Fußgängerbrücke Deggendorf

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Datei:DEG-Fußgaengerbrücke Computersim.jpg
Eine Computersimulation der Fußgängerbrücke in Deggendorf. (Foto: PNP)

Die Fußgängerbrücke Deggendorf (kein offizieller Name) ist eine 2014 eröffnete Fuß- und Radwegbrücke in Deggendorf. Sie verläuft – an Stelle der 2010 abgetragenen Alten Eisenbahnbrücke – direkt neben der 2010 eingeweihten Neuen Eisenbahnbrücke und ist Teil der Landesgartenschau 2014. Mit 456 Metern Länge zählt sie zu den längsten Geh- und Radwegbrücken in ganz Europa.

Architektur

Die Brücke hat einen Kathedralen-Charakter. Die optische Tunnelwirkung entsteht durch die komplizierte Konstruktion. Denn an der Brücke ist fast nichts gerade. Zum Beispiel der Holzbohlenboden aus Lärchenholz: Jeweils 5,50 Meter misst er in Ufernähe und verjüngt sich bis zur Mitte der Brücke auf 3,80 Meter an seiner schmalsten Stelle. Zudem ist die stählerne Fachwerkkonstruktion nach innen geneigt, was die Raumwirkung noch weiter verstärkt. Der hellgraue, fast weiß wirkende Korrosionsanstrich ist mit Bedacht gewählt, da er gut mit den Trägern der benachbarten Eisenbahnbrücke harmoniert.

Statisch gesehen handelt es sich bei der Fußgängerbrücke um ein Sechs-Feld-Bauwerk mit bis zu 106 Metern Stützweite, bis zu 8,50 Meter hoch und vier Meter breit. Dass die Brücke keine Lager hat, macht sich vor allem im Unterhalt bemerkbar. Verbaut wurden 840 Tonnen Konstruktionsstahl und 1.500 Kubikmeter Beton. Außerdem mussten 380 Meter Pfähle gebohrt werden. Dazu kommen 14 Kilometer Holzbohlen für den Belag aus Lärche, der so verlegt wurde, dass man keine Entwässerung braucht. Auch die Montage des Maschendrahtnetzes aus Edelstahl war eine Menge Arbeit. Auf einer Länge von 456 Meter mussten die Arbeiter an beiden Seiten zwischen der Brüstung und den Sockeln das Drahtnetz befestigen.

Geschichte

Beim Spatenstich für die Deggendorfer Fußgängerbrücke am 17. Januar 2011. (Foto: Binder)

Der Bau der Brücke wurde vom Stadtrat im Juli 2010 beschlossen. Damals wurden die Kosten, einschließlich Anschlusswege und Grunderwerb, auf 6,6 Millionen Euro geschätzt. Später würden die Schätzungen auf 7,9 Millionen nach oben korrigiert. Im Januar 2011 lag eine Kostenschätzung auf 9 Millionen Euro vor. Gründe für die Mehrkosten waren der Anstieg des Stahlpreises (Erhöhung des Preises um 600.000 bis 700.000 Euro), die Mehrkosten bei den Anschlusswegen (Erhöhung um 300.000 Euro) sowie die teurere, freitragende Betontreppe vom Donaupark zur Brücke, statt einer Treppe entlang der Böschung. Außerdem wurden manche Erdarbeiten vom Budget der Außenanlagen der Landesgartenschau zur Brücke verlagert.

Bevor mit dem Bau der Fußgängerbrücke begonnen werden konnte, musste zunächst die Neue Eisenbahnbrücke errichtet werden. Anschließend baute die Bahn die alten Eisenbahnbrücke ab, demontiert alle Pfeiler in der Donau, das Widerlager auf der Fischerdorfer Seite sowie den Damm, auf dem die alte Brücke auflag. Die beiden Brückenpfeiler im Donau-Altarm blieben erhalten. Diese werden für die Fußgängerbrücke verwendet, das alte Widerlager gegenüber berührt sie dagegen nicht.

Der Spatenstich für den Brückenbau erfolgte am 17. Januar 2011. Eigentlich sollte er auf der Deggendorfer Seite stattfinden, doch das Januar-Hochwasser zwang die Organisatoren dazu, das Ufer zu wechseln. So konnte man einigermaßen trockenen Fußes auf der Fischerdorfer Seite feiern, wozu OB Anna Eder allen voran Innen-Staatssekretär Gerhard Eck begrüßen konnte. Zum Spatenstich waren neben vielen Stadträten auch MdL Bernd Sibler, Vize-Landrat Peter Erl, Dr. Bernd Zanker von der Obersten Baubehörde sowie Rolf-Peter Klar und Stefan Pritscher von der Regierung von Niederbayern gekommen. OB Anna Eder nannte die neue Brücke eine Grundlage für die städtische Entwicklung und für die Landesgartenschau 2014. Zudem seien die Deggendorfer in ihrem Alltag von Verbindungen über die Donau abhängig. Die neue Fußgängerbrücke verkürzt den Weg von den großen Wohngebieten im Westen der Staedt nach Natternberg und ins Elypso um zweieinhalb Kilometer. Außerdem können mehrere Gefahrenstellen vermieden werden und auch Rad-Touristen profitieren von der neuen Brücke.

Die Brücke wurde in der Folge komplett landseitig vormontiert und über die Donau geschoben. Die Stahlüberbau-Teile wurde dann von schwimmenden Kränen aus eingehoben. Die Betonpfeiler wurden im Jahr 2011 gebaut – einer auf der Fischerdorfer Seite, zwei besonders massive und statisch gegen Schäden durch anprallende Schiffe geschützte in der Donau. Sie stehen in einer Achse mit den Pfeilern der Neuen Eisenbahnbrücke, um deren lichte Weite von 106 Metern über der Schifffahrtsrinne nicht zu mindern. Auch die lichte Höhe beider Brücken, je nach Wasserstand mindestens acht Meter, ist in diesem Bereich gleich. Zu den Ufern hin sinkt die Fußgängerbrücke mit einem Gefälle von 3,5 Prozent ab.

Im Dezember 2013 wurde die Brücke bis auf einige Restarbeiten fertig gestellt. Im Frühjahr 2014 wurde noch der Handlauf aus Eichenholz auf dem Geländer angebracht sowie die Beleuchtung komplett fertig gestellt. Dabei wurden LED-Leuchten, die bei Bedarf farbig gestaltet werden können, in die Aussparungen in der Fachwerk-Konstruktion eingepasst. In Ufernähe waren die Leuchten bereits eingebaut worden. Die offizielle Eröffnung fand danach ebenfalls noch im Frühjahr statt, der Zugang blieb zunächst aber nur auf Besucher der Landesgartenschau Deggendorf beschränkt. Die Freigabe für die Öffentlichkeit fand am 11. Oktober 2014 in einem Festakt statt.

Der Brückenbau kostete insgesamt neun Millionen Euro. Bereits im November 2014 wurden erste Schäden festgestellt: Astlöcher, Risse und schadhafte Stellen im Bodenbelag. Bei 14 Zentimeter breiten Lärchenbohlen dürfen die Astlöcher zwei Fünftel dieses Maßes nicht überstreiten; derzeit müsse keiner der Bohlen ausgetauscht werden Einmal im Jahr sollen die Bohlen bis zur letzten Gewährleistungsabnahme 2018 überprüft werden.

Galerie

Literatur