Grabenanlage Schmiedorf

Aus RegioWiki Niederbayern
Wechseln zu: Navigation, Suche

Die Grabenanlage in Schmiedorf (Stadt Osterhofen) ist in der Jungsteinzeit vor 6500 Jahren eine große Kreisgrabenanlage gewesen. Heute ist davon allerdings nichts mehr zu sehen, da die Anlage nicht ausgegraben oder gar wieder aufgebaut worden ist.

Grabenanlage

Drei ineinander liegende Gräben und darin zwei Palisadenzäune, so sah die Anlage aus. Es war ein Monumentalbau, der weit vor dem berühmten Stonehenge in England entstanden ist: 74 Meter Durchmesser weist der äußere Graben auf, 22 Meter der innere Palisadenzaun. Darin befindet sich ein unbebautes Rondell.

Der Aufbau der Schmiedorfer Anlage konnte bestens ergründet werden, da dort kaum Erosionsschäden aufgetreten sind: Mittels Magnetometerprospektion können die Experten einen fast vollständigen Plan der gesamten Siedlung aufzeichnen. Demnach gab es in Schmiedorf neben der beschriebenen Kreisgrabenanlage sogar eine zweite, kleinere Anlage. Zudem zahlreiche Gruben, die auf eine dichte Besiedlung schließen lassen. Das gesamte Areal von etwa 320 mal 260 Metern war mit einem Doppelgraben eingefasst.

Die Kreisgrabenanlage von Schmiedorf aus der ersten Hälfte des 5. Jahrtausends vor Christus zählt nicht nur zu den bedeutendsten archäologischen Denkmälern Bayerns: Sie ist auch die am besten erhaltene Kreisgrabenanlage.

Nutzung

Die Nutzung des Rondells konnten Archäologen noch nicht endgültig klären. Sicher ist nur, dass es keine Wehrfunktion hatte. Die neutralste Interpretation ist ein Versammlungsplatz für eine kleine Region, sowohl für profane als auch religiöse Zwecke. Möglich sind aber auch weitere Interpretationen wie Himmelsbeobachtungen. Genaue Berechnungen gestalten sich schwierig, weil neben den prähistorischen Geländesituationen auch die Stellung der Gestirne vor mehr als 6500 Jahren erfasst werden muss.

Andere Anlagen

Die Kreisgrabenanlage von Schmiedorf reiht sich in eine Kette vergleichbarer, aber in ihrer Ausformung nicht identischer Denkmäler ein. Diese ziehen sich von Kothingeichendorf über Meisternthal (beide bei Landau an der Isar), Gneiding (Gemeinde Oberpöring) und Ramsdorf (Gemeinde Wallerfing) bis Unternberg (Gemeinde Künzing). Weitere Anlagen wurden in Viecht bei Eching (Landkreis Landshut) sowie in Irlbach (Landkreis Straubing-Bogen) gefunden.

Vorbild

Allerdings wurden diese Anlagen hier nicht erfunden: Ihre Vorbilder liegen laut Archäologen im Osten, im Bereich der Lengyel-Kultur, die sich über Mähren, Niederösterreich, die Westslowakei nach Westungarn erstreckt. Dort findet man mehr und ältere solcher Anlagen. Nur eine ausgeprägte Oberschicht wäre in der Lage gewesen, die nötigen Arbeitskräfte für Bau und Unterhalt einer solchen Anlage zu rekrutieren.

Literatur