Galgenschrederhaus (Zwiesel)

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Das einstige Galgenschrederhaus. (Foto: Steckbauer)

Das Galgenschrederhaus (auch Hoanhaus) war das älteste Holzhaus Zwiesels. Es stammte aus dem 17. Jahrhundert und wurde 1969 abgebrochen.

Geschichte

Um 1900 erwarb Josef Hain das alte Haus von Rosalie und Franz Probst, die nach der Ära Schreder dort als Besitzer geführt werden. Josef Hain galt als besonderes Original; er ist im Alter von fast 97 Jahren 1971 gestorben. Bis 1968 wohnte Xaver Hain mit seiner Familie im „Galgenschrederhaus“, das zu diesem Zeitpunkt längst schon als „Hoanhaus“ in aller Munde war.

Um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert schmückte das „Galgenschrederhaus“ die Titelseiten Zwieseler Werbeschriften. Der 1971 verstorbene „Hoan-Sepp“ war das Urbild eines waldlerischen Kleinbauern mit fünf bis sechs Milchkühen und einem Ochsen zur Bearbeitung der Felder und Wiesen. Wenn gerade die Feldarbeit ruhte, war der „Hoan-Sepp“ als Fuhrknecht mit zwei Brauereirössern für die Pfefferbrauerei unterwegs und versorgte die umliegenden Dorfwirtschaften mit Gerstensaft. Der „Hoan-Sepp“ verweilte gerne am Wirthausstammtisch. Er war ein leidenschaftlicher Kartenspieler.

Bevor das alte Holzhaus zum Abriss freigegeben wurde, gab es einigen Wirbel. Der Wald-Verein wollte es unbedingt der Nachwelt erhalten und als Freilichtmuseum im Stadtpark wieder aufbauen. Die Bemühungen zur Realisierung des Projektes scheiterten an den behördlichen Vorschriften.

Die letzten Jahre bis zum Abbruch vor gut 40 Jahren führte Frieda Hain mit ihrem Mann Xaver – er ist 1986 gestorben – Regie im alten Hoan-Haus. Dann fiel der markante Zeuge waldlerischer Holzbaukunst der Spitzhacke zum Opfer. Unter dem Namen „Zum Galgenschreder“ ist es in die Annalen der Stadt eingegangen. Am Kapellenweg, am Fuße des Galgenhügels, hatte es seinen Standplatz. Heute steht dort ein modernes Wohnhaus, das Xaver und Frieda Hain, die letzten Besitzer des „Galgenschrederhauses“, erbaut haben. Der Name „Galgenschreder“ kommt daher, dass das Haus Jahrzehnte hindurch den Gehilfen des Straubinger Scharfrichters, der am Galgenhügel die vom Landgericht Zwiesel ausgesprochenen Todesurteile vollstreckte, als Wohnung diente.

Architektur

Das „Hoanhaus“ hatte alle typischen Merkmale eines Waldlerhauses aus dem 17. Jahrhundert: Die Außenwände bestanden aus Fichtenholz-Sparren. Früher waren die Balkenwände auch noch verschindelt, ebenso das Dach, das man mit schweren Steinen „einschwerte“, um es vor Stürmen zu schützen. Ein typisches Merkmal waren auch die kleinen Fenster. Aber nicht nur das Äußere dieses Hauses war ein Spiegelbild längst vergangener Zeiten, auch im Hausinneren wurde man an die Wohnkultur des 17./18. Jahrhunderts erinnert. In der gemütlichen Wohnstube bedeckten breite Fichtenschwartlinge den Boden und an den aus Backsteinen gemauerten Ofen schloss sich die bequeme Ofenbank an. Ein großes Marienbild, die Muttergottes mit Jesukind – es stammte noch aus der Zeit des „Galgenschreders“ –, der große eichene Bauerntisch, die Eckbank im Herrgottswinkel mit dem Kruzifix und zwei Hinterglasbildern, rundeten die Atmosphäre ab.

Literatur