Flugzeugabsturz Reisbach

Aus RegioWiki Niederbayern
Wechseln zu: Navigation, Suche
Eine Maschine des Typs Junkers JU 52, „Tante Ju“.

Der Flugzeugabsturz Reisbach ereignete sich am 23. April 1945 bei Reisbach. Zu dieser Zeit holten sich Reisbacher Schulkinder bei ihrem Lehrer die Hausaufgaben für den nächsten Tag ab. Sie hörten die Schusssalven, die von den alliierten Jagdflugzeugen ausgingen, welche das deutsche Flugzeug verfolgten.

Absturzhergang

Das Flugzeug vom Typ Junkers Ju 52, genannt „Tante Ju“, war in Berlin gestartet. An Bord befanden sich fünf Soldaten, ein Offizier, dessen schwangere Frau und zwei Kinder. Bei Pocking wurde die Maschine in einen Luftkampf mit amerikanischen Jagdflugzeugen verwickelt und getroffen. Der Pilot unternahm eine Notlandung und schlug morgens um dreiviertel sieben mit dem brennenden Flugzeug bei Reisbach am Ufer der Vils auf. Zur gleichen Zeit stand Georg Maderstorfer, damals elf Jahre alt, vor der Sakristei der Reisbacher Kirche, um an diesem Vormittag zu ministrieren. Die Kinder, die den Absturz hörten, liefen zur Unglücksstelle und sahen die Besatzung aussteigen, mit Ausnahme der schwangeren Frau, die tot herausgetragen und später in Reisbach beerdigt wurde. Die Flügel hingen matt herunter und das Leitwerk ragte weit heraus, erinnert sich Heinrich Geigenbauer. Das Flugzeug war beladen mit Hausrat-Gegenständen, darunter auch Hühner. Der Pilot des abgesrürzten Flugzeugs war nach Augenzeugenberichten ein Offizier mit Ehrendolch.

Zusammen mit den Soldaten halfen die Kinder, die Fracht in ein nahegelegenes Anwesen zu bringen. Die Kinder wurden örtlichen Parteiführungskräften anvertraut, die diese wiederum einer Reisbacherin übergaben, die zu diesem Zeitpunkt Pflegekinder betreute, berichtet Oswald. Die Kinder waren verstört und nicht ansprechbar. Viele Jahre beauftragte der Offizier eine örtliche Gärtnerei mit der Pflege des Grabes seiner schwangeren Frau, bis er sich dies als Pensionär nicht mehr leisten konnte und das Grab aufgeben musste.

Die Bevölkerung hatte alles Verwendbare am Flugzeug abmontiert. Das Wenige, das übrig blieb, lag viele Jahre an seiner Absturzstelle am linken Vilsufer zwischen Berngehren und Neumühle. Das in die Höhe ragende Leitwerk mit dem darauf befindlichen Hakenkreuz wurde von den amerikanischen Besatzern als Zielscheibe für Schussübungen benutzt.

Heute ist von der „Tante Ju“ nichts mehr zu sehen. Etwa 15 Jahre nach dem Absturz wurden die letzten Reste des Wracks vom Wasserwirtschaftsamt beseitigt. Über die Hintergründe des Flugs gibt es nur Vermutungen. Berichte nennen die Alpenfestung Hitlers als Ziel.

Literatur