Fassbinder

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Ein Fassbinder bei der Arbeit. Foto: Zue.

Den Handwerksberuf des Fassbinders kennt man in Bayern etwa seit dem 8. Jahrhundert. Abgeleitet vom „Schaff“, einem Gefäß, nennt man diese Handwerker Schäffler. In Niederbayern lautet die Berufsbezeichnung Binder. Ihre Aufgabe ist die Herstellung oder Reparatur jeglicher Arten von Holzgefäßen.

Allgemein

Bis zur Einführung der Maschinenarbeit erforderte das Binder-Handwerk erhebliche Kraftanstrengung, besonders für das Biegen der Fassdauben. Die Arbeit war nicht ungefährlich. Die Entwicklung des Binder-Handwerks nach 1900 war von weit reichenden Veränderungen gekennzeichnet. Besonders die vielen Kleinbetriebe waren vom Geschäftsrückgang bei Holzwaren betroffen. Hölzerne Kleingefäße wie Eimer, Kübel, Wannen und Zuber wurden durch industriell gefertigte Blech- oder Emailwaren verdrängt. Rund 1.800 Schäffler gab es nach dem Zweiten Weltkrieg in Bayern, heute sind es nur noch zwanzig in diesem Berufszweig.

Fassbinder in Niederbayern

In Kößlarn

Dem Binder oder Schäffler kam auch eine große Bedeutung für die Handelsgeschäfte der Kaufleute zu. Seine Produkte waren für den Transport fester und flüssiger Ware geeignet. Strenge Bestimmungen verhinderten ein Niederlassen zu vieler Handwerker im Markt Kößlarn.

Bereits im 18. Jahrhundert stößt man in den Rottaler Märkten auf zahlreiche Klagen über den Niedergang des Gewerbes, Klagen über Mangel an Verdienst und Nahrung, Klagen über Überbesetzung des Handwerks: „Die drei Bindermeister zu Köstlarn können sich nur sehr kümmerlich fortbringen, die Ursache sei die Übersetzung des Handwerks, weil in jedem Dorfe schon ein Bindermeister ansässig ist.“

Doch um die Mitte des 19. Jahrhunderts befand sich das Handwerk in einer schweren Krise. Das Aufhören von mehreren Brauereien im Markt Kößlarn nach 1860 verringerte die Aufträge. Der Handel mit gebrauchten Fässern wurde zur letzten Einnahmemöglichkeit. Karl und Nepomuk Schidlmeier, die beiden Söhne des hiesigen Bindermeisters, wanderten im Jahre 1883 nach Amerika aus.

In Rotthalmünster

Vor allem blühte in Rotthalmünster die Bierbrauerei. Da qualmten einst die Sudhäuser von sechs Brauereien. Somit nahm auch die Fassbinderei regen Aufschwung. Schwerpunkt des Fassbinders von Rotthalmünster war die Unterhaltung der großen Bierfässer- und Schöpfgefäße. Nach der Dachsbergschen Volksbeschreibung fanden im Markt Rotthalmünster 26 Personen als Binder Beschäftigung. Meist arbeiteten sie für die Brauereien des Marktes.

Literatur