Günther von Poschinger

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Günther Ferdinand Karl Christian Ritter und Edler von Poschinger (* 6. Januar 1898 in Buchenau; † 7. Januar 1958 in Straubing) war ein Gutsherrensohn und Naturwissenschaftler aus der Familie Poschinger.

Leben und Wirken

Frühe Jahre

Er war das einzige Kind des Buchenauer Gutsherrn Ferdinand II. von Poschinger und seiner Ehefrau Margarethe Juliane, geb. Scharvogel. Günther wuchs unter ihrer Obhut auf, wurde von Privatlehrern unterrichtet und erwarb früh Kenntnisse der rumänischen und russischen Sprache.

Entgegen seinen Wünschen, aber der Familientradition folgend, musste er beim 2. Schwere-Reiter-Regiment in Landshut einrücken, dessen Offizierskorps sich aus den angesehensten bayerischen Adelsgeschlechtern rekrutierte.

Während des Ersten Weltkrieges wurde er im rumänischen und russischen Kriegsgebiet eingesetzt. Er vervollkommnete seine Sprachkenntnisse und fungierte häufig als Dolmetscher. Als der Krieg bereits zu Ende war, kehrte er, im Rang eines kgl. Bayer. Fähnrichs stehend, von einem Dolmetschereinsatz am 11. Dezember 1918 nicht zurück und blieb in der Sowjetunion. Als Grund gab er später ein Zerwürfnis mit einem Vorgesetzten an.

In der Sowjetunion

1920 wurde in der Sowjetunion ein ergebnisloser Spionageprozess gegen ihn geführt. Aufgrund von Erkundigungen über die Berliner russische Botschaft entstand das Gerücht, Poschinger stehe als Politkommissar im Dienste der Bolschewiki. Diese Berichte, die auch von Zeitungen verbreitet wurden, wies Poschinger nach seiner späteren Rückkehr zurück.

Noch vor seinem Tod im Jahr 1921 änderte sein Vater sein Testament und enterbte ihn. Erst 1922 erfuhr seine Familie, dass und wo er lebte. Seit 1922 wohnte er mit seiner Frau Amalie, geborene Apfel in Moskau. Er war dort in den Zwanziger Jahren im Wollhandel tätig und betrieb als wissenschaftlicher Assistent ornithologische und entomologische Studien. Als Teilnehmer an einer Expedition gelangte er bis in die Mongolei.

Er stand in ständigem Kontakt mit seiner Mutter, die Entscheidungen in Fragen hinsichtlich des Buchenauer Gutes nur nach brieflicher Konsultation mit ihm traf. Aus Sorge vor einem Militärstrafverfahren wagte er lange Zeit nicht die Rückkehr nach Deutschland. Mutter Julie starb 1934. Nach der Trennung von seiner Ehefrau Amalie im Jahr 1930 heiratete er 1936 Nadeshda Jewsejewa und wurde Vater des gemeinsamen Sohnes Anatol.

Rückkehr

Am 28. Juli 1936 traf Günther von Poschinger mittellos in Böhmisch Eisenstein ein. Im Herbst 1937 betrat er in Bayerisch Eisenstein wieder deutschen Boden. In Plattling wurde er verhaftet, von der Gestapo nach Berlin gebracht, monatelang verhört und schließlich entlassen. Er ließ sich in Deggendorf nieder, wo er bis 1940 unter Polizeiaufsicht stand.

Nach dem Zweiten Weltkrieg bemühte er sich vergeblich, das 1933/34 an den Staat verkaufte Gut Buchenau zurückzubekommen. Es gelang ihm nicht, einen bei dem Verkauf erfolgten staatlichen Zwang nachzuweisen. Am 30. September 1950 heiratete er in Deggendorf die aus Bad Klein-Kirchheim in Kärnten stammende Irene Töplitzer. Der Sohn Ferdinand Ewald wurde am 26. April 1946 geboren.

In Deggendorf betätigte sich Poschinger erneut als Naturwissenschaftler. Er widmete sich unter anderem der Erforschung der Laufkäfer in der Umgebung von Deggendorf und publizierte darüber mehrfach unter dem Namen „Ferdinand von Poschinger“ in der koleopterologischen Fachzeitschrift Entomologische Blätter. Poschinger starb als Rechtsanwaltsgehilfe im Alter von 60 Jahren.

Werke

  • Ferdinand von Poschinger: Nachtrag zum Bericht über die Ergebnisse meiner Sammelexkursion auf der Ost-Koschuta im Sommer 1951 unter Berücksichtigung meiner Funde dortselbst im Sommer 1952, in: Nachrichtenblatt der Fachgruppe für Entomologie des Naturwissenschaftlichen Vereines für Kärnten 9 (1952), S. 155-156
  • Ferdinand von Poschinger: Nachtrag zum Bericht über die Ergebnisse meiner Sammelexkursion auf der Ost-Koschuta im Sommer 1951 unter Berücksichtigung meiner Funde dort im Sommer 1952, in: Entomologisches Nachrichtenblatt 10 (1953), S. 174-176
  • Ferdinand von Poschinger: Nachtrag zum Bericht über die Ergebnisse meiner Sammelexkursion auf der Ost-Koschuta im Sommer 1951, in: Nachrichtenblatt der Fachgruppe für Entomologie des Naturwissenschaftlichen Vereines für Kärnten 10 (1953), S. 174-17

Literatur

  • Eva Chrambach: Kammzug und Pfauenauge. Geschichte der Jugendstilglashütte des Ferdinand von Poschinger in Buchenau, Morsak Verlag Grafenau 1999, ISBN 3-87553-532-4
  • Roman Eder: Buchenau Spiegelhütte. Ein heimatgeschichtliches Lesebuch (alle Rechte beim Verfasser), 1. Auflage 2003