Holzbitzler

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Ein Rechenmacher schnitzt auf einem Bauernmarkt aus Rechenzahn-Rohlingen Edelweiße (Photo: Martin Ortmeier, 2005)

Der Begriff Holzbitzler bezeichnet die Waldler (Bewohner des Bayerischen- und Böhmerwaldes), die das Bitzeln vorwiegend in den Wintermonaten betrieben und bis in die 1960er Jahre Hausgeräte und landwirtschaftliche Handwerkzeuge, außerdem Halbfabrikate (Vorprodukte) aus heimischem Holz herstellten.

Die Produkte

Zu den von den Holzbitzlern hergestellten Gerätschaften gehören Blaubeerkämme Hoabakampen/Hoiwakampln, Heu- und Strohgabeln, Rechen, Kornschaufeln, Kochlöffel und -quirle und Holzschuhe (die sogenannten Böhmschuhe). Auch Sensenknittel, Vogelkäfige und einfache Schnitzereien wurden hergestellt.
In großer Stückzahl wurden Leg- und Scharschindel gefertigt.

Zu den Vorprodukten zählen Siebränder (Siebzargen), Holzstifte für Schuhmacher und Holzdraht. Letzterer wurde von Holzdrahthoblern als drahtdünner Holzstab aus astfreiem Fichtenholz in ein bis zwei Metern Länge hergestellt. Auf Webstühlen wurde der Holzdraht andernorts zu Rollos, Wandbespannungen oder Käsematten weiterverarbeitet. Resonanzholz für den Instrumentenbau konnten in zureichender Menge jedoch stets nur etablierte Sägewerke herstellen.

Soziales

Siebzargen wurden im Inneren Bayerischen Wald vor allem in Winterarbeit aus örtlichem astfreien Nadelholz hergestellt. (um 1910, Bildarchiv Martin Ortmeier)

Holz ist einer der wichtigen Rohstoffe des Bayerischen Waldes und zugleich einer der vielfältigsten. Es dient als Baumaterial, als Werkstoff für Geräte und Möbel und als Brennstoff. Den Holzbitzlern steht in den abgelegenen Mittelgebirgen astarmes, gleichmäßig und engringig gewachsenes Fertigungsholz billig zur Veredelung zur Verfügung. Das wirtschaftliche Prinzip ist, aus geringer Menge preiswerten Werkstoffs unter Einsatz von saisonal reich verfügbarer Arbeitszeit hohe Wertschöpfung zu erzielen.
Die Ware wird gelegentlich von den Bitzlern selbst im Hausierhandel oder auf Märkten, oft jedoch über Zwischenhändler vertrieben.

Die Holzbitzler sind nicht der Handwerksordnung unterworfen. Der Übergang zur kleinindustriellen (manufakturellen) Produktion mit angestellten Arbeitern und Arbeiterinnen ist fließend. Zum Beispiel Bürstenbretter wurden aus Buchholz in dieser Weise hergestellt.

Für die Produktion sind nur wenige Werkzeuge, gelegentlich eine Werkbank mit Schraubstock, gewöhnlich aber nur eine Heinzelbank vonnöten.

Eine Ausstellung

Von der anstrengenden und kraftraubenden Arbeit im Wald, vom kargen Leben der Holzbitzler, von Holzwerkzeugen und Verarbeitungstechniken, die langsam in Vergessenheit geraten, erzählt die Ausstellung Alles aus Holz im Freilichtmuseum Finsterau. Sie wurde 2015 von Martin Ortmeier und Konrad Obermeier im Stadel des Schanzer-Häusls dauerhaft eingerichtet. Holzhauer- und Forstmeisterwerkzeuge wie Axt, Schrot- und Fällsäge vermitteln die Technik des Holzschlagens. Ein beladener Blöcherschlitten zeigt eindrucksvoll das Gewicht, welches ein einzelner Holzzieher sicher ins Tal bringen musste. Das Verzurren der schweren Last war dabei eine Kunst für sich.
Holzbitzler-Werkzeug ist nach Produkten geordnet.

Literatur

  • Josef Blau: Böhmerwälder Hausindustrie und Volkskunst, Bd. 1: Wald- und Holzarbeit, Prag 1917
  • Karl Heinz Eckert: Holzdrahthobler und Holzbitzler, in: Merian-Monatsheft, 1963, Heft 6, S. 35ff.
  • Horst Sauer: Arbeiten im Bayerischen Wald in alten Ansichten. Zaltbommel/Niederlande (Europäische Bibliothek), 1982, ISBN 9789028817753
  • Martin Ortmeier: Schee is gwen, owa hirt. Alte Bilder aus dem Bayerischen Wald. Amberg 2003, ISBN 978-3-95587-062-1

Quellen

Wikipedia

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