Flutschiff (Passau)

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Das Flutschiff an der Ortspitze in Passau. (Foto: Jäger)

Das Flutschiff war eine Art Denkmal für das verheerende Hochwasser 2013 in Passau, bei der die Donau am 3. Juni eine Höchstmarke von 12,89 Meter erreichte. Es befand sich von Juni bis zu seiner Demontage im November 2013 an der Ortspitze und war ein Solidaritäts-Symbol, das den Zusammenhalt während und nach dem Hochwasser signalisierte.

Geschichte

Konzeption und Aufbau

Beim Eulenspiegel Zeltfestival war an der Ortspitze eine Hochwasser-Installation in Form eines Schiffes angelegt worden. Die Grundidee dazu entwickelten Veranstalter Till Hofmann und Künstler Sebastian Fürst nach dem Hochwasser 2013, inspiriert von der Schlusszeile des Hochwasser-Lieds „Weida miteinand“, in der es heißt:

„Drum begann man Knoten zu knüpfen und Brücken zu schlagen, aus den Booten wurden Häuser und dazwischen kamen Straßen, alles schwamm und schwankte, aber nass war es nicht – denn von nun an war die Stadt ein Schiff!“

Die beiden setzten die Idee gemeinsam mit Zimmerer Alois Höngberger aus Sandbach und den Passauer Architekten Stefan Poxleitner und Bernd Vordermeier in die Tat um. Finanziert wurde das binnen zwei Tagen an Ort und Stelle aufgebaute Schiff von den Erbauern selbst. Es besteht größtenteils aus angeschwemmten Fundstücken. Nachdem der „Müll“ aus den Straßen entfernt und auf die Müllhalde gebracht wurde, haben Hofmann und seine Helfer, in Absprache mit den Verantwortlichen, ein paar Teile des Abfallholzes dort abgeholt und für ihr Werk verwendet.

Abbau-Diskussion und Demontage

Ursprünglich sollte das Schiff nach dem Eulenspiegel Zeltfestival wieder abgebaut werden. Allerdings stieß es auf so große Begeisterung, dass schnell über einen Dauer-Verbleib nachgedacht wurde. In der Folge entstand ein reges Hin und Her zwischen den Initiatoren und der Stadtverwaltung Passau, laut der der rund vier Meter hohe symbolische Schiffsbug neben dem Spielplatz eine Gefahr für Kinder darstelle und die deshalb aufgrund akuter Verletzungsgefahr massive Nachbesserungen oder den Abbau des Kunstwerks forderte. Im Oktober stellte Stadtrat Stephan Bauer schließlich einen offiziellen Antrag an OB Jürgen Dupper, in dem er sich für den Verbleib des Flutschiffs an der Ortspitze einsetzte.

Ohne weitere öffentliche Diskussion wurde das Flutschiff dann am 27. November 2013 vom Bauhof Passau auf Anweisung des Rathauses abgebaut. Als Grund dafür wurde genannt, dass einige rechtliche Fragen bezüglich des Kunstwerks nicht geklärt waren; darunter fiel zum Beispiel die Versicherung des Schiffes. Stadtrat Stephan Bauer hatte zwar der Stadtverwaltung angeboten, das Schiff über seine Betriebshaftpflicht zu versichern, inklusive Personenschäden bis zu fünf Millionen Euro, und so die Stadt aus der Haftung zu nehmen. Nachdem diese Haftungsübernahme aber angeblich bis zum 27. November 2013 nicht vorlag, ergab das eingeholte Meinungsbild (11:2 Stimmen im Bauausschuss), den Schiffsbug zu beseitigen. Einige Außenteile wurden jedoch nach der Abmontierung aufgehoben und zwischengelagert. So wäre es prinzipiell möglich, das Schiff an einem anderen Ort eventuell wieder aufzubauen.

Öffentliche Proteste

Der Abbau führte zu zahlreichen Protesten unter den Bürgern. Viele Fans des Flutschiffes beschuldigten die Stadtverwaltung, das Schiff in einer „Nacht-und-Nebel-Aktion“ entfernt zu haben. Oberbürgermeister Jürgen Dupper wies diesen Vorwurf einer stillen und heimlichen Beseitigung allerdings zurück, denn die Verantwortlichen seien über Monate hinweg in mehreren Schreiben über den Abbau informiert worden bzw. haben die mehrfach gesetzten Fristen eines eigenen Abbaus nicht eingehalten. Obwohl auch die Stadt die Leistung der Erbauer und den Wert des Schiffes respektiert und anerkennt, mussten man wegen rechtlicher Gründe zu dieser „Ersatzvornahme“ greifen. Dessen ungeachtet setzten sich die Proteste fort. Die sechs Erbauer Till Hofmann, Sebastian Fürst, Alois Höngberger, Stefan Poxleitner, Bernd Vordermeier und Stephan Bauer schickten einen Protestbrief an OB Jürgen Dupper, das Architekturforum Passau prangerte die Beseitigung des Kunstwerks öffentlich an und im Internet machten zahlreiche private Verfasser ihrer Wut und Enttäuschung Luft.

Literatur