Haunreiter Lacke

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Die Haunreiter Lacke ist ein Stillgewässer kurz vor der Mündung des Türkenbaches in den Inn, auf der rechten Seite im Auwald. Linksseitig des Türkenbaches erstreckt sich nach etwa 400 m die in die Länge gezogene Deindorfer Lacke.

Wassertiefe

Mit einer durchschnittlichen Wassertiefe von etwa 1 m bis 2 m schwankt dennoch ihr Wasserstand durch einströmendes Grundwasser von Quellen aus dem tertiären Isar-Inn-Hügelland im Norden und durch den Pegel des Inns.

Beschaffenheit

Da die Haunreiter Lacke mitten im Auwald liegt, konnte sich im Laufe der Jahrzehnte durch verrottendes Laub eine 1 bis 2 m hohe Schlammschicht bilden, die dem Gewässergrund leicht gepackt auflag und durch bakterielle Zersetzung organischer, meist pflanzlicher Teilchen dem Wasser Sauerstoff entzog. Die Zehrung war so stark, dass der Sauerstoffgehalt des Wassers ganzjährig am Grund und in den mittleren Wasserschichten weit unter der Sättigung lag. Um den Zustand der Lacke zu verbessern, wurden mit Bezuschussung des Landesfischereiverbandes Bayern 2005 große Teile entlandet und ein Durchstich zum Türkenbach angelegt. Auch die Durchgängigkeit des nun unterschiedlich tiefen Gewässers zum Fließgewässer mit reichlich Wasseraustausch war Ziel der Aktion.

Pflanzenarten

Die Uferzonen dieser Lacke säumen dichte Grasseggen, Schilf und Schilfgras. Der umliegende Auwald stellt eine Mischgesellschaft aus Grauerlen, Eschen, Weiden und anderen auwaldtypischen Bäumen dar. Auch einige eingestreute Birken, Hollunderbüsche und Haselnusssträucher lockern im Bereich des Türkenbaches das Gehölz auf, wo im humosen Waldboden im Frühjahr Buschwindröschen und Hohe Schlüsselblume blühen.

Im Sommer ist hier nicht selten der knallrote Gitterling, eine Pilzart, der sich aus einem aufgeplatzten Hexenei entfaltet zu finden. Die Waldvegetation setzt sich fort zur Deindorfer Lacke, wo es noch etliche eingestreute kleine Tümpel zu entdecken gibt.

Tierarten

In den Tümpeln legt auch die Erdkröte Bufo bufo, wie sie mit lateinischem Namen genannt wird, ihre, an schwarze Perlenketten erinnernden Laichschnüre, ab. In der Haunreiter Lacke schweben im Frühjahr nicht selten wolkenartige, glasige Laichgebilde des Grasfrosches Rana temporaria, der seine Eier im seichten Uferbereich absetzt. Auch die Wasserfroscharten der Familie Ranidae finden hier einen passenden Lebensraum. Vor der Entlandung der Lacke begann die Unterwasserflora bei Beginn der warmen Jahreszeit explosionsartig die freie Wasserfläche zu erobern. Trotzdem lebten hier einige Karauschen, Schleien und Rotfedern, etwas spärlicher Lauben und Rotaugen. Auch der Giebel lebte in diesem stark verschlammten Gewässer. Im Vergleich zu anderen Fischarten benötigen die Giebelweibchen für ihre Fortpflanzung kein Männchen der eigenen Art. Es genügt der Samen anderer Cyprinidenmännchen, der nach dem Eindringen in die Eihülle abstirbt und nicht an der Zellverschmelzung teilnimmt. Er ist aber der Auslöser für die nun folgende Zellteilung und es entstehen auf diese Weise ausschließlich geklonte Giebelweibchen. Auch blieb der eine oder andere versprengte Hecht zurück, wenn größeres Hochwasser Fluss und Lacke eins werden ließ.

Eine Kuriosität in dieser Lacke ist der am Grund lebende Schlammpeitzger, der als Darmatmer bei Sauerstoffmangel an die Wasseroberfläche steigt und Luft verschluckt, wobei durch die feinen Blutgefäßverzweigungen der stark gefalteten, dünnen Schleimhaut des Darmes der Gasaustausch stattfindet. Andere Fischarten konnten vor der Entlandung während der Sommer- und Herbstmonate in dieser Lacke am Gewässergrund, bedingt durch Sauerstoffmangel, nicht leben. Die Wasserpflanzen reicherten zwar durch ihre Assimilation den Sauerstoffgehalt im Frühjahr und Frühsommer in der oberen Wasserhälfte tagsüber an, aber die hohe Sauerstoffzehrung des organischen Schlammes erhöhte sich im Spätsommer und Herbst noch enorm, wenn das abfallende Laub der umliegenden Bäume das dichte Pflanzengewirr unter Wasser regelrecht wie mit einem Teppich abzudecken begann. Diese Makrophyten stellten dann durch den Lichtentzug ihre Sauerstoffproduktion ein, verbrauchten aber weiterhin für ihre Atmung Sauerstoff. Unter diesen Bedingungen starben die Pflanzen bald und die nun beginnende bakterielle Zersetzung erhöhte die Sauerstoffzehrung nochmals. Somit war in dieser Lacke nur noch im oberen Bereich genügend Sauerstoff vorhanden, so dass die Fische nicht selten zur Notatmung an die Wasseroberfläche gezwungen wurden.

Neben der Wasserpest Elodea war hauptsächlich das Hornkraut Ceratophyllum demersum am fast lückenlosen und bis zur Wasseroberfläche reichenden Makrophytenbewuchs während der Sommermonate beteiligt. Auch Wasserlinsen deckten oft einen beträchtlichen Teil der Oberfläche ab und verhinderten die Sauerstoffanreicherung über die Luft. Die Lacke ist jetzt nach dem teilweisen Entlanden und Ausdünnen des übergroßen Bestandes an Unterwasserpflanzen wieder im Lot und die Fische brauchen keine sauerstoffarmen Zeiten mehr durchzustehen. Dieses Wasser bietet jetzt einer großen Artenvielfalt idealen Lebensraum. Auch der Aitel profitiert von der Durchgängihkeit vom Fließ- zum Stillgewässer. Insbesondere kann ein gutes Aufkommen von Brut und Kleinfischen beobachtet werden. Damit ein natürlicher Fischbestand heranwachsen kann, verzichten die Angler des Fischereivereins Burghausen auf ein Befischen dieser Lacke.

In der oberen Schicht dieses Krautwuchses lebt vereinzelt die Spitzschlammschnecke Lymnaea stagnalis und in größerer Population die Tellerschnecke Spiralina, die nur etwa 1 cm Größe erreicht und von den Schleien gerne als Nahrung aufgenommen wird. Auch die Blasenschnecken bereichern den Speiseplan der Fische. Muschelbestände findet man hier keine, die aber sicherlich in diesem jetzt sauerstoffangereichertem Wasser bald aufkommen werden. An Wasser bewohnenden Vögeln tummeln sich in der Haunreiter Lacke meist Stockenten, die im Uferbewuchs gute Nistmöglichkeiten für ihre Gelege finden.

Chemische Wasserqualität

Wasserproben, die zu verschiedenen Jahreszeiten in etwa Armtiefe gezogen wurden, ergaben vor der Optimierung der Lacke als Durchschnittswerte der letzten Jahre eine Sauerstoffsättigung von ca. 50 %, wobei der niedrigste Wert bei 28% und der höchste bei 80 % lag.

Der niedrigste Sauerstoffgehalt als Absolutwert lag in Armtiefe bei 2,6 mg/l, was für Karauschen, Karpfen und Giebel gerade noch zu ertragen ist. Weiter unten, im dichten, mit Falllaub bedeckten Hornkrautbewuchs sank der Wert immer mehr zur sauerstofffreien Zone ab. Die Sauerstoffwerte liegen jetzt nach der Vernetzung mit dem Türkenbach je nach Jahreszeit und Wassertemperatur zwischen 100% und 140% Sättigung, was etwa 10 bis 16 mg/l Sauerstoff entspricht.Die pH-Werte liegen ganzjährig um 7, Ammonium < 0,1 mg/l, Nitrat 5 bis 10 mg/l, Nitrit < 0,05 bis 0,1 mg/l, o-Phosphat < 1mg/l. Die Karbonathärte liegt zwischen 12 und 20 Grad deutsche Härte je nach Jahreszeit und Assimilation der Pflanzen. Da kein Nährstoffeintrag über die Landwirtschaft erfolgt, ist die chemische Wasserqualität als gut einzustufen.

Literatur

  • Günter Geiß: Wasserlandschaften- zwischen Inn und Salzach. Druckerei Schwarzfischer, aktualisierte Auflage, S. 44-48


Gewässer zwischen Inn und Salzach

Wasserlandschaft: InnspitzFlüsse: Salzach, Inn, AlzBäche: TürkenbachSeen: Wöhrsee, Marktler Badesee

Lacken: Peracher Lacke, Gunschlacke, Seibersdorfer Lacke, Engelmannlacke, Biermeier Lacke, Haunreiter Lacke, Deindorfer Lacke