Gässl Bräu

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Logo von Gässl Bräu.

Gässl Bräu (auch Brauerei Gässl, offiziell Brauerei Alois Gässl GmbH & Co. KG ) war eine Pfarrkirchener Brauerei, deren Ursprünge bis in das Jahr 1630 zurückreichen. 2012 musste das Familienunternehmen aufgrund von Baumängeln die Bierproduktion einstellen.

Geschichte

Anfänge einer Familientradition

Mit Christoph Gässl (1630-1696) wurde das erste Mal urkundlich der Beruf des Brauers innerhalb der Familie Gässl erwähnt. Er war Braumeister in einer Brauerei in Landau. Ihm folgte sein Sohn Balthasar Gässl (* 1670), der als Braumeister im Kloster Aldersbach seinen Lohn verdiente. Aus der Ehe von Balthasar und Maria Gässl entstammte Georg Anton (1700-1762), der bei seinem Vater in die Lehre ging und somit die Tradition des Brauerhandwerks fortsetzte. Später war er in mehreren Brauereien tätig und heiratete mit Maria Franziska Puzenberger die Tochter des Aidenbacher Braumeisters.

Mit dem Kauf eines Brauereianwesens in Rotthalmünster im Jahr 1737 konnten sich die Gässls zum ersten Mal als Brauereibesitzer bezeichnen. 1746 erstand Georg Anton in der Heimatstadt seiner Ehefrau eine weitere Brauerei. Sein ältester Sohn Anton (1732-1782), der wie seine jüngeren Brüder den Brauerberuf von seinem Vater erlernt hatte, übernahm nach dem Tod Georg Antons 1762 die Brauerei in Aidenbach. Aus seiner Ehe mit Anna Maria Duspeck, einer verwitwten „Bier-Zapflerin“ aus Zwiesel, gingen neun Kinder hervor und mit Anton (1770-1856) ein weiterer Bierbrauer. Am 17. Juni 1797 trat Anton Gässl die Nachfolge in der Aidenbacher Brauerei an und heiratete Maria Katharina Demonth, mit der er 17 Kinder hatte.

Betrieb in Pfarrkirchen

Der 1808 geborene Alois Gässl († 1874) trat in die Fußstapfen seines Vaters und übernahm 1840 die Brauerei. Schon drei Jahre später verkaufte er jedoch das Anwesen und zog gemeinsam mit seiner Frau Katharina Sinzinger nach Pfarrkirchen. Dort hatte er für 38.000 Gulden das Brauereianwesen samt Landwirtschaft vom Bruder seiner Frau erworben; fortan trug die alte Pfarrkirchener Sesselberger-Brauerei den Namen Gässl.

1871 übernahm Sohn Alois den Betrieb. Er heiratete 1872 Therese Batzelsberger, eine Wirtstochter aus Schönau. Aus dieser Ehe entstammten Theres Maria (* 1873) und Alois (* 1875), der später die Brauerei übernahm und erweiterte. Zudem erwarb er mehrere Wirtshäuser. 1910 ehelichte er Rosa Steinbruckner, mit der er vier Töchter hatte. Die zweitälteste Tochter, die 1912 geborene Therese, heiratete 1937 den Krumbacher Brauereibesitzerssohn Albert Wiedemann und schenkte ihm vier Kinder: Alois (* 1938), Klaus (* 1940), Johannes (* 1942) und Burgl (* 1944). Alois und Johannes erlernten das Brauer-Handwerk und übernahmen die väterlichen Brauerei: Johannes die in Krumbach, Alois die in Pfarrkirchen.

Nach dem Tod von Albert Wiedemann im Jahr 1974 wurde die Brauerei von seiner Ehefrau und den beiden Kindern Alois und Burgl gemeinschaftlich geleitet. Burgl heiratete 1968 den Diplom-Braumeister Dieter Schiedermair, der aus einer Brauerei aus dem fränkischen Uffenheim stammt. Später wurde er Mitgeschäftsführer. Von ihren drei Kindern sollte die älteste Tochter, Katharina Schiedermair-Bauer, den alten Familienbetrieb weiterführen.

Einstellung der Produktion

Datei:Gässlbräu.jpg
Das Brauereigebäude in Pfarrkirchen mit altem und neuem Ettikett der Bierflaschen. (Foto: Wanninger)

Im Juli 2012 stoppte das Landratsamt Rottal-Inn die Bierproduktion des Gässl Bräu wegen Mängeln in der Bausubstanz des Gebäudes. Zuvor war in einer Routinekontrolle durch das Landratsamt festgestellt worden, dass sich die Bausubstanz in einem Zustand befindet, der für einen Lebensmittel verarbeitenden Betrieb nicht akzeptabel ist. Zwar war die Qualität des Bieres nicht beeinträchtigt, doch die Rührwerke im Maischebottich und im Sudhaus wurden beanstandet. Deshalb wurde der Betrieb in Absprache mit der Regierung von Niederbayern eingestellt.

Bei der Brauerei selbst zeigte man sich damals überrascht von der Entscheidung des Landratsamtes. Geschäftsführerin Katharina Schiedermair-Bauer hatte seit der letzten Kontrolle 2009 sichergestellt, dass etwaige Beanstandungen umgehend abgestellt werden. Der markante Unterschied zu früheren Überprüfungen aber war im Sommer 2012 die Beanstandung der Rührwerke. Anlagen in dieser Form gibt es über 100 in Bayern, gerade bei kleineren Brauereien. Diese geraten immer mehr in den Fokus und sollten in der Gässl Brauerei mit Investitionen von weit über 100.000 Euro beseitigt werden um die Wiederaufnahme des Betriebes möglich zu machen.

Nachdem allerdings neben den beiden Rührwerken weitere bauliche Maßnahmen verlangt wurden, die noch einmal Kosten im sechsstelligen Bereich verursacht hätten, wurde die Brauerei im Frühjahr 2013 schließlich als Gewerbe bei der Stadt abgemeldet. Zwar wurde das Ganze als vorläufiger Schritt angesehen, doch die Tendenz geht dahin, dass das Gässl Bräu nicht mehr in Pfarrkirchen gebraut wird.

Weitere Entwicklung

Statt der bisher fünf Mitarbeiter hatte die Brauerei 2013 noch zwei. Der Vertrieb sowie der Getränkemarkt liefen zu diesem Zeitpunkt wie gewohnt weiter. Mit der Arco-Brauerei gibt es schon länger eine Zusammenarbeit, und das Weißbier wird seit 2012 bei der Brauerei Erharting nach dem Gässl-Rezept produziert. Ganz bewusst wurde dabei von der Geschäftsleitung eine kleine Brauerei als Partner gesucht. Auf lange Sicht jedoch ist zu erwarten, dass das Gässl Bräu als Marke vom Markt verschwindet.

Kontakt

Brauerei Gässl
Alois-Gässl-Straße 1
84347 Pfarrkirchen

Telefon: +49 8561 1436
Telefax: +49 8561 71812

E-Mail: gaesslbrauerei@t-online.de
Internet: www.gaessl-braeu.de

Literatur