Hafnerstadt (Zwiesel)
Die Hafnerstadt ist ein Vorstadtviertel in der Stadt Zwiesel im niederbayerischen Landkreis Regen. Auch die dortige Straße führt diesen Namen.
Lage
Die Hafnerstadt ist ein an den Stadtplatz angrenzender Altstadtbereich südlich des Stadtplatzes und östlich des Angers. Sie wird durchflossen vom Kleinen Regen unmittelbar vor dessen Vereinigung mit dem Großen Regen.
Geschichte
Erst nach dem Dreißigjährigen Krieg begannen mit der Zunahme der Bevölkerung im damaligen Markt Zwiesel die ersten Töpfer zu arbeiten. In der Niederung am Kleinen Regen entstanden ihre Werkstätten. Um den Platz, auf dem sie ihre Erzeugnisse gestapelt zum Trocknen aufbauten, entstanden die Häuser der „Häfner“. Das frischgeformte Geschirr wurde in überdachten Holzgestellen auf dem Platz getrocknet. Anschließend wurden die luftgetrockneten Erzeugnisse gebrannt, wobei jedes der Hafnerhäuser seinen eigenen Brennofen hatte.
Während der Blütezeit von der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts bis zur ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstand auch die Bezeichnung „Hafnerstatt“ (ursprünglich nicht „Hafnerstadt“) für dieses Vorviertel des Marktes. Die Zwieseler Hafner fertigten Schüssel, „Höfer“ (Töpfe mit zwei Henkel), „Weidel“ (größere Milchgeschirre, bis zu drei Liter fassend), „Meierl“ (das alte Milchmaß mit 5/4 Liter) und „Ziberl“ (große Töpfe ohne Henkel, die besonders für das Sammeln der sauren Milch verwendet wurden und bis zu zehn Liter fassten).
Bis um etwa 1830 wurde in Zwiesel Geschirr gebrannt. Bessere und billigere Handelsware brachte die Zwieseler Hafnerei zum Erliegen. Erhalten hat sich der Platz, in dessen Mitte einst die Töpferware getrocknet wurde. Heute erinnert dort der Hafnerbrunnen von Veronika Schagemann an die Vergangenheit der Hafnerstadt.
Im April 1923 wurde in der Hafnerstadt das erste stationäre Kino in Zwiesel eröffnet. 1993 erfolgte eine städtebauliche Sanierung der Hafnerstadt mit Rücknahme der Parkplätze und Sperrung der Durchfahrt zum Stadtplatz.
Literatur
- Josef Schaller: Chronik Zwiesel und Umgebung, Verlag A. Maier, Zwiesel, 1993
