Ignaz Neun

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Ignaz Neun. (Foto: Archiv Zue)

Ignaz Neun (*/† unbekannt) war ein in Rotthalmünster wirkender Bader. Zu seinen Aufgaben gehörte neben dem Ziehen von Zähnen und dem Versorgen kleiner Wunden das Rasieren. Er gilt als ein Münsterer Original.

Leben und Wirken

Eine Statistik von 1841 zählt im neugegründeten Landgericht Rotthalmünster neben einem Landarzt und drei Chirurgen auch sechs Bader neuerer Ordnung auf. 1912 werden im Markt Rotthalmünster die approbierten Bader Ignaz Neun und Josef Lackner genannt. Vor allem Ignaz Neun war ein weitum bekannte Bader. Er hatte sich ein medizinisches Wissen angeeignet, das es ihm ermöglichte, sich nebenbei als „ländlicher Hausarzt“ zu betätigen, wobei man den Begriff „Kurpfuscher“ hier beileibe nicht anwenden darf. Er war auch ein Kenner von Heilpflanzen und betätigte sich als Leichenbeschauer. Haarpflege war die sicherste Grundlage der Bader. Dieses Münsterer Original lebte von gering vergüteten Arbeiten wie dem Rasieren der Stammkunden, vom Aderlassen, Blutegelsetzen, Schröpfen und Zahnziehen. Glücklich herausoperierte Zähne wurden meist in Silber gefasst und von den Patienten am Gnadenort abgelegt.

In der Rottaler Zeitung von 1930 ist unter dem Titel „Beim alten Bader“ folgende lustige Geschichte überliefert:

„Bei dem alten Bader Neun hat das Zahnreißen die Stunde fünfzig Pfennig (mit Vergnügungssteuer) gekostet. Das war billig und man hat etwas davon gehabt. Nicht so wie jetzt, wo die Sache in ein paar Minuten abgemacht ist. Der schlitzohrige Neun hat sich Zeit gelassen. Wenn er nur nicht so kurzsichtig gewesen wäre und so oft den ,gawichen‘ (falschen) Zahn herausgeklaubt hätte! Nun, das hat ja schließlich auch weiter nichts auf sich gehabt. Der zweite, den er in Arbeit genommen hat, war dann meistens der richtige.“

Es ist freilich leider herzlich wenig, was wir von diesem ländlichen „Wundarzt“ wissen.

Literatur