Tiefenbach (Landkreis Passau)

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Tiefenbach
Das Wappen von Tiefenbach


Basisdaten
Bundesland: Bayern
Regierungsbezirk: Niederbayern
Landkreis: Passau
Höhe: 373 m
Fläche: 49,67 km²
Einwohner: 6.683 (31. Dezember 2020)
Postleitzahl: 94113
Vorwahl: 08509
Kfz-Kennzeichen: PA
Website: www.gemeinde-tiefenbach.de
Erster Bürgermeister: Georg Silbereisen (CSU)

Tiefenbach ist eine Gemeinde im niederbayerischen Landkreis Passau.

Lage

Die Gemeinde liegt in einem der südlichsten Ausläufer des Bayerischen Waldes nordwestlich der Ilz und nördlich der Donau an der B 85. Nach Passau sind es 9 km, nach Tittling 15 km, nach Grafenau 32 km und zur Bundesautobahn 3 (Ausfahrt Passau-Nord) 7 km. Nachbargemeinden sind Aicha vorm Wald, Passau, Ruderting, Salzweg und Windorf.

Die Pfarrkirche St. Margareta

Ortsteile

Die Gemeinde umfasst die die Gemarkungen Haselbach, Kirchberg vorm Wald und Tiefenbach. Weitere Ortsteile sind Allerting, Antesberg, Bäckerreut, Boderding, Brauchsdorf, Buch, Dornreut, Eben, Eckhof, Epping, Fatting, Frauenmühle, Gablöd, Geferting, Gerlesberg, GernGotting, Götzing, Gramming, Grubmühle, Hafning, Haselham, Haselmühle, Hauzenberg, Hirzing, Hof, Hörmannsberg, Irring, Kafferding, Kiesling, Kronreut, Lapperding, Leithen, Lengfelden, Lindach, Lohhof, Maierhof, Mausmühle, Mittermühl, Moos, Neuhaus, Niedernhart, Oberhaselbach, Oberjacking, Oberkaining, Oberkogl, Oberndorf, Oberöd, Ötzing, Permeting, Petermühl, Alter Pfarrhof, Prexlmühl, Ranzing, Rast, Reisach, Rettenberg, Reut, Ritzing, Rötzing, Schlott, Schmidöd, Schnelling, Schwaiberg, Seining, Streicherberg, Thal, Thalham, Unterjacking, Unterkaining, Unterkogl, Vollerding, Weberreut und Wilmerting.

Geschichte

Die Geschichte Tiefenbachs beginnt mit einer kleinen unscheinbaren Tonscherbe. Sie wurde vor einigen Jahren im Ort Ritzing gefunden. Ihr Alter wird von den Archäologen auf über 6000 Jahre geschätzt. Diese Scherbe gehörte zu einem Tongefäß, das Menschen der Jungsteinzeit fertigten, welche zum Typ der Kulturgruppe von Oberlauterbach gehörten.

Im Gegensatz zu diesem Einzelfund steht die 1000 Jahre jüngere Fundgruppe aus dem Bereich der Ortschaft Götzing. Steinbeile, Schaber und Klingen sowie das Fragment einer Prunkaxt lassen den Schluss zu, dass sich in diesem Bereich ein steinzeitliches Lager befand. Zumindest müssen sich in diesem Bereich aber verstärkt Menschen aufgehalten und bewegt haben. Die geschützte Bergkuppe von Götzing sowie das nahe gelegene Flüsschen Gaißa, welchem die neolithischen Menschen folgten, waren sicherlich ausschlaggebend für die Wahl des Lagerplatzes.

Ob Spähtrupps aus den Römerlagern in Passau die Donau überquerten und bis in den Raum Tiefenbach vordrangen, ist nicht gesichert. Immerhin fand man im 19. Jahrhundert nahe Tiefenbach drei römische Münzen aus der Zeit zwischen 253 und 323 nach Christus, die unter den römischen Münzherren Gallienus, Numerianus und Licinius I. geprägt worden sind.

Weder Bodenfunde noch Schriftstücke liefern Informationen zum frühmittelalterlichen Leben im Raum Tiefenbach. Jedoch kann die Sprach- und Ortsnamenforschung aus den vielen Ortsnamen im heutigen Gemeindegebiet, die aus einem Personennamen und der Nachsilbe „ing“ bestehen, ableiten, dass erste Siedlungs- und Rodungsinseln zwischen 500 bis 700 nach Christus gebildet wurden. Diese Siedlungstätigkeit ist im Zusammenhang mit der sogenannten bayerischen Landnahme zu sehen. Die meisten Orte sind aber sicherlich erst nach 1000 entstanden.

In den folgenden Jahrhunderten begannen sich langsam kirchliche und weltliche Verwaltungsstrukturen herauszubilden. 1190/1200 wird der Ort Tiefenbach in der alten Schreibweise „Tiuphinbach“ in einer Urkunde erstmals erwähnt. Die Erwähnung eines Pfarrers in dieser Urkunde lässt vermuten, dass im Ort bereits eine Kirche stand. Seitt dem 13. Jahrhundert ist unweit des Ortes Tiefenbach eine Burganlage nachweisbar, der Hofmarkssitz hieß Weideneck-Tiefenbach.

Oberster geistlicher Herr und seit 1217 Reichsfürst war der Bischof von Passau. Als Lehensherr vergab er Besitztümer und Anwesen. Seit 1370 hatte die adelige Familie Pühler den als Hofmark bezeichneten Herrschaftskomplex Weideneck-Tiefenbach inne. In den folgenden Jahrhunderten werden noch die Familien Trübenpacher und Sinzl als Hofmarksherren erwähnt, die den Besitz 1690 an den Passauer Bischof Johann Philipp Graf von Lamberg veräußern. Heute zeugt nur noch eine Erhebung vom einstigen Standort des Hofmarksitzes.

Auch Haselbach war jahrhundertelang eine Hofmark, die vom 15. bis 17. Jahrhundert mit dem Namen der Herren von Pfeil und der Herren von Kading in enger Verbindung stand. Über den Ursprung des Schlosses und Hofmarksitzes lassen sich nur Vermutungen anstellen. Außerdem gab es im heutigen Gemeindegebiet noch die Hofmarken Kirchberg v. W. und Hörmannsberg.

Als bedeutendster Hofmarksherr und Schlossherr von Hörmannsberg taucht im 16. Jahrhundert Benedikt Schätzl in den Urkunden auf, wogegen von der Hofmark Kirchberg v. W. ohne festen Hofmarkssitz nur wenig bekannt ist.

Mit der Säkularisation 1803 und der Errichtung des Königreichs Bayern im Jahre 1806 begann auch für das Gebiet von Tiefenbach und seine Geschichte eine ganz neue Zeit. Die Menschen in den Dörfern, Einöden und Weilern wurden zu königlich bayerischen Untertanen; der Bischof als weltlicher Herr eines staatlichen Gebildes wurde seiner Machtbefugnisse beraubt. Eine neue Verwaltungsorganisation, die an Steuerdistrikten orientiert war, wandelte die ehemaligen Hofmarken Haselbach, Kirchberg v. W. und Tiefenbach mit zugehörigen Gebietsanteilen in königlich bayerische Landgemeinden um.

An ihre Spitze wählte man 1818 jeweils einen Gemeindevorsteher und leitete so eine moderne kommunalpolitische Entwicklung ein. Die ab ungefähr 1850 einsetzende Bautätigkeit führt zur architektonischen Veränderung der Ortsbilder.

Beispielhaft steht dafür Tiefenbach, das über einen langen Zeitraum aus 16 „Urhäusern“, dem Mesnerhaus und der Kirche bestand und nunmehr langsam zu wachsen begann. Im Gegensatz dazu schrumpfte das weit ausgedehnte Pfarrgebiet durch Auspfarrungen und Pfarrerhebungen ab 1843 ganz erheblich. Um die Jahrhundertwende erlebte die bisher nur rudimentär vorhandene Infrastruktur eine Fortentwicklung: Wasserversorgungseinrichtungen 1885, Bau der Unteren Waldbahn 1890, Poststellen in Tiefenbach 1899 und Haselbach 1900, Anbindung an die Motorpostlinie 1908.

Trotz der Menschenopfer, die der Erste Weltkrieg gefordert hatte, wuchs die Bevölkerung in den drei Landgemeinden langsam, aber kontinuierlich. Um 1930 wurde in der Gemeinde Tiefenbach erstmals die 1200-Personen-Grenze überschritten. Am 30. April 1945 (1. Mai 1945) endete für Tiefenbach, Kirchberg v. W. und Haselbach mit dem Einmarsch amerikanischer Truppen der Zweite Weltkrieg und die Zeit des Nationalsozialismus. Noch unmittelbar vor Kriegsende waren hier 42 russische Kriegsgefangene exekutiert worden, an die das Russenmahnmal erinnert. Sehr viele heimatvertriebene Schlesier, geflüchtete Ungarndeutsche, ausgebombte Hamburger und befreite russische Kriegsgefangene ließen die Bevölkerungszahlen sprunghaft in die Höhe schnellen und stellten die Gemeinden vor nicht unerhebliche Versorgungs- und Unterbringungsprobleme.

Zugleich mit dem wirtschaftlichen Aufschwung, dem sogenannten Wirtschaftswunder, setzte seit den fünfziger Jahren auch der Aufschwung in den Kommunen ein, der sich in der Schaffung neuer Arbeitsplätze, dem Bau neuer Siedlungen und der Verbesserung der Infrastruktur manifestierte. Eine Zäsur stellte das Jahr 1972 dar, in welchem die bislang eigenständigen Kommunen Haselbach (zum 1. Januar 1972) und Kirchberg v. W. (zum 1. Juli 1972) im Zuge der Gebietsreform in die Gemeinde Tiefenbach eingegliedert wurden. Kurzzeitig bestand ab Mai 1978 auch eine Verwaltungsgemeinschaft mit der Gemeinde Ruderting, die aber bereits im August 1979 wieder aufgelöst wurde.

Wappen

"Gespalten, vorne von Rot und Silber schräg geteilt, darauf ein Panther in verwechselten Farben; hinten in Silber über grünem Dreiberg drei grüne Tannen", so beschreibt die Generaldirektion der Staatlichen Archive in München das Wappen.

Bedeutung

Der Panther dient dabei zur Darstellung der engen Beziehung zwischen den Herren der Burg Weideneck, die seit 1601 im Besitz des Sünzl zu Söldenau stand, und dem Gebiet der Gemeinde. Er stammt aus dem überlieferten Wappen dieser Familie. Die drei grünen Tannen über dem Dreiberg symbolisieren die Zusammenlegung der drei ehemals selbstständigen Vorwaldgemeinden Tiefenbach, Haselbach und Kirchberg vorm Wald.

Politik

Bürgermeister

  • 1. Bürgermeister ist Georg Silbereisen (CSU). Er wurde 2008 mit 65,32 Prozent der abgegebenen Stimmen gewählt und 2014 gegen zwei Herausforderer mit 69,37 Prozent im Amt bestätigt.

Gemeinderat

Der Gemeinderat (20 Sitze + 1. Bürgermeister) setzt sich wie folgt zusammen:

  • CSU: 8 Sitze + 1. Bürgermeister (2008: 8)
  • SPD: 3 Sitze (2008: 4)
  • Grüne: 2 Sitze (2008: 2)
  • Bürgerliche Wähler Tiefenbach e.V. (BW): 3 Sitze (2008: 3)
  • FWG: 4 Sitze (2008: 3)

Projekte

  • Der Naturpark Donauengtal ist ein Projekt, welches im Jahre 2006 beschlossen und am 11. November 2008 wieder beendet wurde. Die Gemeinde war daran beteiligt.
  • Seit über einem Vierteljahrhundert finden jährlich im Oktober die Kulturtage "Tiefenbacher Herbststrauß" statt. In dieses Projekt sind sowohl renommierte Künstler, als auch Nachwuchstalente eingebunden.

Kultur und Tourismus

Sehenswürdigkeiten

Gasthäuser und Hotels (Auswahl)

  • Dreiflüsse-Camping
  • Forellenklause
  • Gasthof Knott
  • Kirchberger Stub'n
  • Kirchenwirt
  • Mausmühle
  • Pizzeria Vesuvio
  • Freibad Haselbach

Wirtschaft

Die Gemeindesteuereinnahmen betrugen im Jahr 1999 umgerechnet 2.438.000 €, davon betrugen die Gewerbesteuereinnahmen (netto) umgerechnet 490.000 €. Es gab 1998 nach der amtlichen Statistik im Bereich der Land- und Forstwirtschaft 4, im produzierenden Gewerbe 345 und im Bereich Handel und Verkehr 187 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort. In sonstigen Wirtschaftsbereichen waren am Arbeitsort 185 Personen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Wohnort gab es insgesamt 2.177. Im verarbeitenden Gewerbe gab es keine, im Bauhauptgewerbe 14 Betriebe. Zudem bestanden im Jahr 1999 181 landwirtschaftliche Betriebe mit einer landwirtschaftlich genutzten Fläche von 2.244 ha, davon waren 768 ha Ackerfläche und 1.472 ha Dauergrünfläche.

Persönlichkeiten

  • Karolina Fehn (1921-2009) war Wirtin in Haselbach und führte "ein Leben für den Stammtisch"
  • Alois Gerlesberger (1934-2017), Bäckermeister und Gemeinderat
  • Josef Höldl (1930-2016), Steinmetz, Grabsteinhersteller und Feuerwehrkommandant
  • Jakob Kerscher (1926-2014), Bäckermeister
  • Siegfried Kroiß, ehemaliger Pfarrer und Ehrenbürger.
  • Alfons Lindner (1924-2003), Tiefenbacher Heimatgeschichtler und Namensgeber für die Grundschule in Tiefenbach.
  • Ludwig Rankl, Tiefenbacher Bürgermeister von 1972-1996 und Ehrenbürger.
  • Sepp Sattler, (* 1830) ein rücksichtsloser, jagdbesessener Schwerverbrecher und Wilderer, der den Gendarm Meisinger 1877 in Haidreuth abschlachtete. Nach der Ermordung setzte eine Treibjagd auf Sattler ein. Im April 1878 wurde er von der Polizei erschossen und in Heining beerdigt.
  • Alfred Schwarzmaier, Tiefenbacher Bürgermeister von 1996-2008 und Ehrenbürger.
  • Maximilian Söldenwagner (1914-2011), Bauer vom Zugsbergergut in Unterkaining.
  • Elias Edbauer (* 2000) Radsportler, Vizeweltmeister der Junioren

Bildung und Erziehung

  • Alfons-Lindner-Schule Tiefenbach (Grund- und Mittelschule), Schulorte Tiefenbach, Kirchberg vorm Wald und Aicha vorm Wald
  • Kindergarten St. Christophorus Tiefenbach-Haselbach
  • Kindergarten Heiliger Johannes der Täufer Tiefenbach-Kirchberg vorm Wald
  • Kath. Kindergarten St. Margareta Tiefenbach

Vereine

  • AGENDA 21 Arbeitskreis Tiefenbach
  • Automobil Historik Club
  • Autosportclub Tiefenbach
  • Bürgerliche Wähler
  • CSU-Ortsverband Tiefenbach
  • DSP-Deutsche Seniorenpartei Ortsverband Tiefenbach
  • Die Grünen - Ortsverband Tiefenbach
  • FC Tiefenbach DJK
  • Förderkreis "Tiefenbacher Herbststrauß"
  • Förderverein Alfons-Lindner-Schule
  • Förderverein der Kreismusikschule Tiefenbach
  • Freiwillige Feuerwehr Tiefenbach
  • FWG-Ortsverband Tiefenbach
  • Gewerbeverband Tiefenbach
  • Imkerverein Tiefenbach
  • Katholischer Deutscher Frauenbund Tiefenbach
  • Reit- und Ponyclub Tiefenbach
  • Rotkreuzgemeinschaft Tiefenbach
  • Seniorenclub Tiefenbach-Haselbach
  • Soldaten- und Kriegerverein Tiefenbach
  • SPD-Ortsverband Tiefenbach
  • Sportschützen Tiefenbach 1874
  • Tennisclub TC Tiefenbach
  • Tiafabegga Feiadeifen
  • Perchten und Hexen
  • Tiefenbacher Bulldogfreunde
  • Tourismus Tiefenbach
  • Verein für Gartenbau und Landespflege Tiefenbach
  • Volkstrachtenverein Jacking
  • Wasserwacht Tiefenbach

Literatur


Städte und Gemeinden im Landkreis Passau
Wappen Landkreis Passau.png

Aicha v.W.AidenbachAldersbachBad FüssingBad Griesbach i.R.BeutelsbachBreitenbergBüchlbergEging am SeeFürstensteinFürstenzellHaarbachHauzenbergHofkirchenHutthurmKirchhamKößlarnMalchingNeuburg a.I.Neuhaus a.I.Neukirchen v.W.ObernzellOrtenburgPockingRotthalmünsterRudertingRuhstorf an der RottSalzwegSonnenTettenweisThyrnauTiefenbachTittlingUntergriesbachVilshofen an der DonauWegscheidWindorfWitzmannsberg