Gunschlacke

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Gunschlacke. (Foto: Reiseder)
Gunschlacke und Peracher Lacke. (Grafik: Fischereiverein Burghausen)

Die Gunschlacke befindet sich im Naturschutzgebiet der Dachlwände. Fährt man vom Marktler Badesee weiter in Richtung Perach, so findet man nach etwa einen Kilometer auf der rechten Straßenseite die idyllisch gelegene Gunschlacke am Fuße des ehemaligen Prallhanges des Inns und gleich daneben im Westen die Peracher Lacke.

Beschaffenheit

Die Lacke wird durch unterirdische Quellen und Oberflächenwasser eines kleinen Bächleins aus einer Schlucht des ehemaligen Prallhanges gespeist. Nach heftigen Regenfällen werden große Geröllmassen aus der Schlucht transportiert, wobei sich das sandig-kiesige Geschiebe nicht nur im Auwald ablagert, sondern auch vom Westen her die etwa 300 m lange Lacke verlanden lässt.

Dieser Geschiebe führende Wildbach bildet im Auwald Furkationsstrecken, wobei der Hauptlauf ständig seine Fließrichtung ändert, d. h. er ergießt sich mal in die eine, mal in die andere Lacke. In letzter Zeit versucht man das Hauptgerinne in die etwa 500 m lange Peracher Lacke zu leiten, um dort die Wasserhöhe zu halten. Ein Teil des Leonberger Baches, der aus der Schlucht östlich der Dachlwände zu Tal fließt, wird der Gunschlacke zugeführt, um dort ebenfalls den Wasserspiegel zu erhöhen und um der starken Verlandung entgegenzuwirken.

An den schwer zugänglichen Hängen und in den Schluchten bietet sich die Szenerie einer Naturlandschaft mit ursprünglicher Vegetation. In den Bachschluchten wachsen feuchtbedingte Farne, wie Schild- und Hirschzungenfarn.

Gewächse und Artenvielfalt

Schilfröhricht der Gattung Phragnites und dichte Bulte aus Seggengräsern der Carex-Arten säumen die Ufer der Gunschlacke und der Peracher Lacke. Auch die Teichbinse Schoenoplectus lucustris ist hier heimisch und an den zugänglichen Uferstreifen leuchten im Frühjahr die goldgelben Blüten der Sumpfdotterblumen.

Dieser vielseitige Bewuchs von Sumpf- und Wasserpflanzen bietet wertvollen Lebensraum für viele Wasservögel wie Stockente, Kolbenente, Blesshuhn, Wasserralle und viele andere. Auch der seltene Zwergtaucher, im Volksmund Duckanterl genannt, stellt sich hier als Durchzugsgast ein. Ein Schwanenpaar verteidigt jedes Jahr hartnäckig zur Brutzeit sein Revier gegen andere Artgenossen. Kormorane, deren Schlafplätze sich gleich gegenüber in den Innauen befinden, betrachten die Lacken als Selbstbedienungsläden. In den letzten Jahren wurde dieser Lebensraum auch von Bibern entdeckt, die armlange Holzknüppel fachgerecht aus den von ihnen gefällten Bäumen nagen um damit ihre Burgen zu bauen.

Naturschutz

Beide Lacken zeigen ein starkes Aufkommen von Makrophyten, von höheren Unterwasserpflanzen. Auf Grund des Naturschutzes sind die Schilfbestände jeweils links und rechts der Gunschlacke während der Vogelbrutzeit für die Angelfischerei gesperrt. In den Sommermonaten fallen hier riesige Schwärme von Staren in der Dämmerung in dieses Schilfröhricht ein, wo sie ihre Schlafplätze aufsuchen. Auch sind oft die schaurigen Rufe der Käutzchen und die an ein quietschendes Fahrrad erinnernden Schreie der Schleiereulen von der Hangleite zu hören.

Fischarten

In der Gunschlacke leben Raubfische wie Hechte und Waller oft in großen Exemplaren. Als weitere Fischarten leben hier Aale, Brachsen, Rotaugen, Rotfedern und Lauben, um nur die hauptsächlichsten Arten zu erwähnen. Schleien und Karpfen werden bei Bedarf eingesetzt.

Besonderheiten

Die Gunschlacke wird ein Opfer der Verlandung. Wassertiefen zwischen 60 cm und 120 cm sind die Regel, mit abgesetzten Schlammschichten zwischen 60 cm und bis zu 230 cm. Im Sommer reichen die Wasserpflanzen, meist das Tausendblattkraut, bis an die Wasseroberfläche, wodurch der Lebensraum der Fische in der Gunschlacke stark eingeengt wird. Vor einiger Zeit wurde am Ufer der Hangleite auf einem halb im Wasser versunkenen und von der Morgensonne beschienenen Baumstamm ein Exemplar der europäischen Sumpfschildkröte beim Sonnen beobachtet. Vielleicht wurde das Tier von Terrarianern ausgesetzt. Die Möglichkeit zum Überleben dieser ehemals heimischen Schildkrötenart ist dort gegeben. Übrigens ist die Sumpfschildkröte ganzjährig geschützt und fällt kurioserweise unter das Fischereigesetz.

Wasserfroscharten

In der Gunschlacke,wie auch in der Peracher Lacke leben besonders im flacheren Uferbereich und zwischen niederen Seggengräsern heimische Wasserfroscharten. Man entdeckt hier den kleinen Teichfrosch Rana lessonae, den grünen Wasserfrosch (Teichfrosch) Rana kl. Esculenta und den etwas größeren und dunkleren Seefrosch Rana ridibunda. Diese Froscharten bleiben ganzjährig am Wasser und stellen wissenschaftlich ein Phänomen dar. Kreuzt man nämlich den kleinen Teichfrosch mit dem Seefrosch, so entsteht der grüne Wasserfrosch, welcher dann wissenschaftlich als Bastard eingestuft wird. Kreuzt man die grünen Wasserfrösche untereinander, so entstehen weiterhin grüne Wasserfrösche, wobei von einer eigenen Art gesprochen werden kann. Als weiterer Teil dieser Kreuzung entstehen aber auch Seefrösche. Ob Bastard oder eigene Art, die Wissenschaftler sind hier überfordert. Diese Frösche befinden sich noch in einer metamorphosen Phase, einer noch nicht abgeschlossenen Entwicklungsstufe.

Wasseranalyse

Mehrmals im Jahr werden routinemäßig beide Lacken von den Analytikern des Fischereivereins Burghausen beprobt. Der Chemismus der Gewässer schwankt je nach Zufluss von frischem Quellwassser, Sonneneinstrahlung, Unterwasserpflanzenbewuchs und Jahreszeit. So weist die Gunschlacke während der letzten 3 Jahre Sauerstoffschwankungen zwischen 85% und 125% Sättigung auf, die pH-Werte liegen zwischen 7,2 und 8,0, Ammoniumgehalte kleiner 0,1 bis 0,2 mg/l, Nitratwerte meist kleiner 1 bis 4 mg/l, Nitritwerte ganzjährig kleiner 0,05 mg/l. die Karbonathärte, die für das Säurebindungsvermögen zuständig ist, schwankt je nach Frischwasserzufuhr und Abbau durch assimilierende Wasserpflanzen zwischen 6 und 12 Grad deutscher Karbonathärte. Die Wasserpflanzen stellen nachts ihre Assimilation ein, d.h. sie produzieren keinen Sauerstoff mehr. Durch ihre Atmung benötigen sie aber weiterhin Sauerstoff, den sie dem Umgebungswasser entziehen. Deshalb kann im dichten Unterwasserpflanzenbewuchs in den frühen Morgenstunden ein Sauerstoffdefizit herrschen. Während der späten Nachmittagsstunden dagegen können die Sauerstoffsättigungswerte wegen der Assimilation des extrem dichten Unterwasserpflanzenbestandes bis 130% und darüber ansteigen.

Die Fische in beiden Lacken haben sich längst an diese Schwankungen gewöhnt, da sie sich anpassen können. Trotzdem wäre es der Wunsch vieler Fische und auch Angler, wenn zumindest ein Teil dieser Lacken vom Schlamm befreit werden würde, um tiefere, schlammfreie Bereiche für bessere Überwinterungsmöglichkeiten ohne Sauerstoffzehrung zu schaffen. Nur durch Entschlammung kann auf längere Sicht einer vorzeitigen Verlandung entgegengewirkt werden, so dass diese wertvollen Wasserflächen und Biotope weiterhin der Tierwelt und den Menschen erhalten bleiben.

Literatur

  • Günter Geiß: Wasserlandschaften- zwischen Inn und Salzach. Druckerei Schwarzfischer, aktualisierte Auflage


Gewässer zwischen Inn und Salzach

Wasserlandschaft: InnspitzFlüsse: Salzach, Inn, AlzBäche: TürkenbachSeen: Wöhrsee, Marktler Badesee

Lacken: Peracher Lacke, Gunschlacke, Seibersdorfer Lacke, Engelmannlacke, Biermeier Lacke, Haunreiter Lacke, Deindorfer Lacke