Gillamoos

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Der Gillamoos 2010

Beim Gillamoos handelt es sich um einen großen Jahrmarkt, der alljährlich am Donnerstag vor dem ersten Sonntag im September in Abensberg (Landkreis Kelheim) stattfindet.

Allgemeines

Belegt ist der Gillamoos seit etwa 700 Jahren, seit 1583 wird er vor den Toren der Abensberger Altstadt gefeiert und zieht in seiner Dauer von fünf Tagen jährlich etwa eine Viertelmillion Besucher an. Die Festzelte der Brauereien Ottenbräu, Hofbräu, Kuchlbauer, Jungbräu sowie der Weißbierstadel und das Weinzelt bieten Platz für mehr als 20.000 Personen. Eine Vielzahl an Schaustellern und eine große Ausstellung sorgen für Unterhaltung der Besucher. Weiterhin werden auf dem Gillamoos jedes Jahr ein Holzsägewettbewerb veranstaltet und eine Dirndlkönigin gewählt, die die Stadt bei verschiedenen Anlässen repräsentieren darf. Die Wettbewerbstradition der Dirndlköniginnen-Wahl ist etwas eigen: Alle Teilnehmerinnen erhalten einen kleinen Zuschuss, und es keine Platzierungen. Lediglich die Siegerin wird als „Erste unter Gleichen“ ausgezeichnet.

Geschichte

Der Hintergrund des Namens Gillamoos und die Anfänge seiner Geschichte liegen in einer Wallfahrt zu einer Kirche des Heiligen Aegidius. Dorthin pilgerten Gläubige aus dem Umland am 1. September, um zu dem Schutzpatron der Hirten für ihr Vieh, gutes Wetter und Verschonung vor schweren Krankheiten zu beten. Aus dem Namen Aegidius wurde im Laufe der Zeit Gilg, und wegen der Lage seiner Kirche an einer großen Wiesenfläche wurde aus dem heiligen Aegidius der „Sankt Gilgen am Moos“, erstmals belegt in einem Brief von 1313, und schließlich „Sankt Gilg am Moos“. Daraus entwickelte sich das Wort Gillamoos, dessen Bedeutung auch die Wallfahrt mit anschließenden Feiern umfasste, als ab dem 15. Jahrhundert ein großes Fest im Anschluss an die Pilgerfahrt zur Tradition wurde. Heute wissen das noch jene Besucher, die sich für Lokalgeschichte interessieren – und die fremden Festgänger verraten sich obendrein durch Verwendung des falschen Artikels.

Politik

Das Besondere am Gillamoos ist neben seiner Größe, Popularität und langen Tradition seine untrennbare Verbindung mit der Politik. Immer am letzten Gillamoos-Tag, also montags, halten Politiker aus verschiedenen Parteien Reden in einem der Festzelte, und zwar gleichzeitig. Dabei genießt der CSU-Montagsfrühschoppen in der Regel die größte Beliebtheit. Nur im Ottenbräu-Zelt wird seit 2007 stattdessen eine Parodie-Rede gehalten. Damals wurde den Grünen die Zusammenarbeit gekündigt, nachdem deren Veranstaltungen rückläufige Besucherzahlen verbuchen mussten. Seitdem treten die Redner der Grünen in einem Lokal in der Abensberger Altstadt auf.

Oft gehen interessierte Zuhörer von Zelt zu Zelt, um verschiedene Reden zu erleben. Es ist nämlich bekannt, dass die Gillamoos-Redner oft mit markigen Sprüchen versuchen, das Publikum für sich zu gewinnen. So forderte der damalige Ministerpräsident Beckstein vor drei Jahren, der SPD eine „gesunde Ohrfeige zu verpassen“, und bezeichnete Linkspartei-Spitzenpolitiker Oskar Lafontaine und Gregor Gysi als „Verräter, die Freibier für alle wollen, aber niemanden haben, der bezahlt.“ Letztes Jahr nannte der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel den Bundesumweltminister Norbert Rüttgen (CDU) einen „begossenen Pudel“. Der damalige Gesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) verglich, ebenfalls letztes Jahr, Kanzlerin Angela Merkel mit einer Barbiepuppe („Die Puppe kostet nur 20 Euro. Aber richtig teuer werden die 40 Hosenanzüge“). Die Liste starker Sprüche vom Gillamoos ist lang und die politischen Frühschoppen veranlassen manch einen, sich den Montag freizunehmen, um die Reden zu hören.

Diese politische Dimension des Gillamoos hat ihren Ursprung in einer Kundgebung der Bayernpartei, die diese vor mehr als fünfzig Jahren dort abhielt. Nachdem es ihr im darauffolgenden Jahr die CSU gleichtat, entstand daraus der politische Montag am Gillamoos. Die Redner sind in der Regel hochkarätige Gäste, oft nicht aus Bayern. Dieses Jahr etwa sprachen neben dem niedersächsischen Ministerpräsidenten David McAllister (CDU) der Bundesvorsitzende der Grünen Cem Özdemir (im Kuchlberger-Wirtshaus) und FDP-Generalsekretär Christian Lindner. Weiterhin schickte die SPD ihren bayerischen Fraktionsvorsitzenden Markus Rinderspacher nach Abensberg und die Freien Wähler waren durch Bundesvorsitzenden Hubert Aiwanger repräsentiert. Im Ottenbräu-Festzelt hingegen hat Kabarettist Wolfgang Krebs abermals den einen oder anderen Politiker derbleckt. Auch in den vergangenen Jahren gaben sich beim Gillamoos bekannte und hochrangige Politiker die Ehre, etwa Theo Waigel 1986, ein Jahr später Gerhard Schröder, oder 1992 Oskar Lafontaine, damals noch in den Reihen der SPD. Auch haben beispielsweise Angela Merkel, Guido Westerwelle, Otto Schily, Joschka Fischer oder Claudia Roth schon eine Gillamoos-Rede gehalten.

Literatur

Weblinks

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