Emil Brichta

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Dr. Emil Brichta am 30. April 1984, dem letzten Tage seiner Amtszeit als OB. (Foto: Schneider)
Brichta übergibt die OB-Amtskette an Nachfolger Hans Hösl am Abend des 27. April 1984 im Großen Rathaussaal Passau. Das Umlegen der Kette war allerdings symbolisch: Das Amt ging erst am 1. Mai 1984 um null Uhr (also mit dem Monatswechsel) über.

Dr. Emil Brichta (* 26. September 1915 in Brünn; † 12. Juni 1997 in Deggendorf) war von 1964 bis 1984 Oberbürgermeister der Stadt Passau. Sein Name steht auf dem Ehrenmal der Stadt. Er ist Namensgeber der Dr.-Emil-Brichta-Straße.

Leben und Wirken

Berufliche Laufbahn

Brichta entstammte einer Familie mährischer Beamter. Er war das letzte von drei Kindern des Emil Brichta und dessen Frau Margarete geborene Paczovsky. Nach der Volksschule in Brünn besuchte er das dortige Deutsche Staatsrealgymnasium, wo er 1934 das Abitur machte. Hierauf studierte er ab 1934 Rechts- und Staatswissenschaften in Brünn und an der Karls-Universität in Prag, wo er 1938 zum Dr. iur. promoviert wurde. Anschließend legte er am Oberlandesgericht Leitmeritz die Referendariats-Prüfung ab.

1940 wurde Brichta zum Kriegsdienst einberufen. Bereits bei der Besetzung von Paris am 14. Juni 1940 war er in einem Führungs-Nachrichtenregiment mit dabei. An der Universität Prag hatte er eine Französischprüfung abgelegt, und aufgrund dieser Sprachkenntnisse wurde er während des gesamten Krieges in Frankreich eingesetzt. Im Mai 1945 geriet er in amerikanische Kriegsgefangenschaft.

Da nach Kriegsende an eine Rückkehr in seine mährische Heimat nicht zu denken war, ließ er sich in der Oberpfalz nieder und leistete hier in Weiden und Amberg den juristischen Vorbereitungsdienst mit dem Bestehen der zweiten Staatsprüfung. 1949 wurde Brichta Rechtsstellenleiter beim DGB in Amberg, wo er die aus Hengersberg stammende Ärztin Dr. Olga Klarmann kennenlernte.

1951 kam Brichta nach Passau, wo er ebenfalls als DGB-Rechtsstellenleiter tätig sein konnte. Am 1. August 1953 wurde er zum Arbeitsgerichtsrat ernannt. Im Oktober 1953 erfolgte die Eheschließung mit Olga Klarmann, und am 30. Juli 1957 wurde der einzige Sohn Hans Georg Brichta geboren. 1958 stieg Brichta zum Leiter des Arbeitsgerichts auf.

Politische Funktionen

1955 trat Arbeitsrichter Dr. Emil Brichta in die CSU ein. Seit der Stadtratswahl vom 18. März 1956 war er für die CSU Mitglied des Passauer Stadtrates und blieb dies bis 1990. Am 13. Januar 1961 folgte er Dr. Baptist Ritter von Scheuring als 2. Bürgermeister nach und war dies bis Juni 1962. Am 8. März 1964 wurde er gegen Fritz Münder, den Kandidaten der SPD, mit 53,11 Prozent zu 46,89 Prozent zum Passauer Oberbürgermeister gewählt. Nach drei erfolgreichen Wiederwahlen schied er erst am 30. April 1984 aus diesem Amt.

In seine Amtszeit fiel 1972 die Gebietsreform, bei der er den Fortbestand der Kreisunmittelbarkeit Passaus mit Nachdruck und Erfolg erkämpfte und die räumliche und wirtschaftliche Enge Passaus sprengen konnte. Brichta meisterte die damit verbundenen Umwälzungen und wurde bei der Oberbürgermeisterwahl 1972 gegen Herausforderer Fritz Gerstl (SPD) bestätigt.

Besondere Verdienste hat er sich um den Wohnungsbau, die Ansiedlung bzw. Erweiterung von Industriebetrieben, den Erhalt des Südostbayerischen Städtebundtheaters, der Förderung der Europäischen Wochen, der Gründung der Universität Passau (1978) sowie dem Ausbau der Städtepartnerschaften erworben. Schulen und Sportstätten wurden gebaut, das Krankenhaus erweitert und die Ilzstadt-Sanierung mit Nachdruck durchgeführt. Unter seiner Ära hat Passau wieder eine geistige und wirtschaftliche Mittelpunktfunktion erhalten.

Am 30. April 1984 wurde Dr. Emil Brichta die Ehrenbürgerwürde der Stadt Passau verliehen.

Ehrenamt

Brichta war von 1963 bis 1984 zudem Vorsitzender des Vereins für Ostbairische Heimatforschung und trat dann zurück, um seinem Stellvertreter Dr. Gottfried Schäffer den Posten zu überlassen. Allerdings starb dieser wenig später, woraufhin Brichta erneut als Vorsitzender kandidierte und für vier Jahre wiedergewählt wurde. Nach seinem endgültigen Rücktritt von der Vorstandschaft wurde er 1988 zum Ehrenvorsitzenden des Vereins ernannt.

Emil Brichta starb am 12. Juni 1997 mit 81 Jahren an den Folgen eines Krebsleidens im Krankenhaus Deggendorf.

Nachruf

Am Nachmittag des 12. Juni 2007 hat Oberbürgermeister Albert Zankl anlässlich des 10. Todestages seines Vorgängers am Grab Brichtas auf dem Innstadtfriedhof einen Kranz niedergelegt. Dazu die Am Sonntag in ihrer Ausgabe vom 10. Juni: „In [Brichtas] Ära nahm Passau sein heutiges Erscheinungsbild an. Die Ilzstadtsanierung wurde ebenso durchgeführt wie die Errichtung der Universität. Er kämpfte für den Erhalt des Stadttheaters, setzte sich vehement für die Europäischen Wochen ein, baute Städtepartnerschaften aus. Bis heute gilt der Ehrenbürger als herausragendster Repräsentant Passaus.“

Auszeichnungen

Galerie

Literatur