Friedemann Liebisch

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Friedmann Liebisch im Selbstportrait. (Foto: Hirtler-Rieger)
Friedmann Liebisch mit einem seiner Gemälde. (Foto: Hirtler-Rieger)

Friedemann Liebisch (* 1929 in Ebersbach/Sachsen) ist gelernter Schneider und leidenschaftlicher Maler. Seit 1992 lebt er in Aidenbach.

Leben und Wirken

Kindheit & Jugend

Friedmann Liebisch hatte eine sehr glückliche Kindheit. Mit den sechs Gesellen des Vaters, der als Schneidermeister ein gutes Auskommen hatte, klopfte er Doppelkopf und spielte Fußball. Schon als Vorschulkind sahen ihn seine Eltern oft auf dem Bauch liegen und zeichnen. Durch seine Malkünste verschaffte er sich Respekt.

Die Idylle zerbrach, als die Nationalsozialisten an die Macht kamen. Der Krieg hatte seine Familie zerstört. Mit zehn Jahren musste er zum Jungvolk. 1941 musste auch der Vater in den Krieg. Dann kam der Moment, als der elfjährige Junge plötzlich auf sich gestellt war: die Mutter pflegte das zweijährige Brüderchen im Krankenhaus, als dieses mit Keuchhusten und Masern eingeliefert wurde. Als auch die Mutter schwer erkrankte, blieb Friedemann alleine in dem großen Haus zurück. Er sollte die Mutter lange Zeit nur noch am Fenster des Krankenhauses sehen dürfen. Der kleine Bruder starb. Der Vater war weit weg. Aus der trüben Gegenwart rettete er sich, indem er malte. Mit dieser Kraftquelle überstand er auch den Volkssturm der Hitler-Jugend, zu dem er verpflichtet wurde. Am 6. Mai 1945 wurde er offiziell einberufen – doch zwei Tage später war der Krieg vorbei. Ein abruptes Ende fand freilich auch die schulische Ausbildung. Der Traum von der Kunstakademie wurde vorerst begraben.

Fußstapfen des Vaters

Friedemann Liebisch trat in die Fußstapfen des Vaters, der im Krieg verschollen blieb, und ließ sich zum Schneider ausbilden. Er bedauert das heute nicht, seinen Beruf hat er geliebt. Er ließ ihm Freiraum zum Aquarellieren, Zeichnen und Schnitzen. Doch in der neu gegründeten DDR hatte man eigene Pläne mit ihm.

1949 wurde der kreisbeste Schneidergeselle Liebisch in ein Uranbergwerk zwangsverpflichtet. Da war das Maß voll. Mit Lastwagen und Zug fuhr er bis zur Westgrenze und versteckte sich im Spargelfeld, bis er sich im Schutz der Dunkelheit auf die andere Seite stehlen konnte. Dort wurde er von deutschen Grenzposten aufgegriffen und in ein Jugendauffanglager nach Hannover gebracht.

Schon bald schneiderte er Maßanzüge für die Lagerleitung und empfahl sich für eine große Maßschneiderei in Lübeck. Als erfolgreicher Modellmacher hat er für die bessere Gesellschaft weiße Smokings maßgeschneidert und war danach in der Konfektion tätig. Die Globalisierung hat ihn dann 1970 erwischt: Für den Spielzeug-Riesen Mattel hat er ein Außenwerk aufgebaut und geleitet, zum Schluss war er als Koordinator bei einem Autozulieferer tätig.

Malerei im Mittelpunkt seines Lebens

Die Malerei hat er 1958 wieder stärker in den Mittelpunkt seines Lebens gerückt. Damals lebte er mit seiner Frau in Aschaffenburg und lernte Studienprofessor Gunter Ullrich kennen, der ihm bis 1962 Malunterricht erteilte. Durch Ulrich kam er zum Expressionismus und zum Verständnis der modernen Malerei. Von 1963 bis 1967 studierte er schließlich Malerei und Grafik an der Pariser Fernakademie ABC. Tagsüber arbeitete er, abends spielte er Klavier in einer Bar, um für seine Frau und die zwei Söhne noch etwas dazuzuverdienen – und nachts wurde gemalt.

Das war kein Sonntagsspaziergang, aber er hat sich durchgebissen. Erst mit 53 Jahren war er soweit, dass er es wagte, von der Malerei zu leben. Da hatte er die expressionistische Phase schon hinter sich gelassen ebenso wie die Neue Sachlichkeit, die er sehr bald verfremdete und sich dabei immer mehr dem Fantastischen annäherte.

Eine neue Heimat

Die Aidenbacher sind stolz darauf, dass Liebisch seit 1992 in ihrer Marktgemeinde lebt. Seine beiden Herzinfarkte waren schuld daran, dass er aus Aschaffenburg ins gesunde Klima des Erholungsortes zog. Hier hat er noch einmal Wurzeln geschlagen.

Auszeichnungen

Literatur