Harlachberg

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Harlachberg bei Bodenmais. Foto:Fuchs

Der Harlachberg bei Bodenmais ist in der Harlachberger Spitze 914 Meter hoch. Den Ortsteil Harlachberg kennzeichnet eine verträumte Wiese inmitten dichter Wälder und einem alten Waidlerhaus mit Kapelle. 2008 wurde das Bergkreuz geweiht. Im Januar 2011 wurde ein Bebauungsplanentwurf zu einer touristischen "Gutsalm" im Gemeindrat bewilligt.

Geschichte

Nachdem über Jahrzehnte lang die Zeit auf dem Harlachberg stehengeblieben schien, soll das Kleinod hoch über Bodenmais nun mit Leben erfüllt werden.

Nach dem Tod der Besitzer Rosa und Brunhilde Klee kaufte ein Holzhändler den weitläufigen Besitz. Holzhauer und Harvester rückten an. Den kräftig ausgelichteten Wald erwarb 2007 Heinrich Kraus aus Bärmannsried, der Vater von Reinhard Kraus. Nur eine Woche nach dem Kauf brauste Orkan Kyrill mit verheerender Gewalt über den Harlachberg. Aus der Waldlichtung wurde eine aussichtsreiche Hochfläche, und wieder rollten die Forstmaschinen. Noch dazu drückten die Schneemassen des Rekordwinters 2005/2006 das Dach des Blockhauses aus dem 18. Jahrhundert ein. Mittlerweile ist im Wald das Gröbste überstanden.

Die neuen Besitzer wollen den Harlachberg im Sinne von Heinrich Kraus weiterführen, der im Frühjahr 2008 gestorben ist. Denn dem Sägewerksbesitzer hatten es nicht nur die großen Waldflächen angetan, sondern auch das einmalige Gebäude-Ensemble. Er packte die Renovierung des ehemaligen Bauernhauses und der „Villa“ an, die wie ein verwunschenes Schlösschen im Wald steht. Während das Haus mit dem Blockbau-Obergeschoss wieder tadellos dasteht, mussten sich die Besitzer dringend um die hölzerne Hofkapelle aus dem Jahr 1747 kümmern. Denn hier hatten sich Waldameisen eingenistet und drohten das Kircherl auszuhöhlen. Da das Gras bis an die Schindelwände heran wuchs, wurde in der Sache auch das Landratsamt und ein Ameisen-Experten zu Rate gezogen hatte. Abhilfe soll jetzt eine Pflasterung rund um die Kapelle schaffen.

Nutzung

Während die beiden Häuser auf dem Harlachberg bewohnbar gemacht werden, soll auch die Kapelle wieder eine Funktion als Gotteshaus erhalten. Frühjahr 2008 gab es erstmals eine Maiandacht, am Allerseelentag wanderten knapp zwei Dutzend Gläubige zu einem Rosenkranz-Gebet auf den Harlachberg hinauf.

Der Harlachberg von Böbrach aus gesehen

Gutsalm

Eine touristische Anlage auf der weltabgeschiedenen Waldlichtung des Harlachbergs - diese Idee der Grundeigentümer schien zunächst sehr, sehr gewagt. Im Januar 2011 ist das Projekt aber auf einem guten Weg. Als Problem stellt sich noch die Änderung des Flächennutzungsplanes dar. In der Stellungnahme der Landesplaner ist die Rede von „Sonderfall“ und „absolute Ausnahme“. Zunächst habe es einen klaren Widerspruch in der Stellungnahme der Regierung von Niederbayern zum „Anbindungsziel“ der Landesplanung gegeben - sprich: Diese neue Tourismusanlage fern des Ortes schien ein Paradefall von Zersiedelung zu sein. Nach dem ersten Dämpfer aus Landshut aber hatten Gemeinde und Planer reagiert, wie die Regierung lobend feststellt. Die überarbeiteten Pläne nähmen mehr Rücksicht auf die bestehenden Gebäude, auf die Besonderheiten des Standortes. Und es werde deutlich, dass das Konzept mit locker gruppierten kleinen Baum- oder Erdhäusern gerade nicht an eine bestehende Bebauung angeschlossen werden könne. „Dafür ist eine abgeschiedene Lage Voraussetzung“, sagte Georg Oswald in der Gemeinderatssitzung. Seminarleiterin Marie-Luise Freimuth erklärte die Idee der Anlage: Hier werde es um Stressbewältigung, Kreativität, Yoga und Autogenes Training gehen; um „bewusstes Leben im Augenblick“ im Umfeld der Natur.

Planer Oswald und Bürgermeister Michael Adam beteuerten gleichermaßen, eine spätere Nutzungsänderung oder gar dauerhaftes Wohnen sei ausgeschlossen. Immer wieder fiel der Name Kattersdorf - die dortige schleichende Umwandlung einer rein touristischen Siedlung in ein Wohngebiet gilt als abschreckendes Beispiel. Oswalds Plan sieht am bestehenden, schon sanierten Waidlerhaus in Blockbauweise einen Anbau mit einigen Appartements vor. Im Waidlerhaus selbst gibt es die Gastronomie-Räume für die Seminarteilnehmer sowie einen Veranstaltungsraum im ehemaligen Stadel. Am bestehenden Weiher könnte ein Atelierhaus entstehen. Ein zweiter Schwerpunkt auf der rund 4,25 Hektar großen Wiesenfläche entsteht an der denkmalgeschützten, ebenfalls sanierten „Villa“: In deren Nähe will Oswald ein „Entspannungshaus“ platzieren, einen großen, hellen Gymnastik- und Meditationsraum mit großer Fensterfront.

Am Übergang zwischen Wiese und Waldrand sind rund zehn „Chalets“ vorgesehen: Mit maximal 50 Quadratmetern recht kleine, spartanische, einstöckige Holz- oder Erdhäuser mit Schlaf-, Aufenthalts- und Sanitärraum. Besonders hier gelte, so Oswald: „Die Bauweise soll ein gewisses Provisorium unterstreichen, das Einfache soll Philosophie sein“. Er bescheinigt seinen Auftraggebern, Anneliese und Reinhard Kraus, beste Erfolgsaussichten für die „Gutsalm“. „Damit spricht man eine interessante Zielgruppe an, für die es in Bodenmais bisher gar kein Angebot gibt. “

Ein Parkplatz mit rund 20 Stellplätzen findet sich an der Zufahrt zur Waldlichtung, die Tourismusanlage selbst ist autofrei, die Chalets sind gar nur über Trampelpfade zu erreichen. In der Nähe der „Villa“ kommt die Technik-Zentrale zu stehen, hier sind kompakt Mülltonnen, Räumfahrzeuge, Kläranlage, Solaranlage und Hackschnitzel-Zentralheizung untergebracht.

Einige Bedenken von Gemeinderätin Eva Rossberger konnte Oswald ausräumen. Es werde keinen Zaun geben, alle Wanderwege zur Harlachbergspitze oder hinunter zur „Märchenalm“ blieben offen. Und Klaus Pister ließ sich eher augenzwinkernd bescheinigen, dass hier kein Ausbildungszentrum für neue Sekten geplant sei. Heribert Bauer war allerdings wenig begeistert von der Gestaltung des Appartementhauses; es passe mit seinen stehenden Brettern nicht recht zum benachbarten Waidlerhaus. Sorgen macht sich ein Anlieger der Zufahrtsstraße, wie der Bürgermeister berichtete. Zum einen gebe es jetzt schon zeitweise Probleme mit Straßenstaub von der nicht asphaltierten Straße. Zum anderen hatte ihn die Stellungnahme des Staatlichen Bauamts hellhörig gemacht: Falls der Verkehr sehr stark zunehme, müsse auf Kosten der Anlieger eine Linksabbiegerspur auf der Staatsstraße gebaut werden. Das sei ein Standardschreiben der Behörde, beruhigte Adam. Der zusätzliche Abbiegerverkehr werde kaum ins Gewicht fallen, schließlich sei hier auch die Zufahrt zum Hotel Riederin. Und im Falle eines Falles würden die Kosten einer Abbiegespur nach der Nutzungshäufigkeit der Anlieger umgelegt. Mit 15 gegen eine Stimme wurde der Bebauungsplanentwurf gebilligt.

Kreuz

Das Kreuz auf dem Harlachberg bei Bodenmais. Foto:Bachl

Zum Abschluss der Feierlichkeiten „125 Jahre Bayerischer Wald-Verein“ hatte die Sektion Bodenmais im Herbst 2008 zur Gipfelkreuz-Einweihung auf die Harlachberg-Spitze eingeladen. Pfarrer Josef Schmaderer hielt eine kurze Bergandacht und segnete das neue Kreuz. Das Kreuz soll kein Denkmal sein, sondern ein Ort der Stille und der Besinnung sowie des Dankes und der Erinnerung an die verstorbenen Vereinsmitglieder des Bayerischen Wald-Vereins.

Literatur