Hansel-Kreuz

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Das Hansel-Kreuz. (Foto: Haller)

Das Hansel-Kreuz ist ein Flurkreuz, das einsam im Wald bei Lindberg liegt und nach einer unerklärbaren Heilung Mitte des 19. Jahrhunderts vielen Lindbergern als eine private Wallfahrtsstätte dient. Einmal jährlich wird dort eine Andacht abgehalten.

Geschichte

Ursprünglich bestand Lindberg aus 19 Bauernhöfen. Im Jahr 1831 kaufte Johann (Hans) Schreder einen dieser Höfe. Die Dörfler gaben ihm den Hausnahmen „beim Hansel“. Schreders Sohn Jakob war für die Lindberger der „Hansel-Jackel“. Eines Tages soll dieser schreckliche Halsschmerzen bekommen haben. Er meinte ersticken zu müssen und suchte im Wald nach Linderung. Als er an einer Felsplatte mit einer eigentümlichen Vertiefung vorbeikam, die mit Wasser gefüllt war, trank der Kranke daraus und es geschah ein Wunder. Was die Medizin nicht geschafft hatte, schaffte das Wasser. Der „Hansel-Jackel“ erholte sich nach dem Genuss des Wassers überraschend schnell. In großer Dankbarkeit stiftete er ein Holzkreuz und platzierte es in der Nähe des Felsens mit der Wasservertiefung, die man später „Marien-„ oder „Herrgott-Tritt“ nannte. Das Kreuz heißt heute noch „Hansel-Kreuz“. In seiner Nähe soll der Legende nach auch der Teufel einen Fußabdruck hinterlassen haben, als er die Mutter Gottes verfolgt haben soll.

Eine Generation später übernahm Sohn Wolfgang den Hof, der den Hausnamen „bei Gangerln“ erhielt. Im Jahr 1870 wurde der Gemeindewald vermessen und unter den 19 Hofbesitzern aufgeteilt. Kurze Zeit später zog der Böhme Josef Gebert nach Lindberg. Der Stubenbacher war ein ausgezeichneter Wagner und so fand er auch im Ludwigsthaler Schloss als „Schloss-Wagner“ Arbeit. Seine Frau Maria war eine geborene Weber aus Stadln in Böhmen. Maria brachte Sohn Wenzel mit in die Ehe, der spätere Erbe der Andachtsstätte.

Von einer Wallfahrt nach Pribram brachte Josef Gebert um 1900 ein geweihtes, gusseisernes Kreuz mit. Er soll es bei dem Dreitagesmarsch auf den Schultern nach Lindberg getragen und auf dem „Herrgott-Tritt-Felsen“, neben der Wasservertiefung aufgestellt haben, die zu keiner Zeit ohne Wasser angetroffen wurde. 1914 kaufte Gebert das Waldgrundstück um das „Hansel-Kreuz“ und trug sich mit dem Gedanken, dort auch eine kleine Kapelle zu errichten. Das Fundament war schon ausgehoben, als der 1. Weltkrieg das Unternehmen verhinderte.

Das „Hansel-Kreuz“ entwickelte sich bald zu einer innerdörflichen Wallfahrtstätte. Die Lindberger kamen gern und oft zu diesem Sagen umwobenen Ort, brachten die unterschiedlichsten Votivgaben und religiöse Zeichen mit und hängten sie an einer Fichte zwischen den beiden Kreuzen auf. An der religiösen Stätte mit Bildbaum wird jedes Jahr eine Maiandacht gefeiert. Viele Lindberger glauben noch immer, dass das Wasser in der Felsvertiefung Heilkraft besitzt.

Das „Hansel-Kreuz“, am Osthang des Hochleitenberges, gehört heute der Familie Adolf Weber aus Lindberg-mühle. Erreichbar ist der Ort über einen Wiesen- und Waldweg ab der Totenbrettergruppe am Anfang der Tau-berstraße, am höchsten Punkt von Lindberg.

Literatur

  • Ingeborg Seyfert: Chronik Lindberg, August Dreesbach Verlag, München 2006
  • Reinhard Haller: „Einmal im Leben auf den Heiligen Berg...“, Morsak Verlag 1995