Grassert

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Grassert oder Grassad ist das grüne, frische Astwerk von Nadelbäumen.

Nadelbäume werden gewöhnlich nach dem Hieb entastet. Früher wurde das Astwerk auf dem Schlag „geputzt“, das Astholz wurde abtransportiert (aus dem Wald entnommen). Auf abgelegenen Schlägen wurde es aufgehäuft und abgebrannt.
Siedlungsnah gewonnenes Grassert wurde von Landwirten komplett zum Hof geschafft und dort mit der Astaxt oder dem Haumesser („Heppe“) geputzt. Das „abgeputzte“ feinere Astwerk diente zur Einstreu im Stall.

Heute verbleibt das Grassert im Holz (Wald, Forst) als Biomasse.

Belege

Im Wörterbuch BDO Bayerns Dialekte Online[1] findet sich folgender Beleg im Zusammenhang mit „ein prasselndes Geräusch machen“: „Herrgott brixt dös Grassa! ‚Tannenzweige‘ Eschlkam KÖZ“, die Verbreitung wird angegeben mit „Niederbayern vereinzelt, Oberpfalz vereinzelt“.

Aussage eines Holzhauers aus Heinrichsbrunn 1995 zur Übernachtungspraxis auf dem Schlag: „In da Loudhitn hamma uns a Bruck aus frischm Grassert ausglegt“.[2]

Das Online-Wörterbuch boari.de („Lateinische Sprachrelikte im bayerischen Dialekt“) nennt das Lemma „Grasslatt“ und erläutert „Grasslatt sind in unseren Tagen die abgehackten fischen Zweige einer Fichte oder Tanne“[3].

Aussprache

Grassert oder Grassad: grãsɐd. Die „a“ werden also in der Abfolge „geschlossen“, dann „offen“ artikuliert.

Grassatwong

Das Lemma „Grassatwong“ wird in Niederbayernwiki[4] erläutert mit „bedeutet eine Fuhre Gras“. Dass dieses „Grassat“ etwas mit Gras oder Grünfutter zu tun hätte, ist zweifelhaft. Es ist auch nicht bekannt, dass es in der Wagnerei spezielle Wagenaufbauten für den Transport von Grassert gegeben hätte. Genutzt wurden dafür leichte Leiterwägen oder leichte Bruckwägen, auf denen das Astwerk verzurrt wurde.

Anmerkungen

  1. Bayerns Dialekte Online
  2. Notiz des Autors vom 23. Mai 1995 zu einem Gespräch anlässlich der Translozierung der Hirschkopfhütte (Finsterau) in das Freilichtmuseum Finsterau
  3. Das Wort „Grasslatt“ im Wörterbuch boari.de, abgerufen am 12.12.2022
  4. Das Lemma „Grassatwong“ in Niederbayernwiki