Glasmuseum Frauenau
Das Glasmuseum Frauenau (offiziell Staatliches Museum zur Geschichte der Glaskultur) ist ein 1975 gegründetes Museum in Frauenau im Landkreis Regen. Es handelt sich um eines der bedeutendsten Glasmuseen in Europa. Im Umfeld des Museums liegen die 2010 eröffneten Gläsernen Gärten. Nachdem das Glasmuseum zuvor in Gemeindehand war, übernahm zum 1. Januar 2014 der Freistaat Bayern die Trägerschaft. Museumsleiterin ist Karin Rühl.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Anfänge und Neukonzeption
Das Glasmuseum Frauenau wurde 1975 von dem langjährigen Bürgermeister, Glaskenner und Gewerkschaftler Alfons Hannes (1931-2010) sowie von dem international renommierten Künstler Erwin Eisch und Glashüttenmeister Helmut Schneck gegründet. Im Juni 2005 wurde es nach einer mehrjährigen Umbaupause und Neukonzeption wiedereröffnet. Das ethnographisch und kulturhistorisch orientierte Gesamtkonzept der Dauerausstellung wurde von Dr. Jörg Haller und Dr. Katharina Eisch-Angus in Kooperation mit internationalen Künstlern und in Abstimmung mit der Gebäudearchitektur entwickelt. Auf einer Ausstellungsfläche von rund 1.300 m² wird die europäische Kulturgeschichte des Glases von der Antike bis in die Gegenwart präsentiert. Ebenso sind das Leben, die Alltags-, Arbeits- und Produktionsabläufe aus Sicht der in der Glasbranche Tätigen dargestellt. In einem dritten Ausstellungsteil ist die umfangreiche Sammlung zum internationalen Studioglas der Moderne dokumentiert. Neben der Dauerausstellung werden auch Sonderaustellungen und Studiensammlungen gezeigt. Das Museum bietet sich außerdem mit seiner internationalen Fachbibliothek und glashistorischen Archiven als Forschungszentrum sowie als Tagungsstätte an.
Finanzierungsprobleme
Am 3. Mai 2010 besuchte ein Gremium des Präsidiums des Bayerischen Landtags um Präsidentin Barbara Stamm das Glasmuseum, um die strukturellen Probleme der Region kennen zu lernen und speziell im Zusammenhang mit dem Glasmuseum die finanziellen Probleme zu lösen: Die Gemeinde kann das Museum auf Dauer nicht alleine unterhalten, die etwa 20.000 Besucher pro Jahr decken trotz der personellen Unterbesetzung und eines relativ geringen Werbeetats von 10.000 Euro nicht die Betriebskosten. Diskussionspunkt bei dem Besuchs war in erster Linie die erweiterte Trägerschaft des Museums, um eine langfristige Finanzieurung zu sichern. Für die mitreisenden Politiker war unstrittig, dass eine Trägerschaft, bei der auch Bezirk Niederbayern und Landkreis Regen mit im Boot sind, die beste Lösung für das Museum wäre. In diesem Fall gäbe es auch für den Freistaat mehr Zuschussmöglichkeiten. Ein entsprechendes Konzept hat die Gemeinde schon vor geraumer Zeit der Landesstelle für nichtstaatliche Museen zukommen lassen.
Schon 2011 fand auf Initiative von Landtagspräsidentin Barbara Stamm im Maximilianeum ein hochkarätig besetzter runder Tisch statt, bei dem es um eine zukunftsfähige Lösung für das Glasmuseum Frauenau ging. Nach zwei Stunden intensiver Diskussion stand die Marschroute fest: Bis zur Sommerpause 2011 sollte eine Arbeitsgruppe ein detailliertes Konzept für das Glasmuseum entwickeln. In der Arbeitsgruppe sind neben der kommunalen Ebene auch die staatlichen Stellen vertreten, an der Spitze das Bayerische Wissenschafts- und das Umweltministerium. Dieser Behörde untersteht der Nationalpark Bayerischer Wald mit den Informationszentren Hans-Eisenmann-Haus in Neuschönau und Haus zur Wildnis in Ludwigsthal mit jeweils 140.000 Besuchern pro Jahr. Genau dazwischen befindet sich das Glasmuseum Frauenau mit jährlich etwa 20.000 Besuchern. In dem Gespräch am runden Tisch wurde deshalb eine Verbundlösung mit dem Nationalpark angeregt mit dem Ziel, von dort eine eigene Personalstelle zu bekommen. Angedacht sind auch eine gemeinsame Werbung und ein gemeinsames Marketing. Die Leitung der Arbeitsgruppe lag bei Dr. Michael Henker, dem Chef der Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern.
Hilfspaket durch den Freistaat
Nachdem sich die Beschlüsse des Runden Tisches von 2011 aufgrund verschiedener Umstände im Landkreis Regen nicht umsetzen ließen, fand am 27. März 2012 erneut auf Initiative von Landtagspräsidentin Barbara Stamm ein runder Tisch im Maximilianeum statt. Nötig war dies geworden, weil sich die Besucherzahlen des Glasmuseums im vergangenen Jahr abermals nur um etwa die Hälfte der zur finanziellen Deckung benötigten 40.000 Besucher bewegten. Das so entstehendene jährliche Defizit von 100.000 könne von der Gemeinde Frauenau nicht getragen werden. Das in der Folge beschlossene Hilfspaket sah deshalb nun vor, dass vom bayerischen Umweltministerium übergangsweise für ein Jahr 30.000 Euro zur Verfügung gestellt werden. Diese Summe soll genutzt werden, um eine Halbtagskraft aus der Vewaltung des Nationalpark Bayerischer Wald zu beschäftigen, die sich professionell dem Marketing-Bereich widmen soll. Neben dieser Strategie wurde auch auf eine Informationsstelle im Glasmuseum gesetzt, um die Besucherzahlen wieder anzukurbeln. Des weiteren sollte das Glasmuseum zur dauerhaften Absicherung in den Kulturplan für Bayern aufgenommen werden.
Verstaatlichung
Im Dezember 2013 verkündete MdL Alexander Muthmann (Freie Wähler), dass das Museum ab 1. Januar 2014 verstaatlicht werden soll. Allerdings wurde in einem Eckpunktevertrag unter anderem die Beschränkung der Übernahme geregelt, nach dem die Gläsernen Gärten und sonstige Außenanlagen bei der Gemeinde Frauenau verbleiben. Nach allen finanziellen Sorgen konnte das Glasmuseum durch die Verstaatlichung zum einen auch erhalten bleiben und zum anderen konnte auch wieder neu darin investiert werden.
Mit dem 1. Januar 2014 wurde das bisherige kommunale Ausstellungshaus zum Landesmuseum. Es trägt seither den Namen Staatliches Museum zur Geschichte der Glaskultur und untersteht dem Bayerischen Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst. Seit der Verstaatlichung hat das Museum einen Jahresetat von 500.000 Euro zur Verfügung. Das umfasst Sach- und Personalkosten. Dieser Etat ist Teil des Haushalts des Freistaates Bayern. Über die Verwendung der Gelder wurde aber weiter vor Ort entschieden, also von der Museumsleitung in Absprache mit dem Ministerium. Museumsdirektorin ist Karin Rühl.
Sonderausstellungen
Bis zum 23. März 2014 lief die Sonderschau „Glasheimat Niederbayern“. Ausstellende Künstler waren: Erwin Eisch, Magdalena Paukner, Christian Schmidt, Alexandra Geyermann, Ursula Merker, Erwin Schmierer, Heinz Baumgartner, Alexander Wallner, Klaus Büchler, Franz Xaver Höller, Barbara Felbinger, Barbara Zehner, Hermann Ritterswürden, Rainer Metzger, Alois Wudy, Rike Scholle, Michael Gölker, Stefan Stangl, Jo Hruschka, Hubert Hödl und Mark Angus.
Von 4. April bis 18. Mai 2014 wurde unter dem Titel „Second Life“ aktuelles Upcycling-Glasdesign aus Finnland ausgestellt. Ab dem 31. Mai 2014 fand eine Ausstellung mit dem Namen „Luxusglas aus Schachtenbach“ statt und ab dem 22. November 2014 wurden Kostbarkeiten aus Pâte de Verre aus den letzten 130 Jahren von den Kunstsammlungen der Veste Coburg gezeigt.
Kontakt
Glasmuseum Frauenau
Am Museumspark 1
94258 Frauenau
Telefon: +49 9926 941020
Telefax: +49 9926 941028
E-Mail: info@glasmuseum-frauenau.de
Internet: www.glasmuseum-frauenau.de
Literatur
- Katharina Eisch-Angus: Glas im Kontext. Konzeption und Realisierung des neuen Glasmuseums Frauenau. In: Museumsgestaltung. Qualität als Schlüssel der Besucherorientierung. Berichtsband des Oö. Museumstags 2008. Leonding 2009 (S. 14–25), PDF
- Rainer Schlenz: Glasmuseum: Neue Hoffnung für Gemeinde. In: Bayerwald-Bote vom 4. Mai 2010 (S. 24)
- PNP: Glasmuseum bleibt Sorgenkind der Staatsregierung. In: Passauer Neue Presse vom 15. Oktober 2010 (S. 20)
- Hans Weiß: Glasmuseum: Durchbruch scheint geschafft. In: Bayerwald-Bote vom 19. März 2011 (S. 27)
- red: Politik hat Glasmuseum im Blick. In: Passauer Neue Presse vom 8. Juni 2011 (S. 25)
- Christina Hackl: Endlich Hilfe vom Freistaat für das Glasmuseum? In: Bayerwald-Bote vom 10. März 2012 (S. 25)
- Christina Hackl: Rettungsanker für das Glasmuseum. In: Passauer Neue Presse vom 29. März 2012 (S. 12)
- Christina Hackl: „Ein Landesmuseum ist eine starke Marke.“ In: Bayerwald-Bote vom 26. Oktober 2013 (S. 24)
- PNP: Glasmuseum Frauenau: Verstaatlichung ist beschlossene Sache. In: Bayerwald-Bote vom 11. Dezember 2013 (S. 23)
- Heinrich Zens: Gruß der Glasheimat nach München. In: Bayerwald-Bote vom 23. Dezember 2013 (S. 22)
- Christina Hackl: Es kommen bessere Zeiten. In: Viechtacher Bayerwald-Bote vom 10. Januar 2014 (S. 20)