Gallnerkirche

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Die Kirche auf dem Gallner − Foto: Stelzl

Die Gallnerkirche ist ein beliebtes Wallfahrtsziel und steht auf dem gleichnamigen Berg, dem Gallner, in der Gemeinde Konzell im Landkreis Straubing-Bogen. Die heilige Barbara und der heilige Sixtus sind die Kirchenpatrone.

Geschichte

Schon im Jahre 1490 ist die Gallnerkirche in einer römischen Urkunde genannt, als ihr von vier Bischöfen Italiens ein Ablass verliehen wurde. Da also das Gotteshaus damals schon stand und die Kunde von seinem Vorhandensein bis nach Rom gedrungen war, muss die Erbauungszeit viel weiter zurückliegen.

Die Kirche auf dem Gallner ist eine spätgotische Anlage aus der Zeit um 1840, mit Veränderungen in der Barockzeit im 19. Jahrhundert. Sie hat eine Flachdecke und die Fenster im Chorhaupt sind spitzbögig, während die übrigen Fenster Rundbogen haben. Der Hochaltar ist neugotisch und stammt aus dem Jahr 1853. Im Mittelschrein befindet sich eine Holzfigur, die den heiligen Sixtus zeigt. Die Seitenaltäre sind ebenfalls neugotisch. Südlich ist die heilige Barbara und nördlich eine Madonnenfigur zu sehen. In der Barockzeit wurde die Kirche verändert und 1809 wurde sie profaniert. Der Gallnerbauer Lorenz Lehner kaufte die Kapelle damals unter der Bedingung, dass er daraus einen Stall oder eine Wohnung machen dürfe. Die Einrichtung und die Glocken kamen in die Pfarrkirche nach Konzell. In der Kapelle lebte dann eine Weile die Landwirt -und Holzschnitzerfamilie Mühlbauer, Ausnahmslandwirt von Unterweinberg, der „Gallnerbauernsepp“ genannt wurde. 1653 wurde die Profanierung des Kirchleins wieder aufgehoben. Es durften an den Gedächtnistagen der heiligen Barbara und des heilige Sixtus (6. August) wieder Gottesdienste gehalten werden. Die Einrichtung und die Glocken kamen wieder aus Konzell zurück. Bei der Renovierung von 1976 bis 1978 wurden die Heiligenfiguren in einem Stadel in Konzell gelagert, wo die um 1500 geschaffene Muttergottesfigur mit dem Jesukind am 4. Juli 1976 gestohlen wurde. Im Mai 1978 hat sie ein Fischer in der Donauschleife bei Öberau aus der Donau gefischt. Der Finger des Jesukindes war abgebrochen. Der Kirchenmaler Weilhammer renovierte die Figur und am Pfingstmontag 1980 wurde sie feierlich wieder an ihrem alten Platz in dem Kirchlein aufgestellt. Seither findet alljährlich auf dem Gallner ein großes Bergfest statt, am Pfingstmontag, ausgerichtet vom Bayerischen Wald-Verein, Sektion Konzell.

Sagen und Legenden

Die Gallnerkirche hatte einst nur zwei Glocken (1992 kam eine dritte hinzu), um die sich die Sagen ranken. Eine hat die Jahreszahl 1494 und die zweite Glocke stammt aus dem Jahr 1548. Die ältere der Gallnerglocken habe die Kraft besessen, Unwetter zu vertreiben, so wird erzählt. Eines Tages seien wutentbrannte Böhmen gekommen, zu denen die abgewendeten Unwetter jedes Mal hinzogen, um die Glocken der Gallnerkirche unschädlich zu machen. Sie trieben einen eisernen Eggenzahn in den Mantel der Glocke und warfen sie in einen tiefen Brunnen (neben der Kirche ist auch heute noch ein Brunnen), wo sie später auf wunderbare Weise wieder gefunden wurde.

Maria Fleischmann (gestorben 1998), die am Fuße des Gallnerberges geboren wurde, weiß eine andere Sage, die sie in ihrer Kindheit an der Schule in Stallwang auswendig lernen musste: Vor hunderten von Jahren stand eine große Kirche mit einem sehr hohen Turm auf dem Gallner. Auf dem Turm hing eine mächtige Glocke, deren Schall wurde weithin gehört, sogar bis nach Böhmen. Wenn am Himmel ein Gewitter aufstieg, wurde mit dieser Glocke geläutet, um drohende Unwetter abzuwenden. Das Gewitter wurde oftmals bis nach Böhmen abgetrieben, wo es meistens viel Schaden anrichtete. Die Böhmen waren darüber sehr ergrimmt und wollten die Glocke stehlen. Mit einem großen Wagen kamen sie heimlich auf den Gallnerberg, rissen die Glocke vom Turm, luden sie auf ihr Fuhrwerk und fuhren damit fort. Sie kamen aber nur bis in die Nähe der Burg Höhenstein, die auf einem der drei Hügel des Gallner stand. Hier versanken die Böhmen samt Wagen, Glocke und Rössern in einem Moor im sumpfigen Wiesengrunde, wo sie heute noch liegen sollen.

Auch über einen einstigen Gallnerbauern kannte Maria Fleischmann eine alte Erzählung, die von Generation zu Generation weitergegeben wurde: Vor langer, langer Zeit wurde ein Bauer auf dem Gallner, als er des Abends vor dem „zu Bettgehen“ noch nach dem Wetter schaute vor der Haustüre vom „Nachtgejaid“, der wilden Jagd, mitgenommen und im fernen Asien abgesetzt. Jahrzehnte brauchte er, bis er wieder zurückkam. Als vermeintlicher Handwerksbursche betrat er seinen heimatlichen Hof. Seine Frau hatte inzwischen aber wieder geheiratet und erkannte ihn nicht mehr, so erzählt man sich. Er wollte ihr Glück nicht zerstören und gab sich nicht zu erkennen. Still und traurig ging er wieder von dannen und man hat ihn nie wieder gesehen!

Eine andere Legende berichtet Walter Meinhard: Ein Bauer aus Emmersdorf, der durch die Fürbitte des heilige Sixtus durch wunderbare Fügung aus russischer oder türkischer Gefangenschaft wieder heimkehrte, fand seine Ehefrau, die ihn für tot hielt, mit einem anderem Manne vor. Der „Neue“ musste gehen und der Heimkehrer erhielt Frau und Hof zurück!

Literatur