Hans Berg

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Die Gedenktafel an Hans Berg auf der Grabstätte der Famile Meyerhofer. (Foto: Sagmeister)

Hans Leo Berg (* 12. Dezember 1885 in Breslau; † 30. Januar 1945 in Amsterdam) war ein jüdischer Kaufmann und Unternehmer. Er lebte in Fürstenzell im Landkreis Passau.

Geschichte

Mit der Machtergreifung der Nazis im Jahre 1933 begann für Familie Berg die Leidenszeit. Hans Berg, der eine Fürstenzellerin geheiratet hatte, war 1923 zum katholischen Glauben konvertiert. Er hatte sich dann mit seiner Frau (geb. Meyerhofer) in der heutigen Holzbacherstraße in Fürstenzell ein Haus gebaut, in dem diese ein Putz- und Hutgeschäft führte.

Berg wurde am 9. November 1938 (Reichskristallnacht) von einer Gruppe SS-Männern aus Passau, wobei auch Rudolf Erbesdobler aus Fürstenzell war, als "Schutzjude" verhaftet und ins KZ Dachau überführt. Er konnte das KZ nach 5 Wochen als gebrochener Mann verlassen. Musste aber bis Ende Dezember 1938 aus Deutschland verschwinden. Nach seiner Ankunft in Rotterdam am 31. Dezember 1938 wohnt er die ersten Monate in Amsterdam (Zeeburgerdijk 321). Durch den Raphael's Verein wurde eine Karte gekauft für das Schiff Cap Arcona, um nach Brasilien auszuwandern. Merhmals wird die Schiffskarte umgebucht, da Berg noch immer kein Visum erhalten hat. Als am 1. September 1939 der Krieg ausbricht, sitzt Berg in den Niederlanden fest. Er wird, nachdem er sich bemüht hatte ein Aufenthaltsvisum für die Niederlande zu erhalten (wurde abgelehnt!), zusammen mit anderen konvertierten Juden von den Schwestern im Sint-Gertrudisgesticht, "Liefdesgesticht Nieuwkuijk", aufgenommen. Nachdem er anfangs freigestellt ist von Abtransport von Juden (handgeschriebenes Dokument vom 12. April 1943) wird er dennoch als Grundarbeiter in Havelte in der Provinz Drente eingesetzt. In Havelte arbeiteten viele Juden aus sogenannten "Mischehen". Die Deutschen sind dabei dort einen Flugplatz zu bauen (zu diesem Zweck muss sogar das Hunebed D53, ein über 5000 Jahre altes Monument, weichen. Gegen Ende des Krieges wurde Berg entlassen und beauftragt "hauswärts zu gehen", um in seiner Gemeinde (Vlijmen) die Lebensmittelmarken in Empfang zu nehmen. Seine Gesundheitslage ist durch Unterernährung schon schlecht. Da die Alliierten schon im Süden des Landes im Aufmarsch sind, traut Berg sich anscheinend nicht die Front zu durchqueren um nach Vlijmen zu reisen. Er reist anstatt nach Amsterdam. Dort findet er Unterkunft "ohne Nahrung" in Amsterdam-Zuid, wo viele Juden ansässig sind, bei der Familie Roosenberg an der Zuider Amstellaan 42 II (heute Rooseveltlaan). Der Winter von 1944-145 ist besonders im okkupierten Westen der Niederlande sehr hart und wird bekannt unter dem Namen "Hongerwinter". Am 30. Januar 1945 stirbt Hans Berg um 21.50 Uhr an den Folgen eines Hungerödems (offizielle Todesursache: Paralysis Cordis).

Die einzige Tochter Elfriede musste, weil sie Halbjüdin war, mehrmals die Schule wechseln, wurde umher geschoben, weil niemand sie behalten konnte oder sich traute, sie aufzunehmen. Gegen Kriegsende wurde sie als Halbjüdin in der Fabrik von Stahlgruber in Aspertsham als Zwangsarbeiterin eingestellt.

Die Kirche und die deutsche Caritas bemühten sich den übergetretenen Juden zu helfen, suchten für sie nach Möglichkeiten zu einer Auswanderung. So ist auch ein Schriftwechsel zwischen Berg und dem damaligen Generalvikar Franz Seraph Riemer aus Passau dokumentiert. Der riet dem Fürstenzeller, sich um eine Bürgschaft für die Existenzmittel im Ausland zu bemühen, ansonsten möge er tapfer durchhalten.

Gedenktafeln

Es gibt eine Gedenkplatte auf der Grabstätte der Familie Meyerhofer auf dem Friedhof in Fürstenzell, die an Hans Berg erinnert. Ein weiteres Denkmal ist das für vom Ehepaar Berg gebaute Darmstädter Landhaus in der Holzbacherstraße in Fürstenzell.

Literatur