Erlaubnisfeld Inn-Salzach

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Vermutete Ölvorkommen in Ostbayern. Karte:PNP

Ein kleiner Teil des Landkreises Altötting gehört zu dem Erlaubnisfeld Inn-Salzach, in dem ein österreichisches Konsortium derzeit nach Erdöl sucht. Der schwindelerregend hohe Ölpreis macht selbst kleine Vorkommen im bayerischen Alpenvorland lukrativ. Der gesamte Raum zwischen Alpen und Donau gilt als „prospektives Gebiet“, als eine Gegend, „die man sich in den nächsten Jahren und Jahrzehnten näher anschauen wird“, wie Christian Astl, Geologe in Diensten des Mineralölkonzerns OMV, formuliert.

Deutschlandweite Erkundungsbohrungen

Zwanzig neue Konzessionen für Erkundungsbohrungen wurden 2007 deutschlandweit erteilt, Tendenz steigend. Seit die Welt rätselt, wie lange ihre Erdölvorräte noch reichen, stecken die Konzerne ihre Claims auch in einem Land wie Deutschland ab, das eher geringe und häufig schwer zu fördernde Vorkommen an Rohöl und Erdgas bietet. Doch jeder Tropfen zählt. Wo sich früher zwei oder drei Firmen um eine Konzession bemüht haben, sind es heute 10, 15, 20 Firmen. Während in Bayern zwischen 1984 und 2000 nur eine einzige Bohrung vorgenommen wurde, sind es zwischen 2001 und 2008 bereits zehn.

Erlaubnisfeld Inn-Salzach

Zwischen der Erlaubnis zu suchen und einer sprudelnden Ölquelle liegen je nach Glück fünf bis sieben Jahre, manchmal mehr. Einer der OMV-Konkurrenten, die „Rohöl-Aufsuchungs AG“ (RAG) aus Wien, hat eine Konzession für das Erlaubnisfeld Inn-Salzach, das von Burghausen bis in den Raum Erding reicht und den südlichen Landkreis Altötting einschließt. Im vergangenen Jahr hat das Unternehmen (ein Konsortium aus drei österreichischen Unternehmen und der EON Ruhrgas) LKW mit sogenannten Vibratoren-Platten übers Land geschickt und damit seismische Messungen vorgenommen − wo genau, verrät der Konzern nicht. Die Vibratoren-Platten senden einige Sekunden lang Schallwellen in Tiefen bis zu 4000 Meter, das Echo wird aufgezeichnet. Jedes Gestein reflektiert die Schallwellen unterschiedlich. Das Gestein wiederum gibt Aufschluss, ob in der Tiefe Öl oder Gas zu erwarten ist. Endgültige Ergebnisse liefern dann Probebohrungen.

Ertrag

Dass die Mühe sich auch in Bayern lohnen kann, hat die Wintershall AG bewiesen. Das Unternehmen mit Sitz in Kassel fördert seit 1979 im schwäbischen Aitingen südlich von Augsburg Öl. Damals in den 70ern hatte die Ölkrise bereits einmal eine Welle von Suchbohrungen in Deutschland ausgelöst. Ermuntert vom steigenden Preis hat man nun in den vergangenen Jahren die Gegend noch einmal untersucht und ist bei den Bohrungen „Aitingen Süd“ und „Aitingen 7“ fündig geworden; beide Bohrlöcher liefern seit 2006 Öl.

Glücksspiel

Letztlich bleibt die Suche ein Glücksspiel mit hohem Einsatz − trotz aller seismischen Voruntersuchungen sind nur zwei bis drei von zehn Bohrungen erfolgreich. Jede Bohrung aber kostet je nach Gestein zwei bis zehn Millionen Euro. In der Nähe von Kempten hat der österreichische Konzern 2007 eine Explorationsbohrung gestartet. Ergebnis: etwas Gas, aber zu wenig, um es wirtschaftlich auszubeuten. Im Frühherbst 2008 ist eine zweite Bohrung geplant bei Seeg im Ostallgäu. Noch nie aber war die Gelegenheit günstiger, die Kosten für erfolglose Versuche wieder hereinzubekommen. Die amerikanische Gesellschaft Activa, die bislang nur im rohstoffreichen Texas fördert, aber im April 2008 eine Konzession für ein Gebiet westlich des Ammersees erworben hat, kalkuliert laut Presseberichten mit 50 Dollar pro Barrel als Grenze − ab diesem Preis sei der Abbau in Bayern rentabel.

Vorräte in Deutschland

Egal wie erfolgreich die Suche von OMV, RAG und anderen ist, die Vorräte unter Deutschlands Böden werden die Lage auf dem Weltmarkt kaum entspannen. Das Landesbergbauamt Niedersachsen (LBEG), das deutschlandweit die Erdölsuche dokumentiert, rechnet mit 37 Millionen Tonnen an Reserven bundesweit, der Löwenanteil davon in Norddeutschland. Die jährliche Förderung wird mit 3,4 Millionen Tonnen veranschlagt (das entspricht 22 Millionen Barrel). Täglich verbrennen die Deutschen aber 337.000 Tonnen − mit anderen Worten: Was in ganz Deutschland in einem Jahr gefördert wird, verbrauchen wir in zehn Tagen. Selbst die kompletten deutschen Vorräte würden bei unserem derzeitigen Verbrauch nur 111 Tage reichen.

Vorräte in Bayern

Noch bescheidener sind die Zahlen für Bayern. Hier geht das LBEG von Reserven von 380.000 Tonnen aus, die jährliche Förderung beträgt 42.000 Tonnen. Davon entfallen 38 000 Tonnen auf das Ölfeld Aitingen von Wintershall; den Rest steuert eine kleine Ölquelle in Hebertshausen bei Dachau bei, die RWE betreibt. Im Vergleich zu den riesigen Speicherstätten Saudi-Arabiens sind das Pfützen. Doch wenn Ölpreise von 130 oder 140 Dollar locken, lohnt es sich, auch Pfützen aufzusaugen. Und zwar nicht nur für die Konzerne. Öl und Gas gehören zu den sogenannten bergfreien Bodenschätzen. Weil ein so großes öffentliches Interesse an ihnen besteht, sind sie dem Grundeigentum entzogen. Im Klartext: Es nützt nichts, im eigenen Garten nach Öl zu bohren (es sei denn, man spekuliert auf eine Entschädigung für den Grund, den man dann möglicherweise abtreten muss). Das Bundes-Berggesetz erlaubt es dem Freistaat, bei jedem geförderten Liter Öl mitzuverdienen: Fünf Prozent des Verkehrswertes des geförderten Öls fließen in den Haushalt. In dieser Hinsicht ist der hohe Preis für das Land Bayern vorteilhaft: Im Jahr 2007 kamen nach Auskunft des Ministeriums immerhin fast 600.000 Euro zusammen.

Literatur