Hanns Haller

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Umschlagillustration von Rupert Stöcker 1981

Hanns Haller (* 24. Juni 1902 in Schwimmbach; † 2. September 1984 in Kelheim) war ein deutscher Lehrer, Schriftsteller und NS-Funktionär.

Leben und Wirken

Hanns Haller wurde in eine niederbayerische Lehrerdynastie hineingeboren. Er hat bereits in jungen Jahren in Landshut, wo er seit 1927 wohnte, als Lehrerfunktionär und Schriftsteller Erfolge erzielt. Haller war verheiratet und hatte einen Sohn (19381983).

Ab 1933 war er Mitglied im NS-Lehrerbund, von 1935 bis 1939 war er Gausachbearbeiter für Jugendschriften. Im Kriegsdienst war Haller 1940 bis 1945 tätig: ab 1. Dezember 1940 als Uffz., ab 10. Mai 1945 (sic!) als Feldwebel, zuletzt bei der – ihm u.U. wesensgemäßen – „Wehrmachtstreife z.b.V. 21. Hallers aktive Mitgliedschaft in der NSDAP (ab 1934, Mitgl. Nr. 1857449) hatte nach 1945 zur Folge, dass er sich vor dem Spruchkammergericht verantworten musste. Im Spruchkammerverfahren (zur Entnazifizierung) hat er sich selbst als „Mitläufer“ einstuft und auf seine katholisch religiöse Haltung verwiesen („immer religiös eingestellt“). Er wurde zu einer Strafzahlung und zwei Jahren Arbeitsdienst verurteilt.

1947 konnte Hanns Haller in den Schuldienst zurückkehren. Im Spruchkammerakt ist ein Empfehlungsschreiben des Schulrats von Landshut vom 28. Juli 1947 enthalten:

„6 Jahre Kriegsdienst und 2 Jahre Dienstenthebung haben ihn 8 Jahre aus dem Beruf entfernt. Die Schule kann es sich nicht leisten, solch einwandfreie, aufrecht gebliebene Leute in die Ecke zu stellen. Wir stehen für Haller ein und brauchen ihn in unserer Not.“

Hanns Hallers Leistungen in der Heimatkunde – er war lange Zeit Herausgeber der Niederbayerischen Hefte – und der Lehrerbildung fand Anerkennung. Er stieg auf bis zum Amt des Schulrats. 1970 erhielt er das Bundesverdienstkreuz. Die Güte, die er in seinem späten Roman „Der Knecht Dismas“ seinem Protagonisten entgegengebracht hat, wurde ihm aus seinem privaten Umfeld nicht bescheinigt.

2016 wurde er durch eine Lesung im Rahmen der Literaturfreitage im Freilichtmuseum Massing in Erinnerung gerufen. Der Schauspieler Christoph Krix hat Passagen aus dem Roman „Der Knecht Dismas“ gelesen.

Publikationen (Auswahl)

Die Hinweise zur Auflagenhöhe sind dem Spruchkammerakt (Staatsarchiv Landshut) entnommen, sie beruhen auf eigenen Angaben Hallers.

  • Ostbayerische Sagen. Verlag Franz Schneider, Berlin 1937 (Aufl. 18 000)
  • Der Flieger von Rottenburg. Das Leben des Schlossergesellen und Kriegsfliegers Max Ritter von Müller. Verlag Gauverlag, Bayreuth 1938 (Aufl. 50 000)
  • Der alte Waffenrock. Geschichte zweier Kameraden. Verlag Ensslin und Laiblin, Reutlingen 1940 (Aufl. 20 000)
  • Meine Wünsche bring ich Dir! Glückwunschgedichte für die Feste der Familie (= Arbeitsbücher für Schule und Elternhaus, 1. Band). Verlag Michael Laßleben, o. J.
  • Im Viechtreich leben. (=Niederbayerische Hefte Nr. 17; mit Walter Grössl) 1968
  • Diese Schulräte! Wolf Verlag, Regensburg 1972
  • Der Knecht Dismas. Leben eines minderen Menschen aus dem unteren Baiern. Grafenau 1981

Auszeichnungen

Quellen

  • Spruchkammer Landshut-Stadt 952, Staatsarchiv Landshut (Exzerpt im Archiv Freilichtmuseum Finsterau, Az. F 5.5.6)
  • Notizen von Dr. Martin Ortmeier zu einem Gewährspersonen-Interview, Archiv Freilichtmuseum Massing, Az. M 4.4.6, 2016

Weblinks