Hausmülldeponie Plattlinger Au

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Die Hausmülldeponie Plattlinger Au, vermutlich kurz vor dem Bau des Plattlinger Freibades.
Am Fuße des Schlittenbergs wurde eine Messstelle eingerichtet.

Die Hausmülldeponie Plattlinger Au ist eine ehemalige Mülldeponie in Plattling.

Geschichte

Bis zum Zweiten Weltkrieg war die Plattlinger Au ein naturnaher Auwald mit Altwasserbereichen der Isar bzw. des Plattlinger Mühlbaches. Nichts erinnerte mehr daran, dass sich hier bis zur Flussbegradigung im Laufe des 19. Jahrhunderts ein Hauptarm der Isar befand. Ab 1945 wurde mit der Verfüllung dieser Talaue begonnen. Die West-Ost-Ausdehnung dieser Deponie ist etwa einen Kilometer lang, die Breite beträgt im Mittel rund 150 Meter. Laut einer Untersuchung aus dem Jahr 2002 umfasste die Deponie zum Schluss eine Fläche von 18 Hektar - 650.000 Kubikmeter Verfüllmaterial fanden hier Platz. Nicht nur Erdaushub oder Bauschutt, auch Haus- und Gewerbemüll kippten die Plattlinger bis in die 1960er Jahre ab.

Etwa ab 1970 wurde der Schlittenberg aufgeschüttet und die restlichen Flächen mit Erdaushubmaterial abgedeckt. Anfang der 1970er Jahre entstanden zunächst das Freibad und die Tennisanlagen, später die Mittelschule mit der Dreifachturnhalle. In den 1980er Jahren das Karl-Weinberger-Stadion und Anfang der 1990er Jahre die EDV-Fachschulen sowie ab dem Jahr 2003 die Berufsförderschule St. Erhard, deren zweiter Bauabschnitt 2008 abgeschlossen wurde.

Detailuntersuchung der Deponie

Just zu diesem Zeitpunkt erteilte der Stadtrat den Auftrag an ein Grattersdorfer Ingenieurbüro, eine Detailuntersuchung der ehemaligen Deponie durchzuführen. 15 Rammkernbohrungen führte eine Fachfirma zwischen Schlittenberg und Georg-Eckl-Straße (Bauhof) durch. So konnten neun Bodenluftmessstellen und sechs zusätzliche Grundwassermessstellen eingerichtet werden. Bis auf wenige Ausnahmen wurden bei allen Bohrungen auch Haus- und Gewerbemüllschichten gefunden, teilweise wenige Zentimeter unter der jetzigen Geländeoberkante, teilweise in zwei bis drei Metern Tiefe. Aufmerksame Spaziergänger haben die aus dem Boden ragenden Messrohre beim Schlittenberg oder am Parkplatz vor dem Tennisgelände sicherlich schon entdeckt.

Beim Ergebnis der Untersuchungen wurden zwei Bereiche unterschieden. Zum einen die Gase, die durch das Füllmaterial gebildet werden, in der Gutachtersprache „Gefährdungspfad Boden-Mensch“ genannt. Hier lassen alle Messergebnisse eigentlich nur einen Schluss zu: Der mikrobiologische Abbau hat stattgefunden – das heißt, die Gasbildung ist im wesentlichen vorbei. In der Fachsprache unterscheidet man beim Gas-Emissionsverhalten von Altdeponien neun Phasen. Plattling hat hier die Endstufe erreicht, die so genannte Luftphase. In dieser Phase geht die Kohlenstoffdioxid-Konzentration auf Werte unter vier Volumen-Prozent zurück, die Methankonzentration geht gegen null, die Sauerstoff-Konzentration liegt zwischen 18 und 20 Prozent, die Stickstoff-Konzentration bei 78 Volumen-Prozent. Die Konzentrationen von Sauerstoff und Stickstoff erreichen die für Bodenluft normalen Werte. Eine Gasgefahr ist nicht mehr gegeben.
Keinerlei Hinweise gibt es auch auf eine Gefährdung der Gebäude in der Au durch Deponiegase. Allerdings weist der Gutachter darauf hin, dass bauliche Sicherungsmaßnahmen weitgehend fehlen. Immerhin hatte es an zwei Messstellen deutlich erhöhte Gehalte an brennbaren Kohlenwasserstoffen gegeben. Insgesamt lautet die Empfehlung des Gutachtens, im kommenden Jahr noch vier Mal die Gasgehalte am Boden zu kontrollieren.

Etwas schwieriger ist die Lage bei den Einflüssen der Deponie auf das Grundwasser. Hier ließen sich fast an allen Messstellen Deponieauswirkungen nachweisen. Allerdings nur in einem Fall gab es erhöhte Werte, beim Grundwassermesspunkt 8 auf dem Bauhofgelände. „Beim Bau der St. Erhard-Schule zeigte sich, dass im Untergrund auch Teerdecken zum Vorschein kamen.“, so der Gutachter. Mit ein Grund, warum die Werte von polyzyklisch aromatisierten Kohlenwasserstoffen (PAK) an dieser Stelle erhöht waren. Da die Werte aber nicht dramatisch hoch sind und es sich zudem nicht um ein „sensibles“ Gebiet handelt, empfiehlt der Gutachter, in den kommenden Jahren alle sechs Monate weitere Messungen vorzunehmen, ein so genanntes Grundwasser-Monitoring.

Literatur