Großer Arbersee

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Tretboote am Großen Arbersee (Foto: Waldgeist)

Der Große Arbersee ist ein See am Fuße des Großen Arbers im Bayerischen Wald. Mit bis zu einer halben Million Besucher jährlich ist er einer der meistbesuchten bayerischen Seen.

Beschreibung

Der See liegt im Landkreis Regen in einer Höhenlage von 934 Metern direkt an der Arberseestraße. Seine Wasserfläche beträgt 6,85 Hektar. Nicht darin eingerechnet sind über ein Hektar Schwingrasen („schwimmende Inseln“) am Westufer. Den geologischen Untergrund bilden vorwiegend Gneise. Im Westen des Sees befindet sich die Seewand mit dem Geigenbach auf der Nord- und dem Bärnbach auf der Südflanke. Außer diesen beiden Bächen bilden auch Sickerquellen direkt aus der Seewand Zuflüsse. Der Geigenbach, der bei Seebachschleife in den Großen Regen mündet, bildet den Abfluss.

Unter dem Wasserspiegel ist der See in zwei Becken gegliedert, die durch eine Karschwelle getrennt sind. Das westliche Becken hat eine maximale Tiefe von etwa 9 Metern, das östliche eine maximale Tiefe von etwa 15 Metern. Der Seegrund ist von einer teils mehrere Meter dicken Schlammschicht bedeckt. Aufgrund der geschützten Lage des Sees im Talkessel findet keine Durchmischung der obersten Wasserschichten statt.

Der Große Arbersee ist ein Kar-Endmoränensee, der während der Würmeiszeit entstand. Das Gletscherende reichte bis etwa 850 Meter herunter. Als vor etwa 10.000 Jahren der Gletscher schmolz, hinterließ er eine Mulde, die sich mit dem Wasser des Geigenbachs füllte. Die Seewand wurde durch die Gletscherbewegung abgeschliffen. Mehrere Seitenmoränen umgeben den See girlandenförmig. Die Endmoräne unterhalb der Straßenkreuzung erreicht eine Höhe von über 100 Metern.

Erschließung

Blick zum Arberseehaus

Schon in der Schenkungsurkunde von Kaiser Konrad II. an das Kloster Rinchnach vom 1. Januar 1029 wird der „See, welcher am Berg Hadauit ist“ erwähnt. Bernhard Grueber und Adalbert Müller berichteten 1846 in ihrem Buch Der bayrische Wald (Böhmerwald), die Landschaft um den Großen Arbersee sei bei Weitem nicht so düster wie um den Rachelsee. Der See war damals von Morast umgeben, und man konnte sich nur auf den herumliegenden umgestürzten Baumstämmen fortbewegen. Anders als der Rachelsee beherbergte der Große Arbersee auch „Steinforellen“.

Der See wurde zum Holztransport aufgestaut, wodurch sich das Hochmoor als zwei Halbinseln am Westufer vom Untergrund ablöste, getrennt durch den Zufluss des Geigenbaches. Durch diese Filzbildung verlor der See zwischen 1803 und 1897 1,457 Hektar seiner Fläche. Um das Zuwachsen des Sees zu verhindern und die für die Holztrift wichtige Abflussmenge an der Seebachschwelle zu erhöhen, wurde 1898 bis 1899 durch das Forstamt Rabenstein ein großer Teil der Schwingrasen abgesprengt und an Land gezogen, wodurch sich die Seefläche wieder erheblich vergrößerte. Dabei verfing sich am 2. Juli 1898 eine Sprengladung unbemerkt im Kahn, und als nach der Auslösung der Sprengung auch die Ladung im Kahn explodierte, wurde der im Kahn befindliche Arbeiter Johann Maurer getötet, während der Sprengmeister Verletzungen erlitt.

Noch um 1900 galt der abgelegene See als ein unheimlicher Ort, um den sich zahlreiche Geschichten rankten. Man erzählte sich von unerlösten Seelen, Hexen und verschiedenen Geistern, die hier dem Wanderer begegnen konnten. 1904 dichtete Martin Primbs das Lied vom Arbersee, das von Julius Blechinger komponiert und von Simon Breu arrangiert wurde. Durch den Bayerischen Wald-Verein Zwiesel wurde 1905 das erste Arberseehaus erbaut. Der Plan stammte von Ingenieur Vredauer, die Kosten betrugen 8.000 Mark. Am 30. August 1906 erreichte das erste Auto den Arbersee, gefahren von einem Kaufmann aus Bayreuth.

Am 4. Dezember 1939 zerschellte ein Aufklärungsflugzeug vom Typ Junkers Ju-52 in der Arberseewand über dem Großen Arbersee (vgl. Flugzeugabsturz am Großen Arber).

Zahlreiche Eisstockschützen und Schlittschuhläufer tummeln sich auf dem zugefrorenen See. (Foto: Steckbauer)

In der Zeit von 1960 bis 1975 war der zugefrorene Große Arbersee ein Dorado für die Eisstockschützen. Fast an jedem Wochenende wurden dort regionale und auch überregionale Meisterschaften ausgetragen. Vor allem Vereins-, Betriebs- und Behördenmannschaften bevorzugten die Arbersee-Eisflächen für ihre Wettkämpfe. Eine der größten Veranstaltungen dieser Art war 1970, als die Deutsche Bundespost am Arbersee ihre Eisschießmeisterschaften austrug. Organisator der damaligen Mammut-Veranstaltung war Zwiesels Postamt-Chef Herbert Fastner. Neben den Eisschützen waren zur damaligen Zeit aber auch immer wieder zahlreiche Schlittschuhläufer am Arbersee präsent. Als Eismeister agierten Emil Hellmann und Franz Knon, die Betreiber der Arbersee-Gaststätte. Mit Hilfe moderner Räumfahrzeuge, aber auch mit Schaufeln und Besen, präparierten die Arbersee-Wirtsleute immer eine tadellose Eisfläche von mehreren 100 Quadratmetern. So wurde der Deutsche Eissportverband aufmerksam und plante sogar am Arbersee ein Eissportzentrum zu errichten. Die Pläne zerschlugen sich aber und schließlich erhielt Inzell am Königssee den Vorzug. Später ist das Eisschießen am Arbersee aus Gründen des Naturschutzes verboten worden. Neue Initiativen hat es bisher nicht gegeben.

Naturschutz

Schwingrasen am Westende des Sees.

Bereits seit 1914 war der See Pflanzenschonbezirk. Das Naturschutzgebiet Großer Arbersee und Arberseewand wurde durch Verordnung des Regierungspräsidenten in Regensburg am 15. August 1939 ausgewiesen und durch Bekanntmachung im Bayerischen Regierungsanzeiger vom 22. August 1939 in Kraft gesetzt. Es ist 157 Hektar groß und umfasst die Umgebung des Sees einschließlich der Seewand.

Noch 1949 wurden große Forellen im See geangelt. Um 1952 starben alle Fische aus. Ursache ist eine Versauerung aufgrund von aus der Ferne eingetragenen Schadstoffen. Der See war früher durch trübe Huminstoffe erheblich dunkler. Sauere Niederschläge lösen Aluminium aus dem Waldboden, das in den See eingeschwemmt wird und die Huminstoffe zu Boden sinken lässt. Heute bewohnen nur noch Wasserkäfer, Wasserwanzen sowie die Larven von Eintags-, Stein- und Köcherfliegen sowie die Larven von Libellen den See. Die pH-Werte liegen zwischen 4,6 und 5,1. Die Versauerung des Sees führte zur Zunahme der Rasenbinse. Sie bildet dichte Teppiche bis in zwei Metern Tiefe. Außer ihr gedeihen verschiedene Torfmoos-Arten (Sphagnum cuspidatum, inundatum und fallax). Weitere Gefäßpflanzen sind Gelbe Teichrose, Sumpfkalla, Flutender Schwaden, Blasenbinse und Kleiner Wasserschlauch. Die meisten der um 1900 im Großen Arbersee vorkommenden Wasserpflanzen sind heute verschwunden.

1972 wurde ein ca. 130 Hektar großer Teilbereich zum Naturwaldreservat Geige und Seewand erklärt. Im gesamten Schutzgebiet besteht ein Wegegebot, ein Badeverbot und das Verbot, den See unbefugt zu befahren. Bis 1993 herrschte auf dem See noch uneingeschränkter Bootsbetrieb. Tretboote können gemietet werden und dürfen auf der östlichen Seehälfte bis zu einer Markierung im Wasser gefahren werden. Hinter der Markierung beginnt die Zone der Schwingrasen. Diese bilden 1,5 bis 3,5 Meter dicke schwimmende Halbinseln, die hauptsächlich aus Torfmoos bestehen. Auch Seggen, Fieberklee, Moosbeere, Rosmarinheide und Sonnentau sowie einige Krüppelfichten wachsen darauf. Ein ausgebauter Wanderweg rund um den See, der großenteils über Bohlen führt, soll die Besucherströme lenken. Entlang des Weges befinden sich mehrere Informationstafeln.

Die Seewand bildet den Abschluss des Sees und den Kernbereich des Naturwaldreservats. Hier war wegen der Unzugänglichkeit und der Steilheit Forstwirtschaft nie möglich, der natürliche ökologische Kreislauf wurde nie unterbrochen. In der Seewand stehen bis zu 400 Jahre alte Bäume. Viele Tierarten sind auf ökologische Nischen in diesem an Baumarten reichen Mischwald angewiesen, in dem Totholz nicht sofort abtransportiert wird, sondern als Lebensgrundlage für Käfer und andere Insekten zurückbleibt.

Wolfgang Scherzinger konnte 1985 45 Vogelarten in der Arberseewand beobachten. Darunter sind auch Seltenheiten wie Auerhuhn, Fichtenkreuzschnabel, Ringdrossel, Birkenzeisig, Sperlingskauz, Waldlaubsänger, Dreizehenspecht, Weißrückenspecht, Sumpfmeise, Trauerschnäpper, Grüner Laubsänger, Bergstelze und Sumpfmeise. Auf dem See ist im Sommer regelmäßig die Stockente zu sehen. Im Winter halten sich nur 19 Arten am Arbersee auf. Bis etwa 1960 und seit einiger Zeit wieder brütet der Wanderfalke in der Arberseewand.

Eine von mehreren Besonderheiten der Pflanzenwelt ist die nur hier im Bayerischen Wald festgestellte Rosenwurz. Andere Seltenheiten sind Wild-Schnittlauch, Bleiches Habichtskraut, Sumpfenzian, Nordisches Labkraut, Knotenfuß, Ungarischer Enzian, Schluchtweide, Leuchtmoos und Herz-Zweiblatt.

Literatur

  • Bernhard Grueber, Adalbert Müller: Der bayrische Wald (Böhmerwald). Regensburg 1846 (Neudruck Grafenau 1993), ISBN 3-87553-415-8
  • Cletus Weilner: Die Eiszeitseen des Bayerischen Waldes. Regen 1997, ISBN 3-924943-04-4
  • Hansjörg Gaggermeier: Flora und Vegetation in den Naturschutzgebieten „Großer Arbersee und Arberseewand“ und „Riesloch“. In: Bayerisches Landesamt für Umweltschutz (Hg.): Die Naturschutzgebiete am Arber. Schriftenreihe Heft 144, 1997
  • Wolfgang Scherzinger: Die Vogelwelt der Urwaldgebiete im Inneren Bayerischen Wald. Schriftenreihe des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Heft 12, 1985
  • Arnulf Melzer: Wasserpflanzen und Gewässerversauerung an den Arberseen. In: Bayerisches Landesamt für Umweltschutz (Hg.): Die Naturschutzgebiete am Arber. Schriftenreihe Heft 144, 1997
  • Josef Schaller: Chronik Zwiesel und Umgebung. Zwiesel 1993
  • Erwin Steckbauer: Der Arbersee war einst ein Eisschieß-Dorado. In: Passauer Neue Presse vom 10. März 2010

Weblinks


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