Flussmeister des Landkreises Dingolfing-Landau

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Ewald Ammer ist Flussmeister des Landkreises Dingolfing-Landau. Foto: Wax

Der Flussmeister des Landkreises Dingolfing-Landau ist für 25 Kilometer Isar und 45 Kilometer Vils zuständig. Ein Beruf, der ebenso viel mit Natur wie mit Technik und Umweltschutz zu tun hat. Ein Beruf, den Ewald Ammer liebt. Die Stelle ist angegliedert ans Wasserwirtschaftsamt Landshut und dem Umweltministerium unterstellt. Derzeit ist Ewald Ammer Flussmeister des Landkreises Dingolfing-Landau.

Ausbildung

Eine Sonderlaufbahn im mittleren Dienst absolviert man als Flussmeister. Die Ausbildung dauert 15 Monaten. Voraussetzung ist eine vorherige Technikerausbildung: Ewald Ammer hat früher im Hoch- und Tiefbau gearbeitet. Nach vier Jahren bei der technischen Gewässeraufsicht trat er seine Arbeit als Flussmeister des Landkreises Dingolfing-Landau an.

Aufgaben

Die meiste Zeit hält sich der Flussmeister nicht auf dem, sondern am Wasser auf. So gut er jede Stelle entlang der Ufer kennt, so perfekt muss Ewald Ammer mit der komplizierten Mechanik der Stauanlagen umgehen können. Die Wartung der Triebwerke und Schleusen, das ständige Prüfen der Deiche, die Instandhaltung der Hochwasserschutz-Anlagen: Das steht außerdem ganz oben auf der Aufgabenliste. Baumstämme, die den Abfluss verhindern, gilt es zu entfernen, Deiche, die von Pflanzen überwuchert werden, zu mähen.

Der Flussmeister ist stetig in Kontakt mit den Gemeinden, die er bei der Ufergestaltung und Grundstücksangelegenheiten berät. Mit dem Fischereiverband spricht er Maßnahmen ab, die Fischbestände sichern. Ebenso fragen Anwohner den Flussmeister um Rat: Kann die übergroße Staude am Fluss entfernt werden? Wird der Damm bei einem Hochwasser halten? Engen Kontakt hat Ammer auch zur Naturschutzbehörde: Die beraten ihn, an welchen Stellen man in der Brutsaison Enten stören könnte, wann genau die Fischlaichzeit ist und wo man den Schmetterlingen zu Liebe Gras stehen lassen soll.

Geschichte

Im 17. Jahrhundert gab es an den Grenzen entlang von Flüssen Häuschen, in dem einer drin gesessen ist und die Boote abkassiert hat. Daraus entstand der Beruf. Den Flussmeister gibt es inzwischen nurmehr in Bayern: Im übrigen Deutschland übernehmen die Aufgaben die Kommunen, meist der Bauhof. In Österreich haben sie so genannte Strommeister.

Flussmeister bayernweit

260 Flussmeister gibt es bayernweit. Damit ist der Berufsstand verhältnismäßig klein. Umso enger der Austausch: Im „Bund der Flussmeister“ ist man wie in einer Gewerkschaft organisiert, hält sich gegenseitig auf dem Laufenden. Sie treffen sich zwei Mal im Jahr, einmal bayernweit, einmal die regionalen Kollegen.

Umweltschutz

Seit einigen Jahren haben die Flussmeister ein neues Aufgabenfeld bekommen: Die Ökologie im Allgemeinen und die Renaturierung der Flussläufe im Speziellen. Der Flussmeister macht inzwischen eigentlich Umweltschutz. Sie machen ökologischen Wasserbau. Seit geraumer Zeit ist es den Behörden ein Anliegen, die Flüsse wieder in ihren Urzustand zurück zu versetzen: Was man in den 70ern mit Mauern begradigt hat, will man jetzt wieder möglichst natürlich haben. Früher wollte man alles technisch machen, den Lauf genau steuern. Nun will man Flüsse herausholen aus ihrem starren Korsett. Im Landkreis ist bisher wenig in dieser Hinsicht geschehen - das soll sich ändern. Die nächsten Jahre wird es die Aufgabe des Flussmeisters sein, die Vils durchgängig natürlich zu gestalten. So soll es weitläufig Ufer geben, die mit Weiden verbaut sind. Durch die Wurzelbildung befestigt man das Ufer. Und dennoch kann das Wasser sich auf natürliche Weise seinen Weg suchen. Wenn man dem Fluss Platz lässt, ist das optimal.

Fischtreppen

Im Zuge der Renaturierung schaut der Flussmeister sich auch um, wo Fischaufstiegshilfen nötig wären. An Staustellen oder Gefällen können Fische oft nur in eine Richtung wandern. Das bedeutet, dass bestimmte Fischarten an manchen Stellen gar nicht mehr vorkommen. Mit Aufstiegshilfen kann man die Bestände erhalten.

Bürokratie

Wie in vielen Berufen hat auch ein Flussmeister sich zunehmend mit Bürokratie zu befassen: Es wird immer mehr Verwaltungsaufwand. Inzwischen verbringt er die Hälfte der Zeit im Büro. Seinen Papierkram erledigt Ammer alleine, früher war jemand dafür angestellt. Der 41-Jährige hat noch einen Kollegen: Ulrich Menacher, der so genannte „trockene Flussmeister“. Er ist hauptsächlich für die technische Gewässeraufsicht zuständig. Die Einhaltung der Wassergesetze, der Schutz des Grundwassers, Vorsichtsmaßnahmen bei Unfällen mit giftigen Stoffen: Das fällt unter sein Aufgabenfeld. Ein Team aus neun Personen unterstützt die Flussmeister außerdem: Gelernte Maurer, Schreiner und Elektriker, die die laufenden Arbeiten draußen verrichten.

Trockene und nasse Flussmeister

Ewald Ammer war selbst erst trockener, bevor er nasser Flussmeister wurde.

Wesen der Flüsse

Ein Fluss hat sein eigenes Wesen, seinen eigenen Charakter. Die Isar ist wilder. Sie ist ein Gebirgsbach, da ist mehr Geschiebe drin. Die Vils fließt gemächlicher dahin, gemütlicher. Sie ist ein Bach aus dem flachen Land. Da sind andere Fischarten drin.

Vilsstausee

Eine Besonderheit im Landkreis sei der Vilstalstausee. Ein Eldorado für Surfer, Angler, Radfahrer und Wanderer - und ein Sicherheitsfaktor. Bei drohendem Hochwasser ist es das perfekte Rückhaltebecken. In Hinsicht auf Überflutungen sei sein Zuständigkeitsbereich gegenüber anderen Landkreisen ein sicheres Pflaster.

Literatur