Gasthaus Zur Fels’n

Aus RegioWiki Niederbayern
Wechseln zu: Navigation, Suche
Das einstige Wirtshaus-Ensemble „Zur Fels’n“ an der Freyunger Straße in Passau. (Foto: Jäger)
Historische Ansicht des Gasthauses Zur Fels’n.

Das Gasthaus Zur Fels’n ist ein historisches Passauer Wirtshaus an der Freyunger Straße (Nr. 14) in der Ilzstadt. Direkt hinter dem Gebäude entlang verläuft der bergansteigende Peilsteiner Weg hinauf zur Kirche St. Bartholomäus

Geschichte

Wirtshausgeschichte

Das Gasthaus Zur Fels’n wurde erstmal 1647 in einer historischen Schrift erwähnt und ist damit eines der ältesten Passauer Wirtshäuser. In seiner jetzigen Form stammt es aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Neben dem zweigeschossigen Hauptgebäude mit seinem stark vorschießenden Halbwalmdach und hölzerner Laube steht nördlich davon ein eingeschossiger Frackdachbau, südlich davon ein zweigeschossiger Pavillon.

Von 1868 bis 1897 gehörte das Gasthaus Elisabeth Weiß, der legendären „Felsenliesl“, ab 1897 war das Anwesen – das einen wohlklingenden Namen weit über Passau hinaus genossen hat – im Besitz der Brauerei Hacklberg. Im Jahr 1955 wurde es von Franz Meier erworben. In den Jahrzehnten vor der Schließung war es das Wirtshaus mit dem höchsten Bierverbrauch pro Sitzplatz in ganz Passau. Zwischen Ilz und der Felswand gelegen, diente das berühmteste Gasthaus Passaus in jahrhundertealter Tradition als Treffpunkt für Studenten, Reisende und Beamte gleichermaßen.

Dennoch wurde das Gasthaus Zur Fels’n 1999 geschlossen. Seither verfiel das unter Denkmalschutz stehende Anwesen samt Nebengebäude zusehends. Meier vermachte das Gebäude 2001 seiner Tochter Brigitte, die bis zu ihrem Tod 2012 als einzige Bewohnerin darin lebte. Da es keine weiteren Nachkommen gab, ging das Gebäude Anfang 2013 als sogenanntes Zwangserbe in den Besitz des Freistaats Bayern über.

Sanierungsspekulationen

Schon vor dem Tod der 2012 verstorbenen Eigentümerin Brigitte Meier wurde öffentlich über eine Sanierung des Gebäudes, das zu einem Schandfleck der Nachbarschaft geworden war, spekuliert. Jedoch meldete Meier zu Lebzeiten keine entsprechende Vorhaben an, weshalb öffentliche Mittel (sei es von der Stadt oder von Denkmalschutzbehörden) nicht in Aussicht gestellt werden konnten. Ein sogenanntes Instandsetzungsgebot hätten erst auferlegt werden können, wenn Gefahr von dem Gebäude ausgegangen wäre – also wenn etwa herunterfallende Gebäudeteile Passanten oder Autofahrer gefährden würden. Ansonsten hätte so etwas laut Gesetz aber auch angeordnet werden können, wenn die bauliche Anlage nach ihrer äußeren Beschaffenheit das Straßen- oder Ortsbild nicht nur unerheblich beeinträchtigt oder die bauliche Anlage erneuerungsbedürftig ist und wegen ihrer städtebaulichen, insbesondere geschichtlichen oder künstlerischen Bedeutung erhalten bleiben soll. Die oft immensen Kosten für eine solche Maßnahme hätte allerdings der Eigentümer tragen müssen.

Sicherungsmaßnahmen durch den Freistaat

Nachdem das zu diesem Zeitpunkt ohnehin schon sehr marode Gebäude durch das Hochwasser 2013 noch weiter in Mitleidenschaft gezogen wurde, ordnete das Landesamt für Finanzen (LfF) in Würzburg – das den Freistaat Bayern in dieser Erbangelegenheit als Eigentümer vertritt und damit auch die Verkehrssicherungspflicht für die Liegenschaft trägt – Mindestmaßnahmen zum Erhalt des Gebäudes an. Ende August 2013 wurden deshalb Teile des Dachs repariert, wo sich Ziegel zu lösen drohten. Danach folgten vorwiegend Entsorgungsmaßnahmen im Inneren des aufgrund starker Schimmel-, Sporen und Hausschwamm-Bildung massiv kontaminierten Hauses. Neben der Entrümpelung wurden auch Holzbauteile, zum Beispiel befallene Holzdecken, entsorgt, damit das Gebäude wieder ohne Gesundheitsgefährdung betreten werden konnte. Die beiden Maßnahmen kosteten rund 20.000 Euro.

Verkauf zum Höchstgebot

Nachdem das Gebäude Anfang 2013 dem Freistaat Bayern als Fiskus-Erben zugefallen war, wurde zunächst routinemäßig geprüft, ob staatliche Stellen einen Bedarf an der Immobilie haben oder ob sich das Gebäude für die Unterbringung von Asylbewerbern eignet. Beides wurde im Fall des einstigen Gasthauses Zur Fels’n verneint, zumal es vor jeglicher neuer Nutzung durch den Freistaat umfassend saniert hätte werden müssen. Daher wurde der unter Regie des Finanzministeriums stehende Staatsbetrieb „Immobilien Freistaat Bayern“ beauftragt, den Verkauf des Gebäudes einzuleiten.

Im Sommer 2015 gründeten sich die „Fels’n-Freunde Passau“ um den kommissarischen Vorsitzenden Prof. Dr. Egon Greipl. Der Verein wollte das Anwesen kaufen, denkmalgerecht instand setzen und dann einer gemeinnützigen Verwendung zuführen. Zu den den Gründungsmitgliedern zählt die komplette ÖDP-Stadtratsfraktion, also neben Greipl noch seine Kollegen Paul Kastner, Oliver Robl, Urban Mangold, Franz Prügl und Michael Schöffberger. Des weiteren dabei sind Dr. Irmhild Heckmann und Markus Rohmann. Gerade einmal zwei Monate später erhielt der Verein vom Freistaat Bayern für rund 19.000 Euro den Zuschlag für das vernachlässigte Baudenkmal. Das Mindestgebot lag bei 16.000 Euro.

In Besitz der Felsenfreunde

Am 12. Oktober 2015 trafen sich dann 21 Bürger im Alten Bräuhaus zur offiziellen Gründungsversammlung des Vereins „Felsenfreunde Passau“. Prof. Dr. Egon Greipl wurde einstimmig zum Vorsitzenden und Bürgermeister Urban Mangold zum Stellvertreter gewählt. Im Mittelpunkt der Vereinstätigkeit soll die denkmalgerechte Instandsetzung des einstigen Traditionsgasthauses stehen. Zudem behält sich der Verein in seiner Satzung vor, auch für den Schutz und Maßnahmen an weiteren historische Gebäude einzutreten, um sie zu erhalten und denkmalverträglich zu nutzen. Ende Oktober wurde der Verein beim Amtsgericht Passau unter der Nummer VR 200686 in das Vereinsregister eingetragen. Zum gleichen Zeitpunkt erhielten die Felsenfreunde die ersten Fördermittel: Die Bayerische Volksstiftung aus München gewährte 2.000 Euro zur Förderung der notwendigen Sicherungsmaßnahmen und planerischen Arbeiten.

Im Januar 2016 gab der Verein seine Sanierungpläne bekannt: Bis Herbst 2018 soll das Gebäude zu einem modernisierten Kleinod und auch einer Anlaufstätte für den ganzen Stadtteil werden. Ein Veranstaltungsraum soll dort entstehen. Im Obergeschoss des Hauptgebäudes und angrenzenden Salettls sind Wohnräume angedacht. Erste geschätzte Schäden und Sanierungskosten lagen laut Greipl im mittleren bis oberen sechsstelligen Bereich. Am 11. April 2016 wurde der Kaufvertrag zwischen Verein und der „Immobilien Freistaat Bayern“ unterschrieben. Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege fördert den ersten Schritt auf dem Weg zur Instandsetzung des ehemaligen Gasthauses mit 15.000 Euro. Etwa den gleichen Betrag bringt der Verein dafür auf.

Wenig später wurde der Kauf kritisiert, da ein zweiter Interessent ein um 2.100 Euro höheres Gebot als die Felsenfreunde abgegeben hatte. Diese Kritik wurde aber von der „Immobilien Freistaat Bayern“ zurückgewiesen: Besagter Bieter hätte mit 21.100 Euro in der ersten Runde zwar tatsächlich das höchste Gebot abgegeben, sei aber der schriftlichen Aufforderung nicht nachgekommen, dieses Gebot für die zweite und entscheidende Runde zu erhöhen oder zu bestätigen. So sei der Zweitplatzierte zum Zug gekommen: die Felsenfreunde.

Untersuchung und Sanierung

Anfang Juli 2016 fand man in der Fels’n ein altes Jagdstilleben, das wahrscheinlich im 19. Jahrhundert gemalt wurde. Prof. Egon Johannes Greipel vermutet, dass es von Ferdinand Wagner stammt, da dieser auch die beiden Passauer Rathaussäle ausgemalt hat und zu dieser Zeit in Niederhaus lebte. Zudem wurden ca. 40 Farbschichten an den Wänden des Anwesens entdeckt.

Die „Felsenfreunde“ beabsichtigen, im Obergeschoss des Haupthauses eine familiengerechte und bezahlbare Wohnung, gegebenenfalls eine Sozialwohnung einzurichten. Die ehemaligen Gasträume im Erdgeschoss sollen ein Stadtteiltreff werden und für kleinere Veranstaltungen dienen. Für 2017 gilt ein Schwerpunkt der „Felsenfreunde“ den Finanzierungsbemühungen.

Galerie

Eine Wandmalerei im Passauer Ratskeller zeigt das Gasthaus Zur Fels’n und die Felsnliesl.

Literatur

Fachartikel

  • Peter Morsbach, Irmhild Heckmann, Christian Later, Jörg-Peter Niemeier: Denkmäler in Bayern, Band II.25 Kreisfreie Stadt Passau. Verlag Friedrich Pustet, Regensburg 2014, ISBN 978-3-7917-2552-9

Zeitungsartikel

Weitere Berichterstattung der PNP