweiter Standort kam 1919 Cork in Irland hinzu. Da der Aufsichtsrat der 1903 gegründeten Ford Motor Company gegen den Bau von Traktoren war, wurde zunächst nicht unter dem Markennamen Ford produziert. Die gefertigten Traktoren trugen den Namen Fordson. Erst ab 1964 hießen die Traktoren aus dem US-Unternehmen Ford.

Der Fordson von Hermann Weinberger, Präsident der Oldtimer-Freunde, besitzt keine Gummireifen. Diese waren gegen Ende des ersten Weltkriegs Mangelware. Der Bulldog hat Radreifen aus Eisen aufgezogen. Deshalb kann der Bulldog nicht auf Straßen gefahren werden, die Schäden wären zu groß.

Die seltene Dampfdreschmaschine der Firma Esterer. Beim Oldtimertreffen wurde das Getreidedreschen mit dieser Maschine durchgeführt.

Der Fordson F hat einen Benzin-Petroleum-Motor mit einer Leistung von 18 PS. An der Riemenschiebe zum Antrieb einer Transmission leistet der Motor 9 PS. Drei Vorwärts- und ein Rückwärtsgang sorgen für die notwendige Beweglichkeit. Ersatzteile sind kaum mehr zu beschaffen.

Dampfdreschen

Viele Hände und Dienstboten wurden früher gebraucht, damit die Ernte eingebracht werden konnte. Damit war es allerdings nicht abgetan. Der Dreschvorgang bzw. das frühere Dampfdreschen fand erst von Anfang September bis Dezember auf den einzelnen Bauernhöfen statt. Bis zum Zeitpunkt des Dreschens wurden die Getreidemandl im Strohstadel gelagert. Technischer Fortschritt mit Maschinen und Mähdrescher brachten Erleichterung in der Landwirtschaft und das Ende von schwerer körperlicher Arbeit, aber auch das Aus für die Dienstboten. Die letzten Dampfdreschen fanden in den 50er Jahren statt. Später wurden die Dreschmaschinen mit Lanz-Schlepper, später mit Elektromotoren angetrieben. Die „Dampf-Garnitur“ wurde mit einem Gespann von vier Pferden jeweils zu einem neuen Standort gefahren. Die Dampfgarnituren gehörten meistens größeren Bauern. Vor allem für die Kinder war das Dampfdreschen ein großes Ereignis, worauf sie schon warteten. Für die Dienstboten allerdings war es weniger ein Spektakel, sondern eine äußerst anstrengende Arbeit.

Um die Jahrhundertwende wurde die Dreschgarnitur von einem großen Dampfkessel angetrieben. Später wurden die ersten Lanz- Schlepper mit Schwungscheiben eingesetzt und zuletzt noch Elektromotoren. Um die erforderliche Kraft umzusetzen, war zwischen Dreschwagen und Dampfmaschine ein langer Antriebs-Riemen gespannt. Beim Dreschen waren etwa 15 bis 20 Personen beschäftigt, teilweise auch Erntehelfer aus dem Bayerischen Wald. Es war eine sehr harte und staubige Arbeit, trotzdem freute man sich darauf. Je nach Größe des Hofes war der Dampf dann ein bis drei Tage im Einsatz. Die Dreschmaschine stand im „Dent“ (Stadel), die Dampfmaschine oder der Lanz-Schlepper war im Freien platziert.

Es war eine Menge Vorarbeit, bis das Gefährt überhaupt einsatzbereit war. Nach der Ernte wurden die gebundenen Garben im Stadel gelagert, bis der Dampf kam. Später wurde ein Pfeifsignal gegeben. Das bedeutete, es war absolute Vorsicht geboten, niemand durfte sich unbefugt an der Maschine aufhalten. Jeder Helfer hatte seinen Platz entweder auf dem Dreschwagen, im „Stock“ oder „Viertel“. Die Garben wurden mit Gabeln auf den Dreschwagen geworfen und vom „Eingeber“ nach und nach in die Maschine gegeben, bzw. vorher noch aufgeschnitten. Es staubte derart, dass man teilweise die anderen Helfer nicht mehr sehen konnte. Der Maschinist war für das Schmieren der gesamten Dreschanlage verantwortlich. Er war der wichtigste Mann. Die Körner wurden in Säcke aufgefangen und vom „Abtrager“ teilweise über zwei Holztreppen auf dem Dachboden der Bauernhäuser zum Lagern getragen. Eine gefüllte „Plunze“ (Sack) wog mindestens zwei Zentner. Die Drescherzeit dauerte von Anfang September bis über Allerheiligen hinaus, manchmal sogar bis Dezember.

Am Vormittag gab es eine Viertelstunde Verschnauf- und Trinkpause, bis dann mittags endlich das langersehnte Pfeifsignal ertönte und das Gefährt abgestellt wurde. Bevor es Mittagessen gab, musste erst einmal der gröbste Staub und Schweiß abgewaschen werden. Die Bäuerin und Mägde waren den ganzen Vormittag in der Küche beschäftigt, deftig aufzukochen. Es gab fast immer Schweinebraten mit Knödel und Kraut, dazu Bier und Scheps (Dünnbier). Der Maschinist war der erste, der die Mittagspause beendete, er musste ja rechtzeitig die Dreschanlage wieder in Betrieb setzen. Nach einem Pfeifsignal ging es wieder los. Ein Arbeitstag dauerte zehn bis zwölf Stunden. Wenn ausgedroschen war, gab es auf größeren Höfen noch mal ein großes Fest. Im „Dent“ (Tenne im Stadel) wurde getanzt, wobei eine Blasmusik aufspielte oder ein Drescher mit seiner Ziehharmonika. Etwa 1965 kamen die ersten Mähdrescher zum Einsatz.

Bulldogclub

Der Bulldogclub Rottal-Inn hat sich nicht nur zur Aufgabe gemacht, alte landwirtschaftliche Technik zu sammeln, sondern auch historische Bilder mit Landtechnik aus vergangener Zeit. Sie suchen noch einige Fotos von der Tätigkeit des Dreschens. Meist ist ein Fotograf auf den Hof gerufen worden, welcher dieses besondere Ereignis auf einem Bild festhalten solle.

Martin Hofbauer, Vorstand des Bulldogclubs Rottal-Inn, erwarb eine kleine Esterer-Dampfmaschine von 1930, die in technisch gutem Zustand ist, jedoch optisch restauriert werden muss. Von dieser Dampfmaschine sind in Deutschland und Österreich derzeit nur noch fünf Stück bekannt. Es handelt sich um eine Heißdampf-Lokomobile mit Überhitzer nach Patent "Wilhelm Schmidt". Die Drehzahl des Schwungrades beträgt 300 Umdr/min, womit die Maschine zu den "Schnellläufern" zählt. Anfangs war die Dampfmaschine für das Museum der bayerischen Geschichte bestimmt, das derzeit in Regensburg gebaut wird, verleibt aber nun in dem kleinen landwirtschaftlichen Museum der Familie Hofbauer in Rotthalmünster.

Restaurierung eines Dreschwagens

Einen alten Dreschwagen haben Mitglieder des Bulldogclubs Rottal-Inn 2009 restauriert, der über 30 Jahre nicht mehr genutzt wurde. Mitglied Johann Lex aus Bad Griesbach hatte den Dreschwagen, der schon viele Jahrzehnte in einem eigens dafür gebauten Schuppen stand und vor sich hin staubte, gekauft. Früher war der teure Wagen im Besitz der Dreschgenossenschaft Stubenberg.

Der etwa sechs Tonnen schwere Dreschwagen wurde um 1950 bei der Firma Esterer in Altötting gebaut und spiegelt die letzte Entwicklungsstufe wider, bevor die Dreschkästen durch den Mähdrescher ersetzt wurden. So ist der Dreschwagen bereits luftbereift, kann vorne und hinten gelenkt werden und hat Antriebsmotor und Strohpresse bereits eingebaut. Nach ersten Recherchen bei der Firma Esterer wurden von diesem Typ nur sehr wenige Exemplare gebaut. So bleibt ein seltenes Exemplar der Nachwelt erhalten und kann bei Dreschvorführungen zum Einsatz kommen.

Dreschwagen in Steiberghütte

Eine alte Dreschmaschine ist auch im Museumshäusl Steinberghütte in Grattersdorf zu sehen. Die Dreschmaschine der Firma Ködel & Böhm stammt aus dem Mietrachinger Bauernhof von Lorenz Achatz.

Siehe auch: Museumshäusl Steinberghütte

Literatur