Fürstensteig

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Gleich hinter dem letzten Haus von Steinbichl führte einst der Firmiansteig vorbei und ging durch den Hochwald hinüber in die Fluren bei Thierham. Hier begannen zwölf Mitglieder des Untergriesbacher Waldvereins unter Führung von Vorsitzendem Heinrich Köberl (2. v.l.) mit der Freilegung des historischen Plattenweges. Die Idee zu dieser lobenswerten Aktion hatte Traudl Graml (Mitte), die selbst tüchtig mit anpackte. - Foto: Josef Reischl

Beginnend wohl bei dem reichen Graphitdorf Pfaffenreut führte über Steinbüchl einmal ein mit Steinplatten befestigter Weg in die Gegend von Thierham hinüber. Im Volksmund heißt er Fürstensteig, Firmiansweg, auch Böhmweg. Die Waldvereins-Sektion Untergriesbach hat sich nun des historischen Weges angenommen und mit der Freilegung des Steigs bei Steinbüchl begonnen.

Entstehung

In den vielen Jahrzehnten verfiel er, Gras wuchs darüber, aber in der Bevölkerung lebt er in einigen Erzählungen weiter. Der Steig ist 1,80 bis 2,20 Meter breit, mit quer verlaufenden, teils behauenen Steinplatten kunstvoll belegt. Zu beiden Seiten sind als Begrenzung schmälere Findlinge stehend eingebaut worden. Diese zeigen sichtbare Abnutzungserscheinungen durch die Eisenreifen der Fuhrwerke. Teile des Fürstenweges sind Straßenbaumaßnahmen zwischen Pfaffenreut und Steinbüchl zum Opfer gefallen, stellenweise haben auch Anwohner sich Steine zum Hausbauen geholt. Hinter Steinbüchl beginnt der Hochwald und hier findet man noch gut erhaltene Reste des einstigen Fürstensteiges, ebenso weiter auf dem Wege vorbei an Einöden und Wäldern bis nach Thierham. Viele tausend Steine mussten in den nahen Steinbrüchen in harter Fronarbeit gebrochen, behauen und von den zum „Robot verpflichteten Bauern“ herbeigekarrt worden sein. Der breite Fuhrweg ist solide fundamentiert und auffallend massiv gebaut worden. Der Firmiansteig ist somit ein einzigartiges Bodendenkmal, das wohl seinesgleichen sucht im niederbayerischen Raum, so Studiendirektor i.R, Heinrich Köberl, Vorsitzender des Untergriesbacher „Waldvereins“.

Geschichte

Dem Namen nach zu schließen war es mit größter Sicherheit Fürstbischof Leopold Ernst Graf von Firmian von Passau, der den Weg bauen ließ. Er regierte die Diözese von 1763 bis 1783, trat vehement für den Staatsmerkantilismus ein, betrieb Handel, förderte den Export und ließ Importe besteuern. Er setzte sich deswegen für den Bau von Straßen und Handelswegen ein, wohl hinein bis nach Böhmen.

Seine große Leidenschaft war die Jagd, gerne war er in der Gegend hinter Pfaffenreut zum Jagen, wo in den tiefen Wäldern bis nach Thierham seine Hirschen standen. Und so wurde der Fürstbischof bald bekannt als der „große Nimrod vor dem Herrn“ im roten Purpurgewand eines Kardinals. Hugo Lerch habe, so Heinrich Köberl, dies in einer Art Novelle verarbeitet, und der Dichter Alois Johannes Lippl habe aus dieser Erzählung das Volksschauspiel „Der Passauer Wolf“ gemacht. Beide hätten allerdings dabei die historische Bedeutung des Bischofs verzerrt, ihm sogar Unrecht getan, denn ihm sei sehr wohl die Seelsorge am Herzen gelegen.

Fürstbischof Firmian hielt sich gerne in seinem Jagdschloss in Thyrnau auf. Und hier hatte sich ein spektakulärer, tödlicher Jagdunfall ereignet. Durch das Ungeschick eines Büchsenspanners löste sich ein Schuss und traf den Neffen des Fürstbischofs Franz Karl Graf von Firmian, der Weihbischof war. In der allgemeinen Verwirrung der herumstehenden Jagdgesellschaft habe der Fürstbischof voller Entsetzen gerufen: „Der Mann stirbt ja, holt schnell einen Priester!“, im Schrecken nicht mehr wissend, dass er selbst ja Priester war.

Und eben diese Begebenheit, die nach Heinrich Köberl historisch belegt in Thyrnau sich ereignet hat, wird im Volksmund seit Jahrzehnten immer wieder auf den Firmiansteig hinter Steinbüchl bei Paffenreut verlegt. Ebenso die Geschichte, er habe sich in einer ledernen Sänfte von starken Bauernburschen in das Revier zur Jagd tragen lassen.

Freilegung

Traudl Graml aus Haagwies war es, die auf der Jahresversammlung des „Waldvereins“ den Vorschlag machte, doch den Firmiansteig streckenweise wieder freizulegen. Sie kenne den verwachsenen Weg und habe als Kind oft auf den Steinplatten gespielt. Die zunächst mit einiger Skepsis aufgenommene Idee wurde in der Vorstandschaft besprochen und schließlich ins Jahresprogramm aufgenommen. Bürgermeister Hermann Duschl war von diesem Vorhaben begeistert und unterstützte die Aktion. Heinrich Köberl lud nun zum „Arbeitseinsatz“, und zwölf Männer und Frauen kamen mit Schaufeln, Hacken, Pickeln, Rechen und Besen.

In mühevoller Arbeit wurden die stellenweise 20 Zentimeter dicken Humus- und Grasschichten abgetragen und die schönen Steinplatten wieder freigelegt. Auch der berühmte Stein mit dem Jesusmonogramm IHS wurde nach etwa 50 Metern entdeckt und gesäubert und ist nun wieder gut zu lesen. Ebenso die Inschrift auf einem Stein mit den Buchstaben FS in Deutscher Schrift mit der etwas undeutlichen Jahreszahl 1868. Heinrich Köberl meint, dass Monogramm, Jahreszahl und vielleicht Namenskürzel des Steinmetzes wohl nicht einwandfrei zusammenpassen würden. Er werde versuchen, in den Katastern im Staatsarchiv in München stichhaltige Quellen zu finden. Exakt 153 Meter haben die Helfer jetzt freigelegt.

Literatur