Hans Proft
Hans Proft (* 14. September 1949 in Zwiesel; † 2. Februar 2012 ebd.) war ein bayerischer Beamter und vielseitig engagierter Bürger. Er gilt als eines der letzten Zwieseler Originale.
Inhaltsverzeichnis
Leben und Wirken
Beruf & Privatleben
Hans Proft war der jüngere von zwei Söhnen des Uhrmachermeisters Proft, der aus dem nordböhmischen Haida stammte und nach der Vertreibung nach Zwiesel kam, wo er am Scharfen Eck ein Uhrengeschäft betrieb. Der Proft-Hansi, wie ihn ganz Zwiesel nannte, besuchte hier die Schule und wechselte danach auf die Mittelschule in Regen. 1967 schlug Hans Proft die Verwaltungslaufbahn ein, arbeitete am Innenministerium in München und ab 1981 dann am Landratsamt Regen. Der psychischen Belastung im Sozialamt war er auf Dauer nicht gewachsen, weshalb er 1990 frühpensioniert wurde.
Sein privates Glück hat Hans Proft recht spät gefunden: 1998 heiratete er seine Magdalena, mit der er 13 glückliche Jahre verbrachte.
Ehrenamtliches Engagement
Bereits als junger Mann war er Mitglied des Zwieseler Kirchenchors. Als er beruflich in München Dienst tat, gelang es ihm, mit seiner Tenorstimme in den bekannten Münchner Motettenchor und Chor der Münchner Philharmoniker aufgenommen zu werden. Gleichzeitig beschäftigte er sich intensiv mit Musikliteratur, um sein Musikverständnis fortzubilden.
Nach seiner Pensionierung widmete sich Hans Proft mit Hingabe seiner großen Leidenschaft, der Musik. Klassik und konzertante Blasmusik, da machte ihm keiner was vor. Er schrieb kenntnisreiche und doch stets für den Laien verständliche Konzertkritiken für den Bayerwald-Boten und war Organisator wie Ideengeber gleichermaßen für zahlreiche kulturelle Veranstaltungen in Zwiesel.
Damals begann seine organisatorische Mitwirkung bei der erfolgreichen Reihe der „Frauenauer Konzerte“. Höhepunkt dabei war das Konzert des Radio Symphonieorchesters Pilsen in der Frauenauer Bürgerhalle, die mit 600 rundum begeisterten Zuhörern besetzt war. In Zwiesel nahm sich Proft der Ausgestaltung der Kurkonzerte an und konnte dazu dank seiner guten Beziehungen auch böhmische Musikanten und Kapellen engagieren. Er rief die beliebten Opernfahrten nach Pilsen ins Leben, war Initiator des hochklassigen Glastage-Beiprogramms Zwiesel Ton in Ton mit ganz unterschiedlicher Musik und Bühnen wie Glashütte, Stadtpfarrkirche oder Schulaula.
Hans Proft leitete die Wiederentdeckung des Komponisten Erhard Kutschenreuter ein. Mit Regisseur Gerd Riffeser verwirklichte er 2004 das Kutschenreuter-Singspiel An der Böhmischen Grenz’ und war noch 2011 ein Antreiber für den Förderkreis Klingende Kirche. Über 45 Jahre sang Hans Proft selbst im Kirchenchor mit und auch beim Zwieseler Dilettantenverein zählte er zu den treuesten und aktivsten Mitgliedern.
Ein echtes Herzensanliegen war ihm stets das Miteinander über die Grenze hinweg. Obwohl seine Eltern vertrieben worden waren, setzte sich Hans Proft mit Nachdruck und unermüdlich für gutnachbarschaftliche Beziehungen ein. Er sagte dazu: „Meine Eltern haben mir viel über das durch die Vertreibung entstandene Leid erzählt und mir ist irgendwann klar geworden, dass so etwas nie wieder passieren darf.“ Auch hier war ihm die Musik die große Brücke.
Ein erstes Etappenziel war erreicht, als er 1989, also im Jahr der sanften Revolution in der einstigen ČSSR, ein Konzert in Klattau besuchte und dort den Cellisten Vlastimil Tichý kennen lernte. Über ihn und später den Freund František Kubán knüpfte er schnell wichtige Kontakte hinein nach Pilsen und Budweis und von dort aus auch nach Prag.
Als die Bayerische Landesausstellung Bayern und Böhmen 2007 nach Zwiesel kam, waren die vielfältigen Kontakte von Hans Proft nach drüben besonders gefragt. Zusammen mit Roland Pongratz, dem Musikbeauftragten des Landkreises Regen, gab er der Landesausstellung ein exzellentes musikalisches Rahmenprogramm mit Chören und Kapellen aus Tschechien, Österreich und Bayern. Dazu kamen kirchenmusikalische Gottesdienstgestaltungen mit Werken böhmischer Komponisten und Kirchenchören aus den drei Ländern, die großen Anklang fanden. Unvergessen auch die Aufführung von Bedřich Smetanas Mein Vaterland sowie die musikalische Reise durch die Jahrhunderte der Kirchenmusik, die Manager Hans Proft als sein persönliches Glanzlicht bezeichnete. An Weihnachten 2007 war er bei der Einrichtung der viel beachteten Krippenausstellung des Kulturvereins Über d’ Grenz’ in Zwiesel beteiligt, bei der die schönsten Objekte aus dem Nachbarland kamen. Nur ein geplantes großes bayerisch-böhmisches Begegnungsfest 2010 konnte aufgrund finanzieller Einwände des Zwieseler Stadtrates zu Profts großer Enttäuschung nicht realisiert werden.
Nachdem Hans Proft bereits seit Dezember 2005 in der Wikipedia mitgearbeitet hatte, investierte er ab 2008 auch viel Zeit in das RegioWiki für Niederbayern & Altötting. Hier gab er unter dem Pseudonym „Bär“ bis zuletzt sein Wissen weiter: Als einer der aktivsten Autoren des RegioWikis hat er darin nicht nur maßgeblich die Region Zwiesel historisch aufgearbeitet, sondern war als einer der Administratoren auch mit der Aufsicht über das ganze Projekt betraut. Darüber hinaus war er 2. Vorsitzender des RegioWiki Bayern e.V., des Trägervereins des RegioWikis.
Am 2. Februar 2012 ist Hans Proft im Alter von 62 Jahren nach einer kurzen, aber schweren Krankheit im Zwieseler Krankenhaus verstorben.
Publikationen
- Immer froh und heiter bleibt der Kutschenreuter, Verlag Karl Stutz, Passau, 2004 ISBN 3-88849-206-8
Siehe auch
Literatur
- PNP: Der „Bär“ bringt den Zwieseler Winkel ins RegioWiki. In: Passauer Neue Presse vom 19.01.2009 (S. 27)
- Claudia Winter: Hans Proft verlässt die Bühne. In: Passauer Neue Presse vom 20.11.2009 (S. 21)
- Rainer Schlenz: Ein Leben für die Musik. In: Der Bayerwald Bote vom 07.02.2012 (S. 22)
- Adalbert Pongratz: Hans Proft – ein musikalischer Grenzgänger. In: Schöner Bayerischer Wald
Weblinks
Hans Proft beteiligte sich als registrierter Benutzer im RegioWiki. Sie finden im Wiki daher ebenfalls die Spezialseiten Benutzerkonto, -diskussion und -beiträge. |