Fraiskette

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Bild einer Fraiskette

Bei der Fraiskette handelt es sich um ein rosenkranzähnliches Amulett, das bis weit ins 19. Jahrhundert im Bayerischen Wald weit verbreitet war. Das Umhängen der Kette sollte vor allem Bösen, Hexen und Geistern und der weit gefürchteten „Frais“ schützen. Letzteres war ein häufig auftretendes Krankheitsbild, das vielerorts besonders Kinder betraf.

Beschreibung

Eine Fraiskette bestand zum größten Teil aus tierischen und pflanzlichen Amuletten. Hierbei griff man gerne auf Tierknochen, Zähne Klauen und Fellbestandteile zurück. Der Bart des Ziegenbocks wurde häufig an die Fraiskette geheftet wie auch Steine, Muscheln und Schneckenhäuser. Aber auch Münzen und Rosenkranzperlen wurden gerne zwischen den vielen kleinen Utensilien aus der Natur angebracht. Dabei spielte die Anzahl eine sehr wichtige Rolle. Stets mussten die angehängten Amulette in ungerader Anzahl aufgefädelt werden. Das Trägerband hatte meist eine rote abwehrkräftigende Farbe.

Verwendung

Dem Zweck der Fraiskette lag einem tiefen Aberglauben zugrunde. Sie sollte alles böse abwehren und natürlich vor der „Frais“ oder „Froas“ schützen. Wer in die Frais fiel, wurde meist von Krämpfen, Schreiattacken bis hin zu Erstickungsanfällen geplagt. Aus heutiger medizinischer Sicht weiß man, dass die Symptome einem Calciummangel zu Grunde gelegt werden können. Aber auch Vergiftungserscheinungen durch pilzbefallenes Getreide (Mutterkorn) sind Hauptmerkmale einer Frais.

Neben der Abwehr von Krankheiten sollte die Kette auch vor allem Bösen bewahren. Als Schutz vor Hexerei wurde sie gesunden wie auch kranken Menschen umgehängt. Mit der Ausbreitung des Christentums änderte sich das Aussehen der Kette durch das Anhängen eines Kreuzes, geformt beispielsweise aus Tierknochen. Damit auch die Tiere im Stall und auf dem Hof von Unheil verschont blieben hängte man das Schutzamulett gerne in die Ställe.

Literatur

  • Egon M. Binder, Raimund Karl: 100 Besonderheiten aus dem Bayerischen Wald. Grafenau 1988, Morsak-Verlag, ISBN 3-87553-225-2.