Heinrich von Hofstätter

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Heinrich von Hofstätter

Heinrich von Hofstätter (* 16. Februar 1805 in Aindling, Schwaben; † 12. Mai 1875 in Passau) war von 1839 bis 1875 der 75. Bischof von Passau.

Leben und Wirken

Herkunft und Ausbildung

Er war der Sohn des wohlhabenden Kaufmanns Heinrich Hofstätter und dessen Ehefrau Katharina, geborene Schmal, einer Brauerstochter aus Burghausen. Da eine Schwester kurz nach der Geburt 1808 starb, blieb er das einzige Kind seiner Eltern.

1809 erwarb sein Vater ein Haus in München, wo Hofstätter aufwuchs. Ab 1812 besuchte er die Grundschule und ab 1815 das Gymnasium. 1824 bestand er das Abitur als Bester seiner Klasse. Er studierte Jura zunächst in Landshut und nach der Verlegung der Universität in München. 1829 schloss er sein Studium mit der Promotion zum Doctor utriusque juris (Doktor beider Rechte) mit dem Prädikat „ausgezeichnet“ ab. Es folgte ein Praktikum am Landgericht München-Au. 1831 legte er die Juristische Staatsprüfung ab.

Überraschend entschloss er sich nun, ein Theologiestudium zu beginnen, um Priester zu werden. Später erklärte er dazu, er habe nur dem Vater zuliebe Jura studiert und das Ziel Priester zu werden schon immer vor Augen gehabt. Er erhielt Dispens vom Aufenthalt im Seminar und wohnte weiter im Elternhaus. Nach nur zweijährigem Studium wurde er 1833 zum Priester geweiht und trat eine Seelsorgestelle als Kaplan in Mammendorf bei Rosenheim an. Bereits 1834 wurde er zum Domvikar, Sekretär beim geistlichen Rat und Assessor am bischöflichen Ehegericht ernannt und nach München zurückberufen, wo er wieder im Haus seiner Eltern lebte. 1836 wurde er im Alter von erst 31 Jahren zum Domkapitular in München ernannt. Als Domkapitular hatte er auch das Referat über die Diözesanseminarien inne.

Ernennung zum Bischof

Als am 25. Mai 1839 der Bischof von Passau Karl Joseph von Riccabona verstarb, berief König Ludwig I. auf Vorschlag des Ministers Karl von Abel am 1. Juli 1839 den 34jährigen Domkapitular Heinrich Hofstätter zum Nachfolger. Am 23. Dezember 1839 erfolgte die Präkonisierung in Rom, am 25. Februar 1840 die Bischofsweihe in München.

Diese Ernennung rief in der Öffentlichkeit beträchtliches Aufsehen und unterschiedliche Reaktionen hervor. Hofstätter selbst nahm den Posten zunächst nur widerstrebend und erst nach Zureden des päpstlichen Nuntius an. Er sollte aber bis zu seinem Lebensende Bischof von Passau bleiben, denn sogar ein Angebot, als Erzbischof nach München zu gehen, schlug Hofstätter aus. Am 17. März 1840 zog Bischof Hofstätter in Passau ein und übernahm die Leitung der Diözese.

Autoritärer Führungsstil

Sofort beendete er die kollegiale Bistumsverwaltung mit dem Domkapitel, wie sie unter seinem Vorgänger üblich war und reduzierte das Domkapitel zu einem reinen Beratungsgremium. Von seinem Domkapitel verlangte er stumme Widerspruchslosigkeit. Zwei Domherren verzichteten unter diesen Umständen auf ihre Stellen und übernahmen wieder Pfarreien.

Ohne Zweifel war Hofstätter der berühmteste Oberhirte Passaus im 19. Jahrhundert und sicher einer der eigenwilligsten Bischöfe in Deutschland. Während Joseph Görres Hofstätter als den besten Bischof Deutschlands feierte, sah das liberale und antiklerikale Deutschland im Passauer Oberhirten die negative Symbolfigur des deutschen Katholizismus. Er zählte als entschiedener Gegner sowohl des Liberalismus als auch des Protestantismus. So durften während seiner Amtszeit beispielsweise für verstorbene Protestanten nur die Friedhofsglocken, nicht aber die Kirchenglocken geläutet werden.

Es war einer von Hofstätters höchsten Grundsätzen, sich schuldbewusst unter die jeweils höchste Lehrautorität unterzuordnen. Und so war auch seine Loyalität gegenüber dem Papst von herausragender Unterwürfigkeit. Während des Italienfeldzuges fungierte er 1872 auch als Werber für das Heer des Papstes.

Der Seelsorger

Zu Visitations- und Firmungsreisen in die Pfarreien seiner Diözese nahm er sich jeweils einen ganzen Tag Zeit. Bereits kurz nach Beginn seiner Amtszeit erließ er genaue Anweisungen an die Pfarrer, wie bei einem solchen Besuch zu verfahren sei. Er zeigte sich dann als leutseliger, gütiger Kirchenfürst, was ihn bei einfachen Gläubigen sehr beliebt machte.

An den Sonntagen zelebrierte er, sofern er in Passau anwesend war, im Dom St. Stephan regelmäßig das Hochamt und hielt auch meist die Predigt. Die Stelle des Dompredigers ließ er unbesetzt. Auf der Kanzel war Hofstätter vor allem Rechtsgelehrter, Erzieher und Moralprediger. Die Auslegung des Evangeliums nahm bei ihm nur geringen Raum ein.

Der Klerus

Im Bistum war eines seiner Hauptanliegen der Priesternachwuchs. So gründete er 1844 die Knabenseminare St. Valentin und St. Max – den Plan, auch im Schloss Freudenhain ein Seminar einzurichten gab er allerdings aufgrund der allzu großen Entfernung zur Altstadt wieder auf. Eine rigorose Aszese, die dem Bischof selbst eigen war, bestimmte die Erziehung in den Seminarien, aber immerhin hatte das Bistum Passau beim Tod Hofstätters 100 Geistliche mehr als zu Beginn seiner Regierungszeit.

Die Führung und Überwachung der Priester durch den Bischof war streng und autoritär. Hofstätter erließ zahlreiche Verwaltungsvorschriften, deren Einhaltung penibel überwacht wurde. Verfehlungen wurden mit strengen Exerzitien im Kloster Mariahilf oder Amtsenthebung geahndet. Da er zugleich die Amtsautorität seines Klerus stärkte und ihn gegen Angriffe in Schutz nahm, blieb die Autorität des Bischofs unangefochten. Davon abgesehen berief er zahlreiche Ordensleute (zum Beispiel 1856 die Barmherzigen Schwestern) in das Bistum und gründete einige neue Pfarreien.

Kirchenbau und Kirchenausstattung

Ein weiteres Anliegen waren ihm die Kirchen. Er bemühte sich insbesondere um den Bau bzw. die Ausstattung von Kirchen im neugotischen und neuromanischen Stil, kaufte profanierte Kirchen zurück (1842 die Salvatorkirche, 1857 die Franziskanerkirche) und ließ zahlreiche kirchliche Einrichtungen renovieren, wie etwa Mariahilf, St. Severin, Heiliggeist oder die Kapellen des ehemaligen Domkreuzganges. Finanziert wurde dies alles durch besondere Besteuerung der Priester und durch Spenden.

Das Vereinswesen

1853 wurde auf seine Initiative hin in Passau ein Gesellenverein gegründet. Er förderte Handwerker- und Arbeiterinnenvereine und kirchliche Jugendbündnisse. In denjenigen katholischen Vereinen, die damals für den Laien die gegebene Voraussetzungen zu selbständigem katholischem Denken boten, schien der autoritäre Bischof dagegen gefährliche Anzeichen des Laizismus zu erblicken. Selbst das Einschreiten der römischen Kurie konnte ihm von seinem Argwohn gegenüber diesen Vereinen nicht abbringen.

Differenzen mit dem Papst

Lange Zeit beschränkte sich die Kritik an seiner autoritären Amtsführung vor allem auf die liberale Presse außerhalb der Diözese, während er nicht nur auf dem Land, sondern auch bei der städtischen Bevölkerung großes Ansehen genoss. Hofstätter hat sich wegen seiner autoritären und antirevolutionären Gesinnung und durch sein aggressives Vorgehen unter anderem gegen die aufkommende altkatholische Bewegung vor allem gegen Ende seiner Amtszeit mit einigen Bürgern zerworfen.

Er war überzeugter Monarchist und wurde nicht müde, das Kirchenvolk und den Klerus immer wieder zur Treue zum Herrscherhaus und zur Einhaltung staatlicher Regelungen aufzurufen. Doch zunehmend wandten sich auch katholische Kreise gegen eine zu starke Bindung an das Herrscherhaus und befürworteten stattdessen eine stärkere Orientierung am Papst. In Passau bildete sich eine solche ultramontane Gruppierung im Katholischen Casino. Als der Bischof seinen Geistlichen die Teilnahme verbot und der Gruppe den Namensbestandteil „katholisch“ absprach, führte dies zum Konflikt mit dem Verleger der Donau-Zeitung Joseph Bucher, welcher den Ultramontanen nahestand. Als Bucher von Papst Pius IX. mit einem Orden ausgezeichnet wurde, kam dies einem empfindlichen Tadel des Bischofs gleich. Auch bei der Verkündigung des Dogmas von der Unfehlbarkeit des Papstes 1870 geriet der Passauer Bischof aufgrund seiner staatstreuen Haltung in Konflikt mit dem Papst. Die liberale Staatsregierung verbot die Verkündigung des Dogmas in Bayern, was aber nur von Hofstätter als einzigem bayerischen Bischof befolgt wurde. Erst nach einem persönlichen Mahnschreiben wurde das Dogma auch in der Diözese Passau verkündet, und der Bischof forderte die Gläubigen zur Annahme auf.

Der Konflikt mit den Altkatholiken

Doch nun bildete sich gerade in Passau eine verhältnismäßig starke alt-katholische Gemeinde, die von Bischof Hofstätter heftig bekämpft wurde. Mit allen Rechtsmitteln versuchte er, die Überlassung einer Kirche an die Altkatholiken zu verhindern, doch selbst ein Appell an den König blieb erfolglos. Ausgerechnet die Heilig-Geist-Kirche, die sich in städtischem Besitz befand und vom Bischof weitgehend auf eigene Kosten restauriert worden war, musste ihnen überlassen werden.

Auf dieses Verhalten des Magistrates der Stadt reagierte der Bischof außerordentlich gereizt. Er drohte, nicht mehr in Passau zu firmen, tadelte in seinen Predigten die liederliche Lebensweise des Passauer Bürgertums, nahm nicht an der Fronleichnamsprozession teil und ließ stattdessen an der Bischöflichen Residenz schwarze Fahnen anbringen. In einem Hirtenbrief verbot er den Katholiken das Lesen der liberalen Donau-Zeitung, welche die Sache der Altkatholiken unterstützte. Zum Eklat kam es, als Regierungspräsident Felix Friedrich von Lipowski, der sich den Altkatholiken angeschlossen hatte, in Passau zu Besuch war. Der Bischof verfolgte seinen Gast laut auf ihn einredend bis auf die Straße und rief ihm zu, er möge ihn doch gleich auf Oberhaus einsperren lassen, was natürlich beträchtliches Aufsehen erregte.

Ausklang

Was an diesem Bischof exzentrisch erscheinen mag, erklärt sich zum Teil aus seinen Erbanlagen und seiner nach außen hin zwar glänzenden Karriere, die in Wirklichkeit jedoch seinem Charakter nicht in jeder Hinsicht förderlich war. Weil man ihm allzufrüh das Amt des Bischofs übertragen hatte, fehlte ihm sowohl die spirituelle als auch die theologisch notwendige Vorbereitung. Die ihm eigene übermenschliche Gesundheit, über die er bis in die letzten Lebensjahre verfügte, erweckte allzuleicht den Eindruck der Gefühlslosigkeit, obgleich wir zuverlässige Nachrichten besitzen, dass er sich in zahlreichen Fällen um ältere und kränkliche Priester in rührender Weise kümmerte.

In seinem Testament setzte er die Knabenseminare St. Maximilian und St. Valentin zu Haupterben ein und bedachte die Erziehungsanstalt in Fürstenstein mit 1200 Gulden. Nach seinem Tod am 12. Mai 1875 fand er seine letzte Ruhe im Boden des rechten Seitenschiffes im Stephansdom. An ihn erinnert nicht nur ein Gedenkstein mit Büste neben dem Katharinenaltar, sondern auch die Bischof-Heinrich-Straße, deren Namensgeber er ist.

Literatur